Duisburg. Ein Duisburger bietet für 80 Euro professionelle Kuscheltherapie an. Der 43-Jährige verrät, wie die Sitzungen laufen und wie er sie platonisch hält.
Für gewöhnlich fängt Thong Ta langsam an: Er streichelt seinem Klienten mit einigen Fingern über den inneren Unterarm oder massiert ihn – zum Auftauen. Später wird dann richtig geknuddelt, besonders gern in Löffelchenstellung. 80 Euro die Stunde nimmt der Duisburger für die professionelle Kuscheltherapie. Wir haben ihn in seiner WG im Duisburger Dellviertel besucht und mit ihm über den Job gesprochen.
Professionelle Kuscheltherapie in Duisburg: „Das Kuscheln ist eine gute Abwechslung“
Das Wohnumfeld passt zu dem 43-Jährigen mit seiner ruhigen Ausstrahlung und den bedachten Worten: Schon an der Haustür empfängt Besucher ein Schild, auf dem „Willkommen“ in unterschiedlichen Sprachen zu lesen ist, das Treppenhaus schmücken Namaste-Zeichen und bunte Teppiche. Hinter der Tür zu seiner Wohnung befindet sich ein großes Sofa, auf dem Ta sitzt. Hier wird nicht gekuschelt – zumindest nicht beruflich. Ta macht meist Hausbesuche.
Rund eineinhalb Stunden die Woche kuschelt er mit vormals fremden Personen. Hauptberuflich ist er Software-Ingenieur, arbeitet also den ganzen Tag am Computer. „Das Kuscheln ist da eine gute Abwechslung.“ Die Tätigkeit erfüllt ihn so sehr, dass er sich sogar vorstellen könnte, sie eines Tages Vollzeit zu machen. Andererseits möchte er nicht, dass die Qualität der Kuscheleinheiten darunter leidet, wenn er finanziell auf sie angewiesen ist.
Trauer, Depression, Stress: Warum Menschen den Kuscheltherapeut aufsuchen
„Ich habe schon immer gern gekuschelt“, sagt der gebürtige Niedersachse. Auf einem Festival habe er vor Jahren einen Kuschel-Workshop besucht. Hier habe er erstmals davon gehört, dass es Menschen gibt, die beruflich kuscheln. Er wusste: Das möchte er auch. Sein Traum wurde erst 2023 wahr, als er – nachdem ihm jahrelang die Berufsbezeichnung und damit wichtige Infos fehlten – einer Frau begegnete, die in Leipzig eine Ausbildung zur Kuscheltherapeutin absolvierte. Ta schloss sich an, besuchte ein Wochenendseminar der Kuschelkiste Leipzig, wo neben den biologischen Vorgängen während des Kuschelns auch verschiedene Techniken erklärt und geprobt wurden.
Seither hat er schätzungsweise mit 20 Personen gegen Geld gekuschelt. Am Anfang sei er aufgeregt gewesen, „aber mittlerweile kann ich ruhig bleiben“. Das sei als Kuscheltherapeut auch seine Aufgabe, schließlich sollten die Zärtlichkeiten seine Klienten entspannen. „Wenn wir kuscheln wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, ein Verbindungshormon, das Stress lindert.“
Zu Ta kommen Menschen im Alter ab 30 Jahren, die sich fallen lassen möchten. Sie berichten dem Duisburger von Einsamkeit, Depressionen, Stress oder tiefer Trauer um verstorbene Lebenspartner. Der Kuscheltherapeut hört ihnen zu, schafft Raum für ihre Emotionen und hält sie in den Armen. Um ein erfüllendes Verhältnis zu schaffen, führt Ta anfangs Kennenlerngespräche. Er fragt seine Klientinnen und Klienten etwa, was sie sich von ihm wünschen und warum sie da sind.
Kuscheln ohne Erotik: Wie der Duisburger Kuscheltherapeut die Stunden platonisch hält
Denn letztlich soll es um sie gehen. Ta nimmt sich zurück – für ihn der zentrale Unterschied zwischen privatem und professionellem Kuscheln: Während das private Kuscheln im besten Fall aus Geben und Nehmen besteht, gibt der Kuscheltherapeut in einer Therapiestunde nur. Nach einer Einheit zieht er sich meist um, geht duschen und spazieren oder macht Sport, um wieder zu sich zurückzukommen.
Seine eigenen Bedürfnisse lässt er dennoch auch während der Kuscheleinheiten nicht ganz außen vor: Der 43-Jährige kommuniziert seine Grenzen. Einmal habe er eine Kuscheleinheit abgebrochen, weil es mit seinem Gegenüber einfach nicht gepasst hat. Ein anderes Mal musste er einer Frau erklären, dass es sich bei seiner Dienstleistung um rein platonisches Kuscheln handelt. Erotische Berührungen oder Sex sind nicht vorgesehen.
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Wie er beides trennt? Beim Kuscheln stellt er sich häufig vor, einen Verwandten im Arm zu halten, etwa die Tante oder Oma. Diesen Tipp möchte Ta auch anderen geben, denn der Kuscheltherapeut ist fest davon überzeugt: „Wir sollten alle mehr kuscheln!“ – auch platonisch, mit Freundinnen und Freunden.