Duisburg. Die Sana Kliniken und das Bethesda planen in Duisburg enge Partnerschaft. Steht an deren Ende ein großes Krankenhaus an einem Standort? Die konkreten Pläne.

Die Sana Kliniken Duisburg und das Bethesda Krankenhaus wollen in Zukunft medizinisch eng zusammenarbeiten. Am Ende einer Kooperation, deren Aufbau sich über mehrere Jahre erstrecken wird, könnte eine gemeinsames Unternehmen des Sana-Konzerns/Stadt Duisburg (1%-Beteiligung) und der Bethesda-Gesellschafter (Evangelisches Klinikum Niederrhein und evangelische Kirchengemeinden) stehen. „Wir haben den festen Willen, das umzusetzen. Für das Gelingen können wir aber keine Garantie geben“, sagt der medizinische Geschäftsführer des Ev. Klinikums, Dr. Andreas Sander am Freitag.

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Die Gremien beider Häuser haben der Liaison bereits zugestimmt. „Der Aufsichtsrat EVKLN, die Gesellschafterversammlung Bethesda und der Aufsichtsrat der Sana AG, Ismaning, haben den Weg dafür frei gemacht, die Gespräche zwischen der Ev. Krankenhaus Bethesda zu Duisburg GmbH und der Sana Klinikum Duisburg GmbH über eine gemeinsame Gesundheitsversorgung zu vertiefen“, heißt es jetzt es in einer gemeinsamen Mitteilung.

Bethesda und Sana-Kliniken kooperieren in Duisburg: Steigen auch die Johanniter ein?

Überraschend kommt die Kooperation nicht mehr. Bereits vor einem Jahr verhandelten die Sana-Kliniken, die hohe Defizite schreiben, nicht nur mit den Johannitern über einen Einstieg am Kalkweg. Auch mit den Mitbewerbern wurde über eine „große Lösung“ für die Neuordnung der Klinik-Landschaft im Duisburger Süden gesprochen. Den Anlauf dazu macht Sana nun vorerst mit dem Bethesda.

Abzuwarten bleibt, ob auch die Johanniter (Rheinhausen) noch eine Rolle spielen. Die Zeit, über Kooperationen zu sprechen, sei erst jetzt gekommen, sagte Sana-Geschäftsführerin Ines Grunewald vor zwei Wochen im Gespräch mit dieser Zeitung. Helios (St. Anna, Marien-Klinik, Homberg und St. Johannes) steht dem Vernehmen nach nicht für eine Zusammenarbeit mit den Mitbewerbern zur Verfügung.

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Der Sana-Belegschaft war die Zusammenarbeit bereits bei einer Betriebsversammlung im Dezember in groben Zügen angekündigt worden, am Donnerstag informierte die Geschäftsführung des evangelischen Klinikverbundes die Beschäftigten des Bethesda. Das Bethesda sei zwar medizinisch, aber nicht wirtschaftlich erfolgreich, begründen Franz Hafner und Dr. Andreas Sander vom EVKLN: „Trotz einer Leistungssteigerung von 7,5 Prozent haben wir 2024 im dritten Jahr in Folge mehr Geld ausgegeben, als wir einnehmen.“

Schulterschluss mit dem Sana-Klinikum: Dr. Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Ev. Klinikums Niederrhein (EVKLN).
Schulterschluss mit dem Sana-Klinikum: Dr. Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Ev. Klinikums Niederrhein (EVKLN). © EVKLN | EVKLN

Bethesda: Rote Zahlen und hoher Investitionsbedarf bis 2035

Trotz „umfangreicher Maßnahmenpläne mit herausfordernden Einschnitten“ sieht die Geschäftsführung mittelfristig keinen Weg in die schwarzen Zahlen. Außerdem muss auch in die Hochfelder Klinik erheblich investiert werden. Der Bedarf bewegt sich nach Informationen dieser Zeitung in einem mittleren zweistelligen Millionenbereich. Man wolle aber im Bethesda die „hervorragende Versorgung fortsetzen, die Arbeitsplätze erhalten und die Tradition nicht aufgeben“, betont die Geschäftsführung.

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Die Lösung sieht sie in einer „kooperativen Lösung mit großen, wettbewerbsfähigen Leistungsclustern“. Doppelstrukturen zwischen beiden Häusern soll es nicht mehr geben, Kosten für die notwendige Infrastruktur können gemeinsam getragen werden. Personalengpässe, die bislang durch teures Leih-Personal geschlossen werden müssen, sollen in größeren Einheiten besser aufgefangen werden. Das Miteinander sei die einzige Möglichkeit, um „finanziell nachhaltig standfest“ zu werden.

Medizinisch könnten beide Häuser, die nur zwei Kilometer Luftlinie trennen, nach der NRW-Klinikreform kaum besser zueinander passen. In den meisten Bereichen der Spezialversorgung (Muskoloskelettal, Viszeral, Gefäßchirurgisch, Kardiologisch, Neurologisch/-chirurgisch) ergänzen sich Leistungen, die beide erbringen. Überschneidungen gibt es in der Geburtshilfe: Die Frage wird sein, ob sie am Bethesda erhalten bleibt oder konzentriert wird an der Kinder- und Jugendklinik am Kalkweg, während die gynäkologischen Erkrankungen in Hochfeld behandelt werden.

Gemeinsam stärker: Sana-Geschäftsführerin Ines Grunewald sieht die Kooperation mit dem Bethesda als Mittel der Wahl, um mit der Klinik am Kalkweg wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Gemeinsam stärker: Sana-Geschäftsführerin Ines Grunewald sieht die Kooperation mit dem Bethesda als Mittel der Wahl, um mit der Klinik am Kalkweg wirtschaftlich erfolgreich zu sein. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Neubauten: Bessere Erfolgsaussichten für gemeinsame Förderanträge

Ob am Ende ein „Gemeinsamer Krankenhausbetrieb Duisburg-Süd“ steht, bleibt abzuwarten. Räumlich umzusetzen wäre er aus Platzgründen am Kalkweg. Gemeinsame Förderanträge für Neubauten dürften mehr Erfolgsaussichten haben. Auch wenn es nicht ausdrücklich von den Geschäftsführern bestätigt wird: Das dürfte ebenso mit NRW-Gesundheitsministerium vorbesprochen sein, wie die Zusammenlegung von Leistungsbereichen. Damit folgen die Häuser der Zielrichtung der Klinikreform von Minister Karl-Josef Laumann (CDU).

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  • Es gelte nun, „die Kooperation mit Leben zu füllen“, sagt EVKLN-Geschäftsführer Dr. Andreas Sander. Die Arbeit an einem gemeinsamen medizinischen Konzept soll bereits Anfang Februar mit einem Treffen der Führungskräfte beider Häuser beginnen.
  • Bevor darüber entschieden werden kann, ob es am Ende zur Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft kommen kann, ist noch eine lange Liste von weiteren Themen abzuarbeiten.
  • Dazu gehört die Verortung der Leistungsangebote und ihre Zuordnung zu Bauten und die Personalplanung, ehe es zur Zusammenführung einzelner Klinik-Bereiche kommen kann.
  • Verständigen müssen sich die Partner über die Finanzierung des operativen Betriebes sowie über die Finanzierung von Bauarbeiten, soweit sie nicht über gemeinsam beantragte Fördermittel finanziert werden können.