Emmerich. Im Förderzentrum Grunewald Emmerich werden rund 150 Schüler mit Herz, Hand und Sachverstand fürs Leben geschult. Dieser Mann ist der neue Leiter.

Dafür, dass „Lehrer“ lange Zeit nicht auf der beruflichen Wunschliste von Torben Teschinsky-Baßfeld stand, hat es der 41-Jährige weit gebracht. Denn seit August ist er Leiter des Kreis Klever Förderzentrums (FZ) Grunewald in Emmerich (https://www.fzg.schule/).

Er sieht dabei die große Chance, Schule und FZ gemeinsam im Team mit Kollegium, Eltern und Schülern weiterzuentwickeln und nach vorne zu bringen. Eine verantwortungsvolle Gemeinschaftsaufgabe. Aber lösbar, da ist sich der neue Leiter sicher: „Wir sind hier für rund 150 Schüler verantwortlich, die großen Förderbedarf haben. Vom Erstklässler bis zum zehnten Schuljahr. Und auch wenn ‚lernen‘ im klassischen Sinne hier nicht immer funktioniert, so wollen wir für das Leben schulen.“ Und genau bei dieser Lebensschulung hilft eine Eigenschaft besonders weiter, die alle Schulverantwortlichen in sich tragen. Teschinsky-Baßfeld: „Wir sind alle Überzeugungstäter.“

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Wie man das wird, obwohl – wie eingangs verraten – „Lehrer“ nicht auf der beruflichen Wunschliste stand? Das verrät uns der Kopf der Förderschule im persönlichen Gespräch.

Neuer Leiter Förderzentrum Grunewald in Emmerich
Torben Teschinsky-Baßfeld löst Judith Greven ab, die in den Ruhestand gegangen ist. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Streetworker war eigentlich der Plan

Das weite Feld „soziale Bildung“ lernte der Schüler Torben schon früh kennen. Nämlich mit 15, als er aus eigenem Impuls heraus ein Schulpraktikum in seiner Heimatstadt Dinslaken in einem Kindergarten ableistete. „Das war schon ungewöhnlich. Ich war wohl der einzige pubertierende Junge, der sich für so ein Praktikum entschied“, lacht er heute. Und das mit weitreichenden Folgen: „Mein Plan war dann, Streetworker zu werden. Oder etwas in Richtung Kinder- und Jugendpsychologie zu machen.“ Nur Lehrer musste es nicht sein, fand er damals.

Dennoch leistete er als Heranwachsender seinen Zivildienst beim Kreis Wesel in der Waldschule in Hünxe ab und kümmerte sich dort um Kinder mit geistiger Behinderung. Das wieder so gut, dass man ihn fragte, ob er nicht doch Lehrer in diesem Bereich werden wollte.

Nicht nur Sonderpädagogik an Förderschulen

Torben Teschinsky-Baßfeld gibt zu, dass er nach dem Zivildienstjahr begann, anders darüber zu denken. „Ich konnte und wollte! Denn ich erfuhr dort, dass Schule so viel mehr war. Mehr als Grundschule und weiterführende Schule, wie ich sie kannte. Nämlich viel breiter aufgestellt. Lebens-orientiert, deutlich auf das einzelne Kind schauend ausgerichtet.“

Grund genug, um ein Studium in Frankfurt zu beginnen und entsprechend abzuschließen. Fürs Referendariat in Recklinghausen ging’s wohnortlich gesehen zurück in die Heimatstadt Dinslaken. In den vergangenen zwölf Jahren arbeitete der mittlerweile begeisterte Lehrer Teschinsky-Baßfeld nicht nur als Lehrkraft für Sonderpädagogik an Förderschulen. Er arbeitete ebenso in einer intensiv pädagogischen Maßnahme und im Gemeinsamen Lernen, wurde ausgebildeter Moderator in der Erwachsenenbildung und durch die Bezirksregierung Düsseldorf beauftragt, verschiedene Facharbeitskreise zu moderieren. Auch als Inklusionskoordinator lernte er viele Schulen kennen.

Seit Mitte 2022 war Teschinsky-Baßfeld stellvertretender Leiter des FZ, bevor er nun „Chef“ wurde.

Neuer Leiter Förderzentrum Grunewald in Emmerich
Das weite Feld „soziale Bildung“ lernte Torben Teschinsky-Baßfeld schon früh kennen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Abschalten auf der Fahrt zum Förderzentrum

Traumjob in einer Traumstadt. Ja. Zumindest beruflich gesehen. Privat ist der dreifache Vater seiner Stadt Dinslaken nämlich treu geblieben. Nimmt dafür die täglichen Autofahrten gerne in Kauf. „Denn Dinslaken ist meine Heimat und die meiner Familie. Auch meine Frau ist Dinslakenerin.“ Ebenso übrigens wie auch sozialpädagogische Fachkraft. Heißt das „Lebenslänglich Pausenhof“? Also Schule immer und überall – zumal jetzt zwei seiner Kinder in die Schule gehen? „Nein!“ lautet die klare Antwort des engagierten und hoch motivierten Leiters des FZ Grunewald. „Wir haben als Ehepartner und Eltern ein Abkommen. Schule ist immens wichtig. Ja. Und durch unsere Kinder und unseren Beruf natürlich stets präsent. Aber Schule darf nicht alles sein.“ Deswegen sperrt das Paar das Thema im privaten Raum auch des öfteren konsequent aus.

Die etwas längeren Fahrten zum FZ Emmerich und zurück nach Hause nutzt der Schulleiter übrigens gerne, um abzuschalten. „Ich mag die Fahrt. Die Landschaft ist schön und ruhig. Die Fahrt bedeutet keinen Stress. Ganz im Gegenteil. Ich bereite mich auf der Hinfahrt innerlich auf die Schule vor und auf der Rückfahrt lasse ich das FZ in Emmerich.“

„Ehemalige SchülerInnen kommen immer wieder hierher zurück, weil sie Danke sagen, weil sie Hilfe brauchen, weil sie gemerkt haben, dass wir für sie da sind und sie unterstützen. Diese Wertschätzung im Nachhinein ist wirklich toll.“

Torben Teschinsky-Baßfeld
Neuer Leiter Förderzentrum Grunewald

Hockey bringt den Ausgleich

Denn Familie heißt, Zeit mit Frau und Kindern zu verbringen. So beispielsweise zum Hockey-Training und zu wechselnden Spielorten zu fahren. Und selbst in dem Bereich aktiv zu werden. „Ich spiele sogar in der Hockey-Elternmannschaft mit“, verrät Teschinsky-Baßfeld der NRZ. Das gleicht den neuen FZ-Leiter aus. Davon profitieren alle.

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Seine Schützlinge in der Stadt am Rhein zeigen übrigens auf ihre ganz eigene Weise dem Grunewald-Kollegium, wie sehr sie „ihre Schule“ schätzen. „Ehemalige SchülerInnen kommen immer wieder hierher zurück, weil sie Danke sagen, weil sie Hilfe brauchen, weil sie gemerkt haben, dass wir für sie da sind und sie unterstützen. Diese Wertschätzung im Nachhinein ist wirklich toll.“

Lehrer-Sein ist eben so viel mehr, als nur zu lehren. Und dann eben auch durchaus ein Traumberuf.