Emmerich/Niederrhein. Deutschlands größte Deckenerneuerung kam am Sonntagabend zum Ende. Wie bei der Bauüberwachung der Korruptionsschutz greift.
Die Autobahn GmbH meldete am Sonntagabend, dass die A3 schon komplett befahren werden kann. Die Bauarbeiten konnten früher abgeschlossen.
+++ Das berichtete die NRZ am Sonntagmorgen +++
Deutschlands größte Deckenerneuerung geht auf die Zielgerade: Auf der A3 werden jetzt die Meter angegangen, am Montag, 30. September, soll die Maßnahme abgeschlossen sein. In Fahrtrichtung Oberhausen wurden dann rund 42 Kilometer und in Fahrtrichtung Niederlande rund 39 Kilometer zwischen Emmerich und Hünxe erneuert. Ein Großteil der Abschnitte wurde in Vollsperrung durchgeführt, da die Arbeiten so deutlich schneller und effektiver verlaufen konnten.
Aus Korruptionsschutz klare Trennung
„Die Kompaktheit, die Koordination und die Logistik, die hinter diesem Projekt steckt, ist gigantisch“
Immer mit dabei und quasi am Puls der Baustelle: Ein Team von Bauüberwacher*innen, die prüfen, ob sich die ausführenden Unternehmen an die vereinbarten Vertragsinhalte und Qualitätsstandards halten und den Baufortschritt stetig überwachen. Sie gehören, wie auch die bereits vorgestellten Ausschreiber*innen, dem Geschäftsbereich Bau und Erhaltung an, der in der Niederlassungszentrale am Krefelder Hauptbahnhof seinen Sitz hat. Sie verstehen sich zwar als Team, zwischen den Kolleg*innen gibt es allerdings aus Korruptionsschutzgründen eine klare Trennung.
„Im Prinzip ist eine Deckenerneuerung nichts Besonderes, eine grundhafte Erneuerung mit Entwässerung, Frostschutzeinrichtungen und Lärmschutzwänden ist da schon etwas anderes. Aber die Dimension dieser A3-Maßnahme macht sie dann doch speziell“, sagt der Bauüberwacher Michael van Acken.
Vier-Augen-Prinzip sichert die Bauüberwachung
„Die Kompaktheit, die Koordination und die Logistik, die hinter diesem Projekt steckt, ist gigantisch. Es wird 24 Stunden durchgearbeitet, ständig stehen bis zu 70 Lkw bereit, hinzu kommen zwei Beschicker und Asphaltfertiger, um das sogenannte Inline Pave-Verfahren durchzuführen. Dabei werden Binder- und Deckschicht in einem Arbeitsgang gefertigt. Das Aufgebot an Baumaschinen ist enorm, zahlreiche Gewerke arbeiten Hand in Hand“, beschreibt sein Kollege Christian Tietze. Wie auch Derya Bölükbas gehört er einer neuen Generation von Bauüberwachern an, während van Acken schon seit 1987 für die Autobahn GmbH bzw. die Vorgänger-Institutionen arbeitet.
„Wie überall im Leben macht auch in unserem Bereich der Ton die Musik. Es gehört für uns einfach dazu, auf Mängel hinzuweisen und darauf zu bestehen, dass diese behoben werden. Wenn man hier die richtige Umgangsform findet, ist das auch kein Problem“, berichtet er aus jahrelanger Erfahrung: „Wir geben bei dieser Maßnahme zum Beispiel acht, ob die Qualität der Fräßarbeiten passt, die Ränder sauber ausgeführt wurden und Mindestdicken eingehalten werden. Wir sind beim Einbau der Asphaltschichten dabei, kontrollieren das Mischgut, nehmen Aufmaße und prüfen schließlich auch, ob Markierungen korrekt aufgetragen wurden. Durch ein Vier-Augen-Prinzip sichern sie sich gegenüber der Fachfirmen ab.“
Bauzeitenplan und Arbeitsschutz im Blick
Derya Bölükbas: „Wir überwachen darüber hinaus den Baufortschritt im Vergleich zum Bauzeitenplan, um Verzögerungen zu vermeiden und Fristen einzuhalten und kontrollieren, ob die Arbeitsschutzvorschriften eingehalten werden. Passt etwas nicht, muss eben nachgearbeitet werden. Dass das nicht immer auf Gegenliebe stößt, ist verständlich. Doch genau das ist unsere Aufgabe. In der Regel findet man eine Lösung, da auch die Firmen wissen, dass sie sich an die vertraglichen Vereinbarungen halten müssen.“
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Sie hat ein Bauingenieur-Studium hinter sich, das sie an der Bergischen Universität Wuppertal mit Bachelor abschloss. Seit 2019 ist sie „an Bord“ und macht derzeit einen berufsbegleitenden Master an der Universität Duisburg-Essen. Vier Monate später kam ihr Kollege Tietze hinzu, der Verkehrswirtschafts-Ingenieurwesen ebenfalls an der Bergischen Universität Wuppertal studierte.
Andere Baustellen-Dynamik in der Nacht
Einen anderen Weg ging van Acken. „Ich war zunächst Straßenwärter und habe mich später am Berufskolleg zum Bautechniker weitergebildet. Danach bin ich in die Bauüberwachung gewechselt.“ Allen drei macht ihre Aufgabe sichtbar Spaß. „Vor allem die Bauüberwachung nachts ist spannend, weil die Baustelle eine ganz andere Dynamik hat. Zudem können Nachtarbeiten aufgrund reduzierter Sicht und besonderen Sicherheitsvorkehrungen technisch anspruchsvoller sein. Man erlebt die Baustelle aus einer anderen Perspektive, was die Kontrolle und Koordination zusätzlich herausfordernd und interessant macht“, so Tietze.
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Die A3-Maßnahme befindet sich im Schlussspurt, bestätigt Projektleiter Erdal Zorlu. Nur zwei Terminverschiebungen habe es gegeben, die jetzt aber auf der Zielgerade durch eine Turbobaustelle wieder aufgefangen werden. Viel Arbeit also auch für die Bauüberwacher, die ebenfalls 24/7 vor Ort sind und ein Auge auf die Arbeiten werfen.