Emmerich. Bei Arthrose kann eine Prothese erforderlich sein. Darüber und über den Knie-Roboter sprach die NRZ mit Dr. Heiko Rüttgers vom Willibrord-Spital.
Wenn die Gelenke schmerzen, dann handelt es sich oft um Arthrose. Oftmals brauchen die Menschen irgendwann eine Prothese, wenn die Gelenke zu sehr verschlissen sind. Die NRZ sprach mit Dr. Heiko Rüttgers, dem Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie dem Leiter des Endoskopiezentrums am Willibrord-Spital, über Arthrose, Prothesen und den Knie-Roboter, der am Emmericher Krankenhaus zum Einsatz kommt.
Dr. Rüttgers, was ist Arthrose?
Es ist der Verschleiß eines Gelenkes. Es bedeutet, dass der Knorpel, der die Gelenkflächen bildet, sich abnutzt und irgendwann Knochen auf Knochen reibt. Das hängt von der Veranlagung ab...
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... ach, nicht davon, wie sehr man die Gelenke belastet?
Die Belastung kommt noch dazu. Wer Gelenke überstrapaziert, nutzt sie schneller ab. Allerdings muss man sagen, der Knorpel ist ein nicht durchblutetes Gewebe und lebt von der Gelenkflüssigkeit. Er muss bewegt werden. Hier gilt das Sprichwort: „Wer rastet, der rostet.“ Ein gewisses Maß an Bewegung ist essentiell für eine gute Gelenkgesundheit.
Wie findet man das richtige Maß?
Das ist sehr individuell. Letztlich hängt es vom Trainingszustand, der Muskelmasse etc. ab. Grundsätzlich ist zum Beispiel ein Kardio-Training weniger belastend für die Gelenke.
Ist bei Arthrose immer ein Gelenk-Ersatz erforderlich?
Nein, nicht immer. Es hängt vom Zustand des verschlissenen Gelenkes ab. Erst einmal probiert man konservative Methoden aus. Zum Beispiel Physiotherapie, denn die Gelenke werden durch Muskeln gestützt. Durch eine Stärkung der Muskulatur kann man das Gelenk entlasten. Dann kann man Schmerzmedikamente verabreichen oder Wärmeapplikationen einsetzen. Wenn es immer noch schmerzt, können Spritzen ins Gelenk gegeben werden. Bei vielen hilft Hyaluronsäure. Nach meiner Erfahrung bei 60 bis 70 Prozent. Das sind individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), die die Patienten selbst zahlen müssen.
Wenn die konservativen Methoden nicht greifen oder ausgereizt sind, dann kommen die Patienten in meine Abteilung. Dann steht bei entsprechenden Beschwerden eine OP an.
Wie läuft das dann bei Ihnen im Spital ab?
Sie kommen zu uns in die Sprechstunde, meist vom Facharzt überwiesen. Wir untersuchen den Patienten und sehen uns die Röntgen-Bilder oder manchmal auch MRT-Bilder gemeinsam an. Hierbei besprechen wir mit dem Patienten, was möglich und sinnvoll ist. Ich zeige es in der Regel an den Bildern. Das ist eindrucksvoller bzw. man versteht es auch einfach besser.
Die Serie „Ärzte antworten“
Die NRZ wird in der neuen Serie „Ärzte antworten“ mit verschiedenen Medizinern des St. Willibrord-Spitals über Beschwerden und deren Therapie sprechen. Die Ärzte klären auf, worum es bei den Beschwerden geht und wie sie die Leiden der Patienten lindern.
Bisher geplant sind Gespräche über den Blinddarm und ob immer operiert werden muss, was man gegen Verstopfung im Alter tun kann, über Arthrose und welche Vorteile der Knie-Roboter bietet, über Bandscheibenvorfälle und was man vorbeugend tun kann, wie man Refluxstörungen behandelt, über immer wieder verschleimte Bronchen und wie das in Emmerich untersucht wird und die Vorteile der Lasertherapie in der Proktologie.
Wir führen dann auch gleich, da es sich ergibt, das Aufklärungsgespräch zur Operation durch. Der Patient bekommt dann zwei Termine, der erste ist für das Narkosegespräch und das Blutabnehmen etc. gedacht. Der zweite ist der Operationstermin. Hier bekommen die Patienten dann auch die Telefonnummer unseres Sozialdienstes (Rehamanagement), ein zeitnaher Kontakt ist hier sehr wichtig, hier kann sich der Pateint dann auch aussuchen, ob die Reha ambulant oder stationär erfolgen soll.
Nach der Operation bleiben die Patienten drei bis sechs Tage stationär, gehen dann anschließend drei Wochen in die Reha.
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Im Willibrord-Spital wird ein Knie-Roboter eingesetzt. Welche Vorteile bietet dieser?
„Das Risiko einer Instabilität und damit Unsicherheit und Schmerzen kann somit fast auf Null gebracht werden. Und das vor dem ersten Sägeschnitt. “
Das Kniegelenk ist kein starres Gelenk wie bei einer Tür ein Scharniergelenk. Es hat mehrere Bewegungsebenen und ist bandgeführt. Hier kommt der Roboter ins Spiel. Er hat ein besonderes Gimmick. Dafür sind zwei kleine Schnitte zusätzlich im Unterschenkel nötig. Dort kommt ein Sender hin, der andere wird am Oberschenkel über den eigentlichen Zugang befestigt. Durch diese kann der Roboter mit seiner Stereoinfrarotkamera die Stellung des Beines im Raum ermitteln. Nach dem Setzen der Sender wird das Bein und die Oberfläche des Gelenkes völlig strahlungsfrei in Echtzeit ermittelt.
Anschließend kann dann mit dem Rechner die Ausrichtung der Prothese in Echtzeit geplant werden. Zusätzlich wird mit dem sogenannten Balancer die Bandspannung über der gesamten Bewegung des Gelenkes bestimmt. So bekommt das neue Knie nicht nur in der Streckung Stabilität, sondern über dem gesamten Bewegungsradius.
Das Risiko einer Instabilität und damit Unsicherheit und Schmerzen kann somit fast auf Null gebracht werden. Und das vor dem ersten Sägeschnitt. Beim Sägen hilft dann der Omnibot. Dies ist der Roboterarm, der uns millimetergenau die dann erforderlichen Sägeschnitte vorgibt, und uns so ermöglicht eine sehr präzise Ausrichtung der Prothese zu erzielen.