Duisburg. Bandit gilt im Tierheim Duisburg als potenzieller Dauerinsasse: Der Hund wurde ausgesetzt und hat Probleme. Wer gibt ihm trotzdem eine Chance?
Zwei bis vier Wochen – so lang braucht Anna Koltermann, Leiterin der Hundeabteilung, für gewöhnlich, um unkomplizierte Hunde zu vermitteln. Doch nur für knapp die Hälfte der Hunde ist der Aufenthalt im Duisburger Tierheim eine kurze Zwischenstation. Andere bleiben über ein Jahr, manche sogar mehr als zwei Jahre. Fundhund Bandit ist erst seit Juli 2024 da, doch Koltermann sagt schon jetzt: „Ihn erwartet ein Daueraufenthalt.“ Bei manchen Hunden sei das schnell absehbar.
Hund aus dem Duisburger Tierheim: Gesundheitliche Probleme und versäumte Entwicklung
Die Labrador-Bordeaux-Dogge bringt einiges mit, das sie in den Augen vieler Hundehalter schwierig und wenig attraktiv macht: Bandit hat Probleme mit der Hüfte und dem unteren Rücken, die sich schon jetzt auf seine Hinterbeine und in absehbarer Zukunft auch auf die Vorderbeine auswirken könnten. Vermutlich sieht und hört er nicht gut, in seiner Prägephase wurde einiges versäumt. Anstatt Bandit an Menschen und andere Tiere zu gewöhnen, schöne Spaziergänge und andere Ausflüge mit ihm zu unternehmen, befürchtet Koltermann, der Hund habe bei seinem Herrchen sehr zurückgezogen gelebt.
„Er ist immer in seiner Komfortzone geblieben.“ Ganz genau kann das niemand sagen, wurde Bandit doch im vergangenen Jahr ausgesetzt. Einzig von seinem Verhalten kann die gelernte Hundetrainerin Rückschlüsse auf seine Vergangenheit ziehen: „Anfangs war Bandit in einer Schockstarre.“ Mehrere Wochen dauerte sie an, der Hund wollte sich kaum bewegen. Im September schlug seine Unsicherheit dann in die andere Richtung aus. Seither springt er etwa bellend ins Gitter, wenn fremde Menschen vorbeispazieren. Auf Ausgängen muss er einen Maulkorb tragen.
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Hund Bandit sucht nach einer ruhigen und geduldigen Bezugsperson
Bandit müsse in den drei Lebensjahren, die er basierend auf seinen Zähnen bereits erlebt hat, nicht zwingend negative Erfahrungen gemacht haben. Laut Koltermann reicht es schon aus, zu wenig Erfahrung zu sammeln. „Bandit ist von neuen Situationen grundsätzlich überfordert“, sagt die Mitarbeiterin des Tierheims. Die Fähigkeit, an Situationen zu lernen und sie zukünftig einzuordnen, fehle ihm.
Koltermann weiß: Das kann er nicht mehr aufholen. Bandit muss alle Situationen immer neu bewerten, er wird nie verstehen, dass nach 20 positiven Begegnungen mit einem Mann in gelber Jacke vermutlich auch die 21. positiv verläuft. Die einzige Hoffnung: Der Labrador-Mix findet eine Bezugsperson, zu der er volles Vertrauen fasst. Dann müsste der Dreijährige keine Situationen mehr neu bewerten. Er könnte sich einfach auf den Hundeführer oder die Hundeführerin verlassen.
Doch das koste Zeit. Drei Interessenten seien bereits vor Ort gewesen, um Bandit kennenzulernen. Alle drei entschieden sich schließlich schweren Herzens dagegen, ihn aufzunehmen. „Ein Zusammenleben mit Bandit ist zeitintensiver und trainingsaufwendiger als mit anderen Hunden“, erklärt Koltermann. Sie hat selbst einen Hund mit gescheiterter Prägephase adoptiert – allerdings wiegt ihrer 14, Bandit satte 46 Kilo.
Für die zukünftige Wohnsituation des Fundhundes hat die Hundetrainerin daher klare Vorstellungen: ein Einfamilienhaus abseits der Innenstadt, ein ruhiges Umfeld, im Idealfall ein eigener Garten, auf den sich Bandit abseits aller äußeren Reize wie Silvester-Böllerei oder verändertem Tagesablauf verlassen kann.
„Wie ein kleines Riesenbaby“: Bandit ist seit sieben Monaten im Tierheim
„Wir sprechen grundsätzlich mehr Absagen als Zusagen aus“, erklärt die Hundetrainerin. Es soll schließlich für beide Parteien passen. Auch für Bandit habe Koltermann mehr als die drei Anfragen erhalten. Aber nur, wer im ruhigen Umfeld bereit ist, Zeit zu investieren, eignet sich.
Und diese Zeit kann sich richtig lohnen: Im Tierheim verlässt sich Bandit bisher auf drei Personen – zwei Mitarbeiterinnen und eine Ehrenamtlerin. Mit ihnen ist er verspielt „wie ein kleines Riesenbaby“, er könne seine Kraft nicht richtig einschätzen. Koltermann ist zuversichtlich, dass das Findelkind mit der nötigen Geduld und Fürsorge, festen Ritualen und Ruhe ein schönes Hundeleben führen kann.
Kontakt zum Tierheim Duisburg
Wer sich für Bandit interessiert: Einfach einen ausgefüllten Interessentenfragebogen, der auf www.tierheimduisburg.de als Download zur Verfügung steht, an das Tierheim schicken – zum Beispiel per Mail an info@duisburger-tierheim.de. Danach nimmt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des Heims Kontakt auf, um den weiteren Ablauf zu besprechen. Weitere Infos gibt es montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr telefonisch unter 0203 93 55 090.
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