Duisburg/Krefeld. Ein Duisburger Verband lässt einen 50 Jahre alten Deich am Rhein erneuern. Wie marode ist die Anlage? Sind Anwohner in Gefahr? Das sagt der Deichgräf.

Mehrere Deiche am Rhein bei Duisburg sind marode und sollen saniert werden. Während bei akuten Fällen wie in Beeckerwerth und Homberg schon Arbeiten sichtbar sind, soll bald auch ein bislang unscheinbares Projekt starten: Der „Bayer-Deich“ im linksrheinischen Hohenbudberg wird erneuert.

Der Deich beginnt hinter dem Friedhof des Orts, führt an einer Kläranlage und dem Rheinarm „Roos“ vorbei und geht an der Eisenbahnsiedlung in den Friemersheimer Deich über. Offiziell liegt der 1,4 Kilometer lange Abschnitt auf Krefelder Stadtgebiet. Für ihn zuständig ist aber der Deichverband Friemersheim.

Deich am Rhein wird erneuert – aber wohl erst 2030

Der Verband hat die Planungsleistungen für die Sanierung jetzt ausgeschrieben. In der Ausschreibung steht, dass die „Herstellkosten ohne Grunderwerb und Entschädigungen“ auf 4,5 bis acht Millionen Euro geschätzt werden. Ab Mai 2025 soll die Planung erstellt werden. 2030 sollen die Bauarbeiten beginnen, heißt es.

Den Hintergrund der Erneuerung erklärt Deichgräf Dietrich Schröder so: „Rechnerisch ist die Standsicherheit unklar. Es kann sein, dass der Deich bei bestimmten Bedingungen aufweicht, weil wir nicht wissen, welche Materialien dort verbaut wurden.“ Zudem müsse er erhöht werden, weil ein paar Zentimeter bis zur Normhöhe fehlen.

„Standsicherheit unklar“ – trotzdem sind keine Anwohner in Gefahr

Es müsse sich aber niemand Sorgen machen, dass Anwohner gefährdet sind – weil es die schlicht nicht gibt. „Der Deich schützt fast ausschließlich die Kläranlage des Chemieparks“, sagt Schröder. Die nächsten Wohnhäuser liegen in der Eisenbahnsiedlung. Und die werden vom Friemersheimer Deich geschützt, der erst 2006 gebaut wurde und „alle modernen Anforderungen erfüllt“.

Der Friemersheimer Deich schützt Bewohner der Eisenbahnsiedlung vor Überschwemmung.
Der Friemersheimer Deich schützt Bewohner der Eisenbahnsiedlung vor Überschwemmung. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Außerdem verdeutlicht der Deichgräf: „Der Bayer-Deich ist schon ordentlich und längst nicht der gefährdetste am Rhein.“ Mit Sorgenkindern wie Homberg und Beeckerwerth sei der Zustand nicht vergleichbar. Auch die fehlenden Zentimeter bis zur Normhöhe seien praktisch selten ein Problem: „Beim Rheinhochwasser vor einem Jahr war das Wasser gerade mal am Deichfuß.“

Darum hält der Deichgräf den „Bayer-Deich“ für einen Planungsfehler

Bayer habe den Deich 1973 und 1974 erbaut und ihn nach der Fertigstellung direkt an den Deichverband übergeben. Dass er dort überhaupt so gebaut wurde, bezeichnet Schröder aus heutiger Sicht als Planungsfehler. Seiner Meinung nach hätte man die Kläranlage rund einen Meter höher legen können – „dann hätte man sich den Deich komplett sparen können“.

Trotzdem soll er jetzt ertüchtigt werden. Ob der Deich nur aufgeschüttet oder abgerissen und komplett neu gebaut wird, sei noch unklar. Das müsse die Firma prüfen, die die Planungsleistungen übernimmt. Sie soll auch nach einer Lösung für den alten Rheinarm suchen. Der Deichverband würde die beiden Teile der Roos gerne miteinander verbinden.

+++ Folgen Sie der Duisburger Lokalredaktion auf Instagram +++

Deichverband hofft auf Förderung des Landes

Dass der „Bayer-Deich“ erneuert werden muss, ist seit rund zehn Jahren klar. Das Projekt ist Teil des „Fahrplans Deichsanierung“, den die Bezirksregierung Düsseldorf 2014 festgelegt hat. Baugrundgutachten und eine Standsicherheitsuntersuchung seien 2016 durchgeführt worden, steht in der Ausschreibung. Ein Jahr später seien Vorplanung und Kartierungen erfolgt. 2023 hat der Deichverband eine Machbarkeitsstudie beauftragt.

Die Kosten für die Deichsanierung übernehmen die Mitglieder des Deichverbands: die Städte Duisburg, Krefeld, Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn. Der Verband hofft aber auf eine großzügige Förderung des Landes. Für die Projekte des „Fahrplans Deichsanierung“ habe das Land bislang in der Regel 80 Prozent der Kosten übernommen.

Lesen Sie auch diese Artikel aus Duisburg-Friemersheim:

>> Deiche in Duisburg: 24 Kilometer Deich sollen saniert werden

  • In Duisburg werden nach Angaben der Wirtschaftsbetriebe über 300.000 Einwohner, 40 Prozent des Stadtgebiets und Sachgüter im geschätzten Wert von 30 Milliarden Euro von Schutzanlagen vor Überschwemmungen geschützt.
  • Über 24 Kilometer der Deiche in Duisburg müssen laut dem „Fahrplan Deichsanierung“ erneuert werden. Im Fokus stehen die Anlagen am Rhein. Auch Deiche an der Anger sowie das Sperrtor Marientor müssen saniert werden.
  • Nicht nur die Stadt, sondern auch Deichverbände sind in Duisburg für den Hochwasserschutz verantwortlich. Dazu zählt der Deichverband Friemersheim, der Anlagen von über zehn Kilometern Länge in Rheinhausen und Homberg unterhält.