Emmerich/Rees. Fahrbahnerneuerung an der A3: Die Termine für die weiteren Sperrungen mit Vollsperrungen stehen fest. Wann Pendler damit rechnen müssen.
Die größte Deckenbau-Maßnahme auf deutschen Autobahnen in diesem Jahr wird fortgesetzt. Wegen einer Fahrbahnerneuerung zwischen den Anschlussstellen Emmerich-Ost und Emmerich in Fahrtrichtung Arnheim steht von Montag, 19. August, 19 Uhr, bis Dienstag, 20. August, 5 Uhr, nur ein Fahrstreifen zur Verfügung. Zudem ist die Auffahrt der Anschlussstelle Emmerich-Ost in Fahrtrichtung Arnheim gesperrt.
Dann geht es weiter. Es wird zwischen den Anschlussstellen Rees und Hamminkeln von Freitag, 23. August, 22 Uhr, bis Freitag, 30. August, 5 Uhr, in Fahrtrichtung Oberhausen gearbeitet. Weiter geht es dann zwischen den Anschlussstellen Emmerich und Emmerich-Ost in Fahrtrichtung Oberhausen von Freitag, 13. September, 22 Uhr, bis Sonntag, 15. September, 5 Uhr.
Turbobaustelle ab 16. September
Danach führt die Autobahn GmbH eine 196-stündige „Turbobaustelle“ durch, bei der auf rund 169.000 m² Fahrbahn die Asphaltdecken erneuert werden: Zunächst wird der im Juni abgesagte Bauabschnitt in Fahrtrichtung Niederlande zwischen den Anschlussstellen Rees und Emmerich-Ost von Montag, 16. September, 9 Uhr, bis Freitag, 20. September, 12 Uhr, durchgeführt. Quasi direkt im Anschluss, nämlich von Freitag, 20. September, 22 Uhr, bis Dienstag, 24. September, 12 Uhr, folgt der ursprünglich für zwei September-Wochenenden geplante Bauabschnitt vier in Fahrtrichtung Niederlande zwischen den Anschlussstellen Wesel und Hamminkeln.
+++ Abonnieren Sie den Kanal NRZ Emmerich auf WhatsApp +++
Den Abschluss der Gesamt-Maßnahme bildet der Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Emmerich-Ost und Rees in Fahrtrichtung Oberhausen von Mittwoch, 25. September, 22 Uhr, bis Montag, 30. September, 5 Uhr. Alle Abschnitte werden während der Arbeiten vollgesperrt, Umleitungen sind eingerichtet. Informationen zu dem Projekt gibt es hier: www.autobahn.de/planen-bauen/projekt/a3-deckenerneuerung-zwischen-emmerich-und-huenxe-1.
+++ Das hat die NRZ zuvor berichtet +++
Ende August geht es weiter mit der größten Deckensanierung auf deutschen Autobahnen. Zwischen den Anschlussstellen Emmerich und Hünxe wird die A3 fit gemacht für die kommenden Jahre. Die Deckenerneuerung umfasst die Erneuerung der Asphaltdeck- und Asphaltbinderschicht in beiden Fahrtrichtungen. Die Erneuerungsstrecke erstreckt sich in Fahrtrichtung Oberhausen rund 42 Kilometer und in Fahrtrichtung Niederlande über insgesamt rund 39 Kilometer. Es gleicht einer logistischen Meisterleistung, denn schließlich muss in den knapp bemessenen fünf Bauabschnitten je Fahrtrichtung alles passen. Mitte April begannen die Arbeiten zwischen den Anschlussstellen Hamminkeln (5) und Wesel (6) in Fahrtrichtung Oberhausen sowie zwischen Emmerich-Ost (3b) und Emmerich (3a) gen Niederlande.
Alter Asphalt wird recycelt
Projektleiter Erdal Zorlu schildert die Arbeiten: „Zunächst fräsen wir den alten, schadhaften Asphalt bis auf zwölf Zentimeter Tiefe ab. 200 Lkw pro Stunde transportieren die abgefräste Fahrbahndecke ab, sie wird recycelt. Wiederum etliche hunderte Lkw fahren dann den neuen Asphalt heran, der bei 160 Grad in zwei Schichten aufgetragen und gewalzt wird. Er kühlt schließlich 24 Stunden aus.“ Die enormen Mengen wurden und werden aus neun Mischwerke zwischen Dortmund und dem Emsland gebracht beziehungsweise von dort geholt. Das alte Material kann nach einer Aufbereitung wiederverwertet werden.
Drei Ausschreiber waren involviert
„Bei dieser Maßnahme steckt schon deutlich mehr dahinter als bei einem normalen Deckenbau“, sagt Uwe Toleikis, der zusammen mit seiner Kollegin Hannah Weil und einem weiteren Mitarbeiter die Ausschreibung zu dieser Mammut-Maßnahme fertigte. Toleikis ist dabei einer der „alten Hasen“ der Autobahn GmbH. Erfahrungen aus knapp 35 Jahren haben aus dem Bau-Ingenieur einen wahren Experten gemacht. „Ich habe schon einiges erlebt. Viel Positives, aber auch manches Negative“, so der 62-Jährige. Erfahrungen, die er gerne mit Weil teilt. Sie ist seit 2022 dabei und kam damals direkt nach dem Abschluss ihres Bauingenieur-Studiums mit dem Schwerpunkt Straßenbau an der RWTH Aachen zur Autobahn GmbH. „Ich weiß schon jetzt, dass ich aus dieser Zusammenarbeit viel mitnehme“, sagt die 32-Jährige.
Maßnahme musste unterteilt werden
Die Länge der Maßnahme macht sie so besonders: „Wir haben schnell gemerkt, dass das Bauvolumen zu groß ist, um es am Stück und nur von einem Auftragnehmer durchführen zu lassen. Denn auch für die ausführenden Firmen ist eine solche Größenordnung nicht alltäglich und gerade deswegen auch nicht attraktiv. Sie wären mehr oder weniger ein Jahr vom Markt. Deswegen haben wir sie in zwei Baustellenbereiche mit je fünf Bauabschnitten unterteilt und diese getrennt ausgeschrieben“, schildert Weil. Dabei spielen zahlreiche Aspekte in eine solche Ausschreibung, die Dauer und der Bauzeitraum sind nur zwei davon.
Vollsperrung macht Arbeiten angenehmer und effektiver
Dass bis auf einen Bauabschnitt alle unter Vollsperrung durchgeführt werden sollen, macht die Arbeiten deutlich angenehmer und effektiver. Der Auftragnehmer kann so ungestört und deutlich schneller arbeiten. Gleichzeitig erfordert es aber auch von allen Beteiligten, also von den Kommunen, von Straßen.NRW und von den Ordnungsbehörden, perfekt abgestimmte und lückenlose Verkehrspläne, um die Umleitungsrouten festzulegen. Generell werde am liebsten über das Autobahn-Netz umgeleitet, was aber in diesem Fall nicht möglich war.
„Teufel steckt meist im Detail!“
„Wir untersuchen zusammen mit unseren Kollegen im Vorfeld natürlich auch sehr genau, was wir für eine Bausubstanz vor Ort vorfinden und was wir einbauen wollen. Auch mögliche Hindernisse gehören dazu. So ist zum Beispiel ein Deckeneinbau auf Brückenbauwerken deutlich schwieriger als auf der normalen Strecke, das muss bedacht werden. Auch die Logistik wird in der Ausschreibung festgelegt. Wir wollen von den Firmen hören, wie viele Lkw zur Verfügung stehen, wie viele Personen zu welchen Zeiten arbeiten, und wohin der alte Asphalt zur Aufbereitung kommt, woher der neue. Der Teufel steckt meist im Detail“, weiß Toleikis, der 1989 seinerzeit nach seinem Bauingenieur-Studium an der Bergischen Universität und Gesamthochschule Wuppertal mit der Vertiefung Verkehrsbau zum Rheinischen Autobahnamt kam.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg
- Emmerich: Schneegestöber im Kreis Kleve
- Emmerich: Das bietet der Weihnachtsmarkt in Praest
- Isselburg: Autofahrer stirbt nach Kollision
- Emmerich/Rees: Diese Übergänge der Bahn werden voll gesperrt
- Rees: Die Nationalparkdiskussion in Rees
Im Juni 2023 ging es los
Im Juni 2023 begannen die Ausschreiber ihre Arbeit für diese Maßnahme, ein halbes Jahr später waren sie fertig und es wurde schließlich Europa-weit ausgeschrieben. Über entsprechende Plattformen bekommen die Baufirmen die Unterlagen zur Verfügung gestellt und können in der Folge innerhalb von 35 Tagen ihre Angebote abgeben. Der Zuschlag erfolgte schließlich im Februar 2024.
Über die Autobahn GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes ist verantwortlich für die Planung, den Bau, den Betrieb, die Erhaltung, die Finanzierung, das Verkehrsmanagement sowie die vermögensmäßige Verwaltung der Bundesautobahnen. Seit dem Betriebsstart am 1. Januar 2021 vereint die Autobahn GmbH die Vorteile einer zentral aufgestellten Organisation mit den Stärken der regionalen Verankerung ihrer zehn Niederlassungen. Mit mehr als 13.000 Kilometern Autobahnnetz ist die Gesellschaft einer der größten Autobahnbetreiber Europas.
Die Niederlassung Rheinland mit Hauptsitz in Krefeld betreibt rund 1200 Kilometer Autobahn entlang der Rheinschiene und im westlichen Ruhrgebiet. Zur Niederlassung gehören die Außenstellen in Köln, Essen und Euskirchen. Vor Ort sorgen 15 Autobahnmeistereien für fließenden Verkehr. www.autobahn.de
Ist dieser erfolgt, sind die Ausschreiber nur noch bei Fragen oder Problemen involviert. Denn wer ausschreibt, darf aus Gründen der Korruptionsvorbeugung nicht überwachen. Die Bau-Überwacher und die Kollegen vom Nachtragsmanagement übernehmen dies. Auch die Prüfstelle Düsseldorf ist mit im Boot. Sie überwacht durch zahlreiche Proben die Qualität des eingebauten Asphalts.
Maßnahme wird wissenschaftlich begleitet
Hinzu kommt bei dieser Maßnahme sogar eine wissenschaftliche Begleitung: Vor dem Hintergrund immer kürzer gefasster Bau- und Ausführungszeiträume werden Asphaltuntersuchungen zur Ableitung einer verfrühten Verkehrsfreigabe nach Fertigstellung der Asphaltdeckschicht durchgeführt.
„Auch die Logistik wird in der Ausschreibung festgelegt. Wir wollen von den Firmen hören, wie viele Lkw zur Verfügung stehen, wie viele Personen zu welchen Zeiten arbeiten, und wohin der alte Asphalt zur Aufbereitung kommt, woher der neue.“
Ziel ist, einen Erfahrungsschatz und Datenpool im Rahmen von Deckenerneuerungen zu schaffen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse sollen in Zukunft fertiggestellte Verkehrsflächen möglicherweise verfrüht – vor Ablauf der vorgeschriebenen Auskühlfristen – aus bautechnischer Sicht freigeben werden können.
Auf der A3 wird ab dem 23. August für eine Woche die Strecke zwischen den Anschlussstellen Rees und Hamminkeln in Richtung Oberhausen angepackt, im September folgen dann die restlichen Bauabschnitte – auch die, die im Frühjahr aus logistischen Gründen und wegen drohender Streikmaßnahmen verschoben werden mussten.