Rees-Haldern. Beim zweiten Haldern Pop-Tag konnte viel getanzt werden. Fontaines D.C. waren stark. Wessen Liebesbrief an die Bundesrepublik begeisterte.
Der zweite Tag beim 41. Haldern Pop Festival, präsentiert von der NRZ, war phänomal. Die Hauptacts wie Fontaines D.C. und Chilly Gonzales zündeten und einige verheißungsvolle Talente wie Fat Dog, Picture Parlour oder Moon Hooch, rissen die Bude ab. So wünscht man sich das: Die Lieblinge abfeiern, Neuheiten für sich entdecken.
Auch die neuen Lieder der Fontaines D.C. wurden gefeiert
Natürlich waren alle gespannt auf die Fontaines. Und die Iren lieferten ab, wie ein wahrer Hauptact. Ob die älteren Hits wie „Big“ oder „Boys in the Better Land“, die viele mitsingen konnten, oder noch unbekannte Lieder, die auf dem neuen Album „Romance“ am 23. August erscheinen, das Publikum ging voll mit. Wahnsinn, wie extatisch das treibende „I Love You“ abgefeiert wurde. Da hängt man aber auch an dieser Wortgewalt mit dem irischen Akzent. Zum Abschluss die recht neue Single „Starbuster“ war nochmal ein weiteres Highlight.
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Ihr Gitarren-Sound klang sehr gereift. Handwerklich hat die Band es wirklich drauf. Die neuen Kompostionen sind nochmal ein Schritt nach vorne. Aber ein Punkt stößt bitter auf: Die Fontaines nehmen keinen Kontakt zum Publikum auf. Das wurde von vielen vermisst.
Liebesbrief an die Bundesrepublik
Das ist wiederrum eine Spezialität eines anderen großartigen Künstlers: Chilly Gonzales, der natürlich in Bademantel und -latschen auf die Bühne kam. Sein Klavierspiel wirkt so virtuos, dass jeder Laie das erkennt; sein Humor kommt so herrlich rüber, damit fängt er jeden ein; sein Entertainer-Talent ist perfektioniert, jede Pointe, jeder Handgriff sitzen. Der Wahl-Kölner aus dem frankophonen Teil Kanadas spricht mit seinem köstlichen Akzent Deutsch und spielt mit seiner Sprachfähigkeit, selbst in seinen Kompositionen. Einfach Genial.
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Zwei Liebeserklärungen berührten das Publikum. Gonzales ist in den Philharmonien und Konzerthäusern der Welt zu Gast, sagt dann aber: „Warum sollte ich mein Leben damit verschwenden, im Elfenbeinturm zu spielen, wenn ich hier sein kann in Haldern?“ Und dann spielt er einen neuen Song vom bevorstehenden Album „Gonzo“, das am 13. September erscheint. Eine, wie er mit großem Habitus nachschlug, „ofenfrische“ Weltpremiere, in der er erklärt, warum er gerne hier lebt. Sein „Liebesbrief an die Bundesrepublik“. Schön, dass ein Ausländer das den Deutschen mal vorhält, wie gut sie es hier haben.
Moon Hooch? Bravo!
Schon mal Saxophone in so einem Zwiegespräch gehört? Bei Moon Hooch um Mitternacht bebte das Spiegelzelt zu den Rhythmen des Drummers und diesem unglaublich gutem Saxophon-Spiel der New Yorker. Alle tanzten: vor der Bühne, hinten im Zelt, vor der Leinwand im Biergarten. So viel Energie, so ein beeindruckender Sound, bravo!
Eine ähnlich gute Party verschafften Fat Dog dem Publikum im Spiegelzelt. Ihr Eletro-Punk mit wummernden Beats, auch hier mit starkem Saxophon-Spiel, begeisterte das Publikum. Auch hier tanzte das ganze Zelt. Einfach ansteckend. Haldern Pop hat sich nach solchen Partys gesehnt, so der Eindruck.
Picture Parlour waren stark
Richtig überzeugend waren auch Picture Parlour. Die englischen Neulinge kamen sehr rockig rüber. Katherina Parlours Stimme kann diese Hymnen tragen. Dazu das gelungene Saitenspiel der Gitarristinnen. Da konnten sich viele erfreuen.
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Richtig gut waren auch die Österreicher Sharktank. Mit großer Spielfreude brachten sie ihre leicht zugänglichen Lieder, die gute Laune vermitteln, rüber. Das zauberte ein Lächeln ins Gesicht.
Der Sommer-Sound des Devandra Barnhart
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Eine echte Marke ist auch Devandra Barnhart, der mal über die Hauptbühne stolzierte, dann wieder philosophisch daher kam, wenn er sich auf metaphysische Weise Rat holte. Der unaufgeregte Sommer-Sound des US-Latinos passte in die Nachmittagssonne. Ein Hauch Melancholie kam durch den Cumbia Südamerikas mit rüber.
Am Samstag stehen dann noch weitere Höhepunkte mit Villagers oder Susan O‘Neill mit Stargaze an.