Duisburg. Anwohner fürchten sich in der Tiefgarage neben Duisburgs bekanntem Problemhochhaus. Ein Eigentümer schildert drastische Zustände und Bedrohungen.

Nach der Deutschen Post berichtet jetzt das nächste Unternehmen von bedrohlichen Situationen am Weißen Riesen in Duisburg-Hochheide. Diesmal geht es jedoch nicht um das Hochhaus selbst, sondern um die benachbarte Tiefgarage. Und die Bedrohungen sind drastischer, wenn man den Schilderungen eines Immobilienverwalters glaubt. 

„Wir können niemanden mehr alleine dort hinschicken, weil unsere Mitarbeiter von Scharen an Menschen umzingelt und oft sogar mit Messern bedroht werden, wenn sie die Tiefgarage betreten”, sagt ein Mitarbeiter einer Firma, der über 170 Stellplätze in der Garage gehören. Er will weder seinen Namen noch den des Betriebs in der Zeitung lesen, weil er Angst vor Übergriffen habe.

Tiefgarage am Weißen Riesen: Mitarbeiter nach Bedrohungen „aufgelöst und verängstigt“

Vor rund zwei Jahren habe das Unternehmen den größten Garagenteil an der Ottostraße gekauft. Bedrohliche Situationen habe es von Anfang an gegeben. Häufig seien Mitarbeiter von Menschengruppen umzingelt worden, sobald sie die Tiefgarage betreten. „Kollegen saßen nach Bedrohungen schon oft aufgelöst und verängstigt im Büro”, meint der Mitarbeiter. Die Gruppen würden vorrangig aus Rumänen und Bulgaren bestehen. Oft seien es Bewohner des Weißen Riesen, vermutet er.

Die Tiefgarage an den Weißen Riesen: Die Eigentümerfirma berichtet von Bedrohungen gegen Mitarbeiter, doch der Polizei sind keine Straftaten bekannt.
Die Tiefgarage an den Weißen Riesen: Die Eigentümerfirma berichtet von Bedrohungen gegen Mitarbeiter, doch der Polizei sind keine Straftaten bekannt. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Anfangs hätten die Mitarbeiter noch die Polizei gerufen. Das habe aber nichts gebracht. „Bis die Polizei hier war, waren die Bedroher sofort weg und man hatte weder Namen noch Beweise.” Die Angestellten hätten resigniert. Ein Hausmeister, der dort gearbeitet und im Riesen gewohnt habe, habe gekündigt. Ob die Betroffenen die Bedrohungen bei der Polizei angezeigt haben, wisse er jedoch nicht.

Wie die DHL: Eigentümerfirma wollte Sicherheitsdienst bestellen

Das Hochhaus Ottostraße 58 bis 64 ist inzwischen über Duisburg hinaus bekannt für Erlebnisse dieser und ähnlicher Art. Im vergangenen Jahr hatte die DHL über Monate keine Pakete an die Bewohner zugestellt, weil sich Postboten bedroht fühlten. Inzwischen trauen sich die Boten wieder ins Gebäude, aber nur an zwei Tagen in der Woche und nur in Begleitung eines Sicherheitsdiensts.

Auch die Firma, die die Plätze in der Tiefgarage vermietet, habe darüber nachgedacht, ihre Mitarbeiter von Sicherheitsleuten begleiten zu lassen. Viele Dienste hätten sich jedoch nicht gemeldet, andere seien zu teuer. Deswegen erscheine der Verwaltungsbetrieb nur noch dann an der Ottostraße, wenn dringende Arbeiten anfallen – „und nur tagsüber mit mehreren Kollegen, weil sich niemand allein reintraut”, sagt der Mitarbeiter.

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Polizei weiß von keinen Straftaten in der Tiefgarage

Ob es am Weißen Riesen wirklich so gefährlich ist, wie solche Erfahrungen suggerieren, lässt sich durch die Zahlen der Polizei Duisburg nicht bestätigen. Die Behörde betonte schon beim Zustellungsstopp der DHL, dass das Umfeld des Riesen kein Kriminalitätshotspot sei.

Das gilt offenbar auch für die Tiefgarage. Der Polizei sind zumindest aus dem vergangenen Jahr keine Straftaten an der Örtlichkeit bekannt. Vom 1. Januar 2024 bis 17. Januar 2025 seien insgesamt elf Strafanzeigen wegen Bedrohung an der Ottostraße gestellt worden. „Bei keiner gab es aber einen Zusammenhang mit der Tiefgarage”, erklärt Sprecherin Julia Schindler.

Zweite Eigentümerfirma schweigt zu Erfahrungen in der Garage

Nach Informationen der Redaktion zählt die Tiefgarage drei Eigentümer. Ein nördlicher Teil gehört der Stadt Duisburg. Dieser Abschnitt ist aber verschlossen und nicht mehr befahrbar. Der größte Teil ist Eigentum der Firma, die nun von den Bedrohungen berichtet. Ein kleiner Teil gehört der Eigentümergemeinschaft des Wohnkomplexes Ottostraße 32 bis 52, der direkt neben der Einfahrt liegt.

Nach Angaben mehrerer Anwohner werden die Stellplätze im Garagenteil, der zur Ottostraße 32 bis 52 gehört, von der Firma HBS Voss verwaltet. Das Unternehmen mit Sitz in Beckum ist seit Jahren in der Siedlung als Hausverwaltung tätig, unter anderem im Weißen Riesen an der Ottostraße 18/20.

Unsere Redaktion hat HBS Voss angefragt, welche Erfahrungen die Mitarbeiter in der Tiefgarage machen, ob sie ebenfalls bedroht werden und was die Firma generell von den Zuständen vor Ort weiß. Das Unternehmen ließ die Anfrage bislang jedoch unbeantwortet.

Anwohner fürchten sich in der Tiefgarage: „Traue mich dort nicht mehr rein“

Einige Anwohner, die Stellplätze in der Garage gemietet haben, wundern sich nicht über die mutmaßlichen Bedrohungen gegen die Eigentümerfirma. Manuela Spitzwieser, Mieterin im benachbarten Weißen Riesen, fürchtet sich dort auch: „Wenn ich nachts nach Hause komme, traue ich mich dort nicht mehr rein.“

Noch unsicherer als für Menschen sei die Garage für die Autos. Häufig würden Stellplätze aufgebrochen, Fahrzeuge beschädigt und Fahrräder geklaut. Spitzwieser sagt: „Das Auto ist auf der Straße sicherer als unten in der Tiefgarage.“

Lesen Sie auch diese Artikel über den Weißen Riesen Ottostraße 58 bis 64:

>> Weiße Riesen: Drei Tiefgaragen für einst 1440 Wohnungen

  • In den 1970ern wurden sechs Weiße Riesen in Hochheide errichtet. Für die Bewohner der einst 1440 Wohnungen waren drei Tiefgaragen vorgesehen.
  • Eine Garage gehörte zum Hochhaus Friedrich-Ebert-Straße 10 bis 16. Das Gebäude wurde 2019 gesprengt. Die Garage diente bei der Sprengung als „Fallbett“ und wurde anschließend verfüllt.
  • Eine Tiefgarage liegt zwischen den Riesen Hanielstraße 36/38 und Ottostraße 18/20. Sie wurde auch von den Bewohnern des Hochhauses Ottostraße 24 bis 30 genutzt, das 2021 gesprengt wurde. Seit 2013 ist diese Garage jedoch wegen Einsturzgefahr gesperrt.
  • Die einzige geöffnete Tiefgarage gehört zur Ottostraße 58 bis 64 und zum leerstehenden Riesen Ottostraße 54/56, der dieses Jahr gesprengt werden soll.
  • Als die Stadt den Weißen Riesen gekauft hat, hat sie automatisch den dazugehörigen Garagenabschnitt erworben, teilt die Verwaltung mit. Die Stadt habe den Teil geräumt und abgetrennt. Auch diese Garage soll bei der Sprengung voraussichtlich zum Fallbett für das Hochhaus werden.