Emmerich. Zu Ostern wurden wahrscheinlich asbesthaltige Platten im Teich vergraben. Juristisches Verfahren dauert an. Stück vom Zaun nun in Untersuchung?
- In einem Garten in Emmerich befanden sich womöglich asbesthaltige Platten.
- Statt fachgerechter Entsorgung sind die Platten nachts wohl zerschlagen worden.
- Dann wurden die Platten wahrscheinlich im Teich vergraben.
- Verfahren vor Gericht gegen einen Mann läuft weiterhin.
- Es fehlt die Anordnung, dass die Platten aus dem Teich beseitigt werden müssen.
- Der Kreis Kleve wartet auf die juristische Aufarbeitung.
Wie steht es um die wahrscheinlich im privaten Garten zerschlagenen und womöglich asbesthaltigen Eternitplatten am Frankenstraße in Emmerich? Die NRZ berichtete im Juni von der Nacht-und Nebel-Aktion zu Ostern 2024. Aber nach wie vor sind die Platten in dem ehemaligen Teich vergraben.
Polizei kam mit einer Spezialfirma
Am Freitag, 30. August, war die Emmericher Polizei in Begleitung einer Spezialfirma – wohl für die Entsorgung solcher Asbestplatten – bei Pierre Stürmer, dem Nachbarn auf der Frankenstraße, der das Thema öffentlich angestoßen hat. Denn der beschuldigte Nachbar, gegen den ein Verfahren bei der Staatsanwalt Kleve anhängig ist, lasse die Polizei nicht auf sein Grundstück. Offenbar konnte die Spezialfirma aber nach NRZ-Informationen ein Stück bekommen, das womöglich von dem alten Zaun stammt, der ansonsten nun im Teich vergraben ist. Damit lasse sich schon mal untersuchen, ob die Eternitplatten tatsächlich asbesthaltig sind. Vorausgesetzt es ist ein Teil der fraglichen Zauns.
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Von offizieller Seite gibt es bisher keine weitere Auskunft. Die Polizei verweist auf die zuständige Staatsanwaltschaft. Oberstaatsanwalt Johannes Hoppmann erklärt, dass „die Ermittlungen in dem gegenständlichen Verfahren noch fortdauern“. Derweil wird allerdings der Kreis Kleve nicht aktiv. Denn hier wartet man darauf, dass der Fall juristisch geklärt wird.
+++ Das hatte die NRZ bisher berichtet +++
„Als Nachbar würde ich auf die Barrikaden gehen“, sagt Steffen Borth, Geschäftsführer der Stadtwerke Emmerich. Er spricht damit nicht nur über einen krassen Fall, der womöglich nicht nur ein Umweltdelikt darstellt, sondern auch über eine völlig verrückte Nacht-und-Nebel-Aktion. Derjenige, der einen wahrscheinlich unverantwortlichen Umgang mit asbesthaltigen Eternitplatten am Frankenstraße in Emmerich-Speelberg aufdeckt, ist Pierre Stürmer: „Wenn das in den Niederlanden passiert, dann wird das ganze Wohngebiet gesperrt und es kommen Leute in weißen Schutzanzügen“, sagt der 59-jährige Niederländer.
Zaun mit Eternitplatten vor vielen Jahren errichtet
Was war passiert? An der Frankenstraße 26 wohnte ein älterer Herr, der wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten einen Zaun mit Eternitplatten errichtet hat. Früher waren solche Platten meist asbesthaltig. Werden sie beschädigt, werden sehr gesundheitsschädigende Asbest-Sporen freigesetzt, die über die Atemwege aufgenommen werden. Erst viele Jahre später taucht nicht selten Krebs in der Lunge und benachbarten Organen auf.
Der Mann ist gestorben. Inzwischen hat ein rumänisches Paar die Immobilie gekauft. Sie sprechen kein Deutsch, haben offenbar mit Leiharbeitern in Emmerich zu tun. Denn ein „Hausmeister“ der Leiharbeitsfirma fungiert als Kontaktmann. Ihm wurde mitgeteilt, dass diese acht bis zehn Zaun-Elemente eben Eternitplatten sind, die fachmännische entsorgt werden müssten, versichert Stürmer: „Da sorge ich für“, soll er geantwortet haben.
Nacht- und Nebel-Aktion an Karfreitag
Das lief dann sehr wahrscheinlich so ab: In der Nacht von Karfreitag auf Samstag, 30. März, kam eine Gruppe Männer in den Garten, die dort Arbeiten verrichtete. Pierre Stürmer konnte das sehen, weil er eine Kamera auf seinen Garten gerichtet hat. An einer Stelle hat der Zaun des Nachbarn ein recht großes Loch. Das Video, das die NRZ gesehen hat, zeigt, wie die Männer an dem Teich arbeiten und auf etwas hämmern.
Am nächsten Tag waren die Eternitplatten weg, der etwa zehn bis 15 Meter lange und fünf bis sechs Meter breite Teich, wo zuletzt Koi-Karpfen gehalten wurden, war zugeschüttet. Die Folie des Teiches hatten sie vorher entfernt. Es ist also davon auszugehen, dass die Männer die Platten im Teich zerschlugen und dann die Erde drüber schaufelten. Vor allem für die Männer, aber auch für die Nachbarn kann die Sporenbelastung, sollten es asbesthaltige Platten sein, sehr schädlich sein.
Verfahren gegen den Mann läuft weiter
Am 3. April hat Pierre Stürmer bei der Polizei Anzeige erstattet. Auch die Untere Wasserbehörde des Kreises Kleve und die Stadtwerke Emmerich wurden über die Vorgänge informiert. Inzwischen gibt es auch zwei Verfahren gegen das rumänische Paar. Während das Verfahren gegen die Frau wohl eingestellt wird, muss der Mann sich weiter verantworten. Nach NRZ-Informationen hat der Mann die Tat auch gestanden, wusste aber nicht, dass das verboten sei.
Aber Pierre Stürmer, der nebenan gerade sein Haus ausbaut, fragt sich, was denn nun mit den Platten geschieht? Gefährdet das Asbest nicht das Grundwasser? „Ich habe ein ungutes Gefühl. Ich ziehe kein Grundwasser, aber andere Nachbarn wohl. Einer muss dafür sorgen, dass die Platten raus kommen.“ Stürmer, der seit 2008 in Emmerich lebt, geht es ums Prinzip. Er mag sich nicht ausmalen, dass irgendwann mal andere Leute an der Frankenstraße 26 wohnen, nichts von den Platten wissen und den Garten umgraben. Es müsse doch was passieren.
Stadtwerke gehen von Beseitigung der Platten aus
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Steffen Borth bestätigt: „Vergangene Woche wurde der Wasserwerks-Meister über den Sachverhalt informiert.“ Allerdings nicht so detailliert, wie ihm die NRZ nun vorlegen konnte. Und er beruhigt: „Es besteht keine akute Gefahr für das Grundwasser. Die Platten sind zu beseitigen, nicht umgehend, aber man sollte das nicht auf die lange Bank schieben.“ Die Stadtwerke als Wasserversorger hätten aber keine Handhabe. Schlussendlich müsse das aber die Untere Wasserbehörde anordnen. Mit dieser haben die Stadtwerke inzwischen Kontakt aufgenommen. Man warte auf eine Rückmeldung und werde das nachhalten. Denn für die Stadtwerke gelte es, nach Partikeln im Wasser zu suchen, die das Grundwasser schädigen.
Der Kreis Kleve hält sich allerdings bedeckt: Man dürfe sich aktuell nicht zu dem Fall äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. Von der Rechtssprechung sei abhängig, ob und wie der Kreis Kleve gegebenenfalls tätig werden muss.