Duisburg. Bei Thyssenkrupp in Duisburg hat es einen tödlichen Unfall gegeben. Die Kriminalpolizei ermittelt, eine Obduktion ist angeordnet. Fragen sind offen.

Bei Thyssenkrupp in Duisburg hat sich in der Nacht auf Samstag ein tödlicher Arbeitsunfall ereignet. Ein 31-Jähriger ist um 3.10 Uhr auf dem Werksgelände an der Kaiser-Wilhelm-Straße in Bruckhausen ums Leben gekommen, berichtet die Polizei. Demnach klemmte sich der Duisburger nach bisherigem Kenntnisstand mit einer Arbeitsbühne zwischen einem Sicherungsgeländer und der Decke ein.

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Rettungskräfte leisteten noch an der Unfallstelle Reanimationsmaßnahmen und brachten den Mann in ein Krankenhaus, wo er kurze Zeit später verstarb, informiert die Polizei. „Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Unfallursache aufgenommen“, heißt es weiter. Auf dem Werksgelände wurden bereits Zeugen befragt, erklärt eine Sprecherin der Polizei. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ordnete eine Obduktion des Verstorbenen an. Das Amt für Arbeitsschutz erhielt Kenntnis von dem Vorfall.

Thyssenkrupp Steel teilt auf Nachfrage der Redaktion mit: „Wir sind tief betroffen über das tragische Ereignis vom Wochenende. Unsere Gedanken sind bei Familie und Freunden des tödlich Verunglückten. Wir bitten um Verständnis, dass wir angesichts der laufenden Untersuchungen heute keine weiteren Angaben machen wollen“, so ein Sprecher am Montagnachmittag.

Bei Thyssenkrupp hat es am Samstag (25. Januar) in Duisburg einen tödlichen Arbeitsunfall geben. (Archivfoto)
Bei Thyssenkrupp hat es am Samstag (25. Januar) in Duisburg einen tödlichen Arbeitsunfall geben. (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Unklar ist deshalb, wo es auf dem Werksgelände zu dem tragischen Vorfall kam. Aus Mitarbeiterkreisen heißt es aber, dass der Unfall im Oxygenstahlwerk 1 in Bruckhausen passiert ist. Offen ist die Frage, ob der Unfall zu einer Überprüfung der Arbeitssicherheit führt.

Der Sprecher wollte sich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht dazu äußern, ob es sich bei dem Verstorben um einen Leiharbeiter oder um einen festangestellten Mitarbeiter von Thyssenkrupp handelt. Konkreter wird die Staatsanwaltschaft: Eine Sprecherin teilt mit, „dass der Verstorbene nach den bisherigen Erkenntnissen nicht unmittelbar bei dem betroffenen Unternehmen als Arbeitnehmer angestellt war und vielmehr dort über ein Subunternehmen zum Einsatz kam.“

Thyssenkrupp in Duisburg: Der Tod von Refat Süleyman blieb unaufgeklärt

In den vergangenen Jahren wurden mehrere Arbeitsunfälle bei Thyssenkrupp bekannt. So gab es 2023 drei Todesfälle beim Konzern: allesamt bei sogenannten „Partnerfirmen“ des Essener Stahl- und Industriegüterriesen. Für überregionales Aufsehen sorgte der tödliche Unfall eines Leiharbeiters 2022 in Duisburg: Refat Süleyman ertrank im Oktober in einem Schlammbecken nahe einem Hochofen von Thyssenkrupp Steel.

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Der 26-Jährige arbeitete bei der Firma Buchen Umweltservice (Remondis-Gruppe), die mit Reinigungsarbeiten auf dem Gelände beauftragt war. Nach dem Tod Süleymans demonstrierten Hunderte Menschen in Duisburg. Viele Bulgaren glauben an Mord und Vertuschung. Auch Medien in Bulgarien und der Türkei griffen das Thema auf und heizten die Stimmung immer wieder zusätzlich an.  Im Frühjahr 2024 stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein. Ein „strafrechtlich vorwerfbares Handeln oder Unterlassen“ eines „verantwortlichen Dritten“ sei demnach nicht festgestellt worden, begründete die Staatsanwaltschaft.

Kritik an der Leiharbeiter-Praxis

Im Zusammenhang mit der Ausbeutung bulgarischer und rumänischer Arbeitskräfte kritisiert auch die Sozialwissenschaftlerin Dr. Polina Manolova von der Universität Duisburg-Essen eine Leiharbeiter-Praxis. So baue der Marxloher Arbeitsmarkt auf die Vergabe von Unteraufträgen auf, „bei der die Einstellungspraktiken an Dritte ausgelagert werden“. Charakteristisch sei „ein komplexes Netz von Untervergabevereinbarungen, das aus einem Kern von multinationalen Personalkonzernen, einer Zwischenschicht regionaler interner Auftragnehmer und einem breiten Netz kleiner lokaler Dienstleister und Arbeitsvermittler besteht“, hatte Polina Manolova im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.

Zu den miserablen Arbeitsbedingungen, vor allem in der industriellen Reinigung, sagte Manolova: „In Marxloh haben wir zahlreiche Berichte über Arbeitsunfälle und gefährliche Arbeitsbedingungen gesammelt, die zu schweren Verletzungen und langfristigen Gesundheitsproblemen bei den Arbeitern führen.“ In den meisten Fällen seien die Unfälle aufgrund des Drucks durch Arbeitgeber nicht gemeldet worden.

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