Duisburg. Stellplätze voller Müll und unangemeldeter Autos: Die Tiefgarage am Weißen Riesen sorgt für Ärger. Der Eigentümer weiß davon, aber fühlt sich machtlos.

Die Probleme gehen an der Ottostraße in Duisburg-Hochheide nicht nur rund 60 Meter in die Höhe, sondern sie häufen sich auch unter der Erde. Zu den Weißen Riesen gehören aktuell noch zwei große Tiefgaragen. Beide fallen negativ auf.

Die Garage, die zum Roten Riesen und zum Hochhaus Ottostraße 18/20 gehört, ist seit 2013 wegen Einsturzgefahr gesperrt. Hunderte Anlieger werden seit einem Jahrzehnt mit der Sanierung vertröstet. Und die benachbarte Tiefgarage neben dem berüchtigten Riesen an der Ottostraße 58 bis 64 sorgt für Ärger, obwohl sie geöffnet ist.

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Tiefgarage am Weißen Riesen: Mitarbeiter bedroht, Stellplätze voller Müll

Offenbar werden dort seit Jahren Mitarbeiter einer Verwaltungsfirma bedroht, der über 170 Stellplätze gehören. Das ist der größte Teil der Parkplätze in dieser Tiefgarage. Doch auch andere Probleme stören Mieter, Anlieger und Behörden seit langem.

„Die Stellplätze sind zugestellt bis obenhin. Müll, Dreck, unangemeldete Autos, in der Tiefgarage sammelt sich alles“, sagt Uwe Schock, der nahe den Hochhäusern wohnt. Probleme wie Dreck und illegal abgestellter Sperrmüll kennen er und seine Nachbarn aus der ganzen Siedlung. Doch die Tiefgarage bietet mehrere Eigenheiten.

Unangemeldete Autos blockieren Plätze in der Tiefgarage

Ein spezielles Phänomen: Dort stehen oft zig unangemeldete Autos herum. Teils teure Wagen ohne Kennzeichen, die mal monatelang nicht bewegt werden, aber dann plötzlich verschwinden. „Die werden getauscht, an denen wird gearbeitet. Hier unten ist es oft wie in einer Autowerkstatt“, sagt Schock.

Es gibt zwar nur eine Ein- und Ausfahrt, die über ein Tor verschlossen ist, wenn gerade niemand rein- oder rausfährt. Dafür stünden die Zugänge zur Wiese oft offen, wodurch es immer wieder Unbefugte nach unten schaffen.

Zudem würden die Garagengitter der einzelnen Parzellen regelmäßig aufgebrochen. Schock parkt nun seit knapp drei Jahren in der Tiefgarage – seinem Auto sei noch nichts passiert. Doch diese Erfahrung teilen längst nicht alle Mieter.

Sohn einer Mieterin sei das Fahrrad gestohlen worden

Hochhaus-Bewohnerin Manuela Spitzwieser hatte weniger Glück: „Meinem Sohn wurde vergangenes Jahr das Fahrrad geklaut, als ein Stellplatz aufgebrochen wurde.“ Auch ihr Auto sei schon beschädigt worden, und zwar vom Putz, der von der Decke platzt. „Danach habe ich die Zahlung eingestellt.“ Seitdem parkt sie lieber oben an der Ottostraße.

Doch auch oberirdisch gehen die Probleme weiter. Die Wiese über der Tiefgarage sei vor circa zwei Jahren zum letzten Mal gemäht worden. Im Wildwuchs sammeln regelmäßig Mülltüten und Sperrmüll. „Früher haben Kinder darauf Fußball gespielt, das geht schon lange nicht mehr.“

Tiefgaragen-Eigentümer kennt Zustände – aber keine Lösung

Bemerkenswert: Die Firma, der der Großteil der Garage gehört, weiß von den Zuständen und ist mit ihnen selbst nicht zufrieden. Das sagt ein Mitarbeiter, der von Bedrohungen gegen seine Kollegen spricht und aus Angst vor Übergriffen anonym bleiben will.

Eine Lösung für die Missstände sehe er aktuell nicht. Das Unternehmen habe schon 15 Aktionen durchgeführt, um den Müll zu entfernen. „Dann war es kurz besenrein, aber sofort kamen wieder die Bewohner der Hochhäuser, die alles zugestellt haben.”

Zwischen den Weißen Riesen und dem Wohnkomplex an der Ottostraße 32 bis 52 liegt eine Tiefgarage, die Anwohner, Eigentümer und Behörden verärgert.
Zwischen den Weißen Riesen und dem Wohnkomplex an der Ottostraße 32 bis 52 liegt eine Tiefgarage, die Anwohner, Eigentümer und Behörden verärgert. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Wiese über der Garage sei lange regelmäßig gepflegt worden. Aber irgendwann sei sie so sehr zugemüllt worden, dass die Mitarbeiter mit der Pflege nicht mehr hinterherkamen. „Wir lassen das Gras jetzt extra wachsen. Dann sieht man wenigstens den Müll nicht.”

Gegen den Müll ließe sich nur mit einer riesigen Aktion ankämpfen. Zudem müssten anschließend Personen vor Ort sein und die Umgebung durchgehend kontrollieren, damit die Garage nicht direkt wieder vermüllt wird. Das trauen sich die Mitarbeiter seiner Firma aber nicht – wegen der mutmaßlichen Bedrohungen.

Tiefgaragen-Vermieter kennt Halter der Fahrzeuge nicht

Einen Ausweg sieht er aktuell auch nicht, um die abgestellten Autos loszuwerden. Rund 20 unangemeldete Fahrzeuge stünden durchgehend auf den Stellplätzen – „teils richtig teure Wagen mit einem Gesamtwert von ein bis zwei Millionen Euro”.

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Um sie zu entfernen, müsse er dem Gesetz nach die Halter der unangemeldeten Autos informieren. Die hätten jedoch oft keinen Mietvertrag abgeschlossen, sondern die Wagen einfach abgestellt. Der Eigentümer habe weder Adressen noch Kontakte zu ihnen. „Wir erreichen sie einfach nicht. Auch zehn Aushänge, dass die Wagen wegmüssen, haben nichts gebracht.”

Die Polizei und Stadt könnten die Halter selten ausfindig machen, wenn das Fahrzeug kein Nummernschild hat. Die Situation werde dadurch erschwert, dass die abgestellten Autos häufig wechseln. „Da ist viel Bewegung drin. Mal sind es drei Autos weniger, dann sind es wieder vier mehr.”

Obwohl die Wagen auf einem Privatgelände widerrechtlich abgestellt wurden, dürften sie dennoch „nicht einfach verschrottet” werden, meint der Mitarbeiter. Deswegen habe die Firma auf eine Verfügung der Behörden gehofft: „Wenn die Stadt anordnet, dass Müll und unangemeldete Autos entfernt werden müssen, können wir uns darauf berufen, falls uns die Fahrzeugbesitzer verklagen.”

Stadt Duisburg besitzt einen Teil der Tiefgarage

Die Stadt Duisburg besitzt selber einen Teil der Tiefgarage, und zwar den, der zum Weißen Riesen an der Ottostraße 54/56 gehört. Die Verwaltung will den Riesen dieses Jahr sprengen. Als die Stadt das Gebäude 2018 gekauft hat, hat sie auch den dazugehörigen nördlichen Teil der Tiefgarage erworben. „Dieser Teil wurde unverzüglich entmietet und geräumt. Das vorhandene Brandschutztor zwischen den beiden Teilen der Tiefgarage wurde verschlossen”, erklärt Sprecher Sebastian Hiedels.

Die Verwaltung wolle den städtischen Garagenteil „voraussichtlich als ‚Fallbett’ für das zu sprengende Hochhaus” herrichten und ihn danach abreißen. So ist die Stadt auch mit der Tiefgarage umgegangen, die zum Riesen an der Friedrich-Ebert-Straße 10 bis 16 gehörte, der 2019 gesprengt wurde.

Stadtverwaltung weiß von Mängeln und droht mit Zwangsmitteln

Dass es im befahrbaren Teil, der nicht der Stadt gehört, einige Missstände gibt, ist der Verwaltung bekannt. „Uns liegen Hinweise auf vermüllte Stellplätze und auf unsachgemäße oder unbefugte Nutzung der Tiefgarage vor“, erläutert Hiedels. Weil die Tiefgarage aber Privateigentum ist, sei der Eigentümer dafür zuständig, wilde Müllkippen zu entfernen. Auch sei er dafür verantwortlich, das Gelände so zu sichern, dass es nicht unbefugt genutzt wird.

Die Betreiber würden nur dann von den Behörden zur Handlung aufgefordert, wenn von den Mängeln konkrete Gefahren ausgehen, also zum Beispiel Ratten oder Ungeziefer angelockt werden oder Gegenstände wie zerbrochenes Glas Verletzungen verursachen können.

Tatsächlich soll der Eigentümer nun handeln, teilt Stadtsprecher Hiedels mit: „Wir haben aufgrund der Vermüllung der Stellplätze, Vandalismusschäden und unzulässiger Brandlasten ein bauordnungsbehördliches Verfahren zur Entfernung der unzulässigen Brandlasten eingeleitet und dem Eigentümer Zwangsmittel angedroht.“

Ein Blick in eine der Tiefgaragen unten den Weißen Riesen im Februar 2008.
Ein Blick in eine der Tiefgaragen unten den Weißen Riesen im Februar 2008. © FFS | Volker Herold

Eigentümerfirma erhebt Vorwürfe gegen die Stadt Duisburg

Noch im vergangenen Jahr hat die Eigentümerfirma offenbar einen ersten Anlauf gestartet, um die Zustände vor Ort zu verbessern. So wurden Zettel ausgehängt, dass die Tiefgarage modernisiert werde und die Stellplätze neu zugeteilt würden. Bis zum Jahresende 2024 sollten sich alle, die die Stellplätze ohne Mietvertrag nutzen, beim Unternehmen melden. Ansonsten würden die Plätze geräumt.

Bislang hat sich in der Tiefgarage jedoch noch nichts getan. Die Immobilienfirma macht dafür auch die Stadt verantwortlich. Die Zusammenarbeit sei schwierig, auf Rückmeldungen warte der Betrieb lange, behauptet der Mitarbeiter, der anonym bleiben will.

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Seit März 2024 sei das Unternehmen mit der Stadt darüber im Gespräch, wie man den wilden Müllkippen und den unangemeldeten Autos Herr werden kann. Seitdem hoffe die Firma auf eine städtische Verfügung, um rechtlich abgesichert zu sein, wenn sie die Stellplätze räumt. Eine mündliche Zusage habe der Mitarbeiter vom Bauamt nun bekommen, auf das offizielle Schreiben warte er aber immer noch.

Stadtverwaltung widerspricht dem Eigentümer

An dieser Stelle gehen die Schilderungen des Mitarbeiters und der Stadt auseinander. Die Verwaltung bestätigt zwar, dass Gespräche mit dem Eigentümer geführt wurden, wie die Müll- und Vandalismusprobleme bekämpft und die Gebäudezugänge abgesichert werden können. Zu lösen sei dies aber durch den Eigentümer selbst.

Das gelte auch für das Vorhaben, die Autos wegzuräumen, sagt Sebastian Hiedels: „Es ist keine ordnungsrechtliche Genehmigung erforderlich, um illegal abgestellte oder unangemeldete Fahrzeuge aus einer Tiefgarage auf einem Privatgrundstück zu entfernen.“

Lesen Sie auch diese Artikel über den Weißen Riesen Ottostraße 58 bis 64:

>> Tiefgarage: Weiterer Eigentümer schweigt zu den Zuständen

  • Neben der Stadt und der genannten Immobilienfirma gibt es nach unseren Informationen einen dritten Eigentümer der Tiefgarage. Ein kleinerer Teil gehört demnach der Eigentümergemeinschaft des Wohnkomplexes Ottostraße 32 bis 52.
  • Nach übereinstimmenden Aussagen mehrerer Anwohner verwaltet die Firma HBS Voss die Stellplätze im entsprechenden Garagenabschnitt. Das Unternehmen ist zudem unter anderem als Hausverwaltung in einem der Weißen Riesen tätig.
  • Unsere Redaktion hat HBS Voss angefragt, was die Firma von den Zuständen in der Garage weiß und wie sie die Probleme beheben will. Die Anfrage ist bislang unbeantwortet geblieben.