Rees/Emmerich. Der Chefarzt der Orthopädie des Willibrord-Spitals Emmerich erläuterte den Einsatz eines Knieroboters bei Operationen. Das kann der Omnibot.
Immer mehr Roboter dringen in unser Leben ein, zum Beispiel als Staubsauger- oder Rasenmähroboter, in der Industrie und neuerdings auch im Servicebereich. Im Emmericher St. Willibrord-Spital unterstützt sogar ein Knieroboter Operationen. Dr. Heiko Rüttgers, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Hand- und Fußchirurgie und Leiter des Endoprothetikzentrums, stellte den OP-Roboter den mehr als 60 Teilnehmern eines Vortrags im Reeser Bürgerhaus vor.
Heiko Rüttgers ist seit Mai 2020 im Emmericher Krankenhaus tätig, erst als Leiter der Unfallchirurgie, seit Juli 2021 hat er den Chefarztposten von seinem Vorgänger Dr. Roland Hilgenpahl übernommen. Ein Jahr später wurde im St. Willibrord-Spital auch der 500.000 Euro teure, in der Schweiz hergestellte, sogenannte Omnibot angeschafft. Mittlerweile wurden in Emmerich mit dem Knieroboter über 600 Operationen erfolgreich durchgeführt.
137.000 Knieprothesen im letzten Jahr
In einer kurzen Einführung gab Dr. Rüttgers einen Überblick über das Leistungsspektrum seiner Abteilung und erklärte einige Grundlagen zur Arthrose, der degenerativen Gelenkerkrankung, die den modernen Gelenkersatz oft erforderlich macht. Im letzten Jahr wurden in Deutschland über 137.000 Knieprothesen eingesetzt.
„Etwa 20 Prozent der Patienten haben danach Schmerzen oder klagen über ein Instabilitätsproblem“, erklärte Dr. Heiko Rüttgers.„Schuld daran sind oft die Seitenbänder, da die Beinachsen ohne genaue Vermessung gesetzt werden.“
Einsatz des Omnibots
Hier kommt jetzt der Omnibot zum Einsatz. Er misst während der gesamten Operation die Beugespannung der beiden Bänder und balanciert diese optimal aus. Nach dem strahlungsfreien Einlesen des Knies in das Navigationssystem plant er die optimale Position und Größe des Implantats und die Sägeschnitte in den Knochen. Dabei gibt der Omnibot in einem Rahmen die Ausrichtung des Schnittblockes vor. Der Hautschnitt, die Weichteilpräparation und auch die Sägeschnitte werden nach wie vor vom Chirurgen im exakt vorgegebenen Winkel durchgeführt.
„Diese robotergestützte Vorgehensweise sorgt für deutlich weniger postoperative Schmerzen, eine besseren Beweglichkeit, eine höheren Stabilität des Kniegelenkes und eine zügigere Mobilität nach der Operation und damit eine schnellere Rückkehr in den Alltag“, erläuterte der Chefarzt.
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Stationärer Aufenthalt von drei bis sechs Tagen
Rüttgers erläuterte den Anwesenden den Ablauf einer solchen Maßnahme, beginnend mit dem ersten Beratungsgespräch. Bei einem weiteren Termin erfolgt die Blutentnahme, gegebenenfalls ein EKG oder weitere Untersuchungen sowie das Narkosegespräch. Die Operation wird mit einem stationären Aufenthalt von drei bis sechs Tagen durchgeführt. Im Idealfall schließt sich eine stationäre oder ambulante Rehabilitation von drei Wochen an.
Für anschließende Fragen hatte der Chefarzt seine Kolleginnen Catherine Maiworm-Darnand (Leitung Physiotherapie im St. Willibrord-Spital) und ihre Vertretung Anna Heger sowie Katja Köppen (Leitung Zentrale Einheit für Sprechstunden und Ambulanzen) mitgebracht.
Weitere Infoabende
Es folgen noch zwei weitere Infoabende zur Endoprothetik mit Dr. Heiko Rüttgers:
Am 27. August 2024 findet die Informationsveranstaltung in der Wasserburg Rindern in Kleve und am 17. September 2024 im Kulturhaus „Rheder Ei“ in Rhede statt .Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 17.30 Uhr und dauern ca. 90 Minuten, der Eintritt ist frei, für das leibliche Wohl ist gesorgt. Um Anmeldung unter 02822-73-1100 wird gebeten.
Einsetzbar bis ins hohe Alter
Im Rahmen der Fragerunde erläuterte der Mediziner, in welchen Fällen der künstliche Gelenkersatz sinnvoll ist und dass dieser bis ins hohe Alter eingesetzt werden könne, da die Operation den Körper relativ wenig belaste. Er ging auch auf die Haltbarkeit der neuen Gelenke ein. „80 Prozent der Gelenke halten 25 Jahre, dabei handelt es sich um eine Statistik und nicht um ein Mindesthaltbarkeitsdatum“, so Rüttgers. Die Gelenke können in diesen 20 Prozent der Fälle erst nach 20 Jahren oder bereits nach einem Jahr ausfallen.“
Viele Teilnehmer fragten auch, wann sie nach einer Operation wieder arbeiten, gehen oder Auto fahren können. Die Rehabilitation hängt von verschiedenen Faktoren ab, liegt aber in der Regel zwischen sechs und zwölf Wochen.