Duisburg. Nicole und Sascha Strelow sind das Herz des Büdchens Siedlertreffs in Friemersheim. Was die Trinkhalle in der Eisenbahnsiedlung auszeichnet.
Super Stimmung – volles Haus. Am Tag der Trinkhallen verlegen die Nachbarn das Wohnzimmer nach draußen. Für die Trinkhalle „Zum Siedlertreff“ ist der Name Programm. Viele Nachbarn der Eisenbahnsiedlung in Friemersheim leben an diesem Samstag auf der Straße, bei bester Stimmung, Musik, kalten Getränken und leckeren Häppchen.
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Über ihren Gewinn freut sich Inhaberin Nicole Strelow immer noch riesig. Als es die Möglichkeit gab, sich online ein Thema für diesen Tag zu geben, um unter die 40 Programmbuden zu kommen, die für den jährlichen Kiosk-Tag gesponsert werden, hatte sie die Idee, das Thema Musik zu wählen. Und gewann. „Wir haben die Musikanlage plus zwei DJs und Sänger bekommen. Das ist richtig toll“, sagt die erfahrene Büdchen-Betreiberin.
Mit ihrer Idee hat sie ins Schwarze getroffen. Denn eine gute Beschallung macht ein Fest erst zum Highlight. Auch das Wetter spielt am Samstag mit. Ein Mann mag es besonders luftig und hat einen Schottenrock als Bekleidungsstück aus dem Schrank geholt. Ein Banner wurde aufgehängt, damit jeder sieht, mit wem man es zu tun hat: „Die Fans vom Siedler-Treff sind immer dabei“ steht darauf.
Kein Zweifel: Hier in der Siedlung versteht man sich, feiert zusammen und rückt zusammen bei Problemen. Das erzählen alle. Das Büdchen ist dabei ein Markt der Kommunikation. Wer braucht schon Radio, Fernsehen oder Internet? Der Flurfunk klappt auch ohne Technik. „Viele von uns frühstücken jeden Morgen hier“, erzählt Regina Geiling-Klose. Dann werden die neuesten Siedler-Nachrichten ausgetauscht, auch ganz private Geschichten kommen zur Sprache. Das Wichtigste aber ist die Gemeinschaft, die gelebt wird.
Eisenbahnsiedlung Duisburg: Die einen sind verwandt, die anderen wie Familie
Wenn man Sabrina Klose, Mutter Leni-Klose, Regina Geiling-Klose und auch Rosemarie Wietzke hört, hat man das Gefühl, die Menschen der halben Eisenbahnsiedlung sind miteinander verwandt. Ganz so unrecht sei das nicht, sagt die Klose-Sippe. Denn auf der anderen Straßenseite gehe es mit der Verwandtschaft gleich weiter.
Sie alle lieben ihren Kiosk, den Lebensmittelpunkt und Nachrichten-Marktplatz. Und leben vor allem gerne an dem Fleckchen, das mit so viel Grün gestaltet ist. „Vor einiger Zeit hat Vonovia die Wohnungen auf den neuesten Stand gebracht, wir haben neue Fenster bekommen und vor allem einen Balkon. Was will man mehr?“ sagt Leni Klose. Nur die Mieten seien mittlerweile so hoch, dass man langsam Schnappatmung bekomme. Für ihre 61 Quadratmeter zahle sie warm mittlerweile 700 Euro. „Ein dicker Brocken.“
„Die sind hier alle ein bisschen bekloppt, aber unglaublich nett, echte Ruhris.“
Aber vertreiben lässt sich aus der Siedlung niemand. „Die sind hier alle ein bisschen bekloppt, aber unglaublich nett, echte Ruhris“, ist die einhellige Meinung. Am Straßenrand gegenüber vom Büdchen hat sich eine städteübergreifende Gruppe niedergelassen. „Wir haben vor einigen Jahren eine Sendung über die Eisenbahnsiedlung im Fernsehen gesehen. Die fanden wir so spannend, dass wir mit dem Rad einen Ausflug von Uerdingen hierhin gemacht haben. Wir hatten sofort Kontakt mit Siedlern, und daraus hat sich echte Freundschaft entwickelt“, erzählt Dietmar Ressel.
Er ist heute zusammen mit seiner Frau Andrea, den Kindern Jenny, Laura, Leonie und Hund Maxi (6), einem fröhlichen Chihuahua, aus Krefeld gekommen. Sie sitzen zusammen mit Josef und Helga Stotz, Tische, Stühle und Sonnenschirme stehen auf der Straße – und dann wird erzählt.
Während die einen kräftig feiern, müssen die anderen kräftig arbeiten. Aber das alles mit strahlenden Gesichtern. Die junge Frau am gefragten Waffeleisen ist Lisa-Marie Strelow (25), Tochter der Büdchen-Betreiber Nicole und Sascha. Sie ist „im richtigen Leben“ Erzieherin, packt aber, seitdem sie 18 Jahre alt ist, in der Trinkhalle immer gerne mit an. Erst seit Dezember 2023 haben die Eltern den Eisenbahner-Siedlungs-Kiosk übernommen. Probleme gab‘s nicht. Sie können es eben, denn sie haben genügend Vorerfahrung.
Von Neumühl nach Friemersheim: Nicole und Sascha Strelow sind erfahrene Büdchenbetreiber
„Wir hatten vorher sieben Jahre eine Trinkhalle in Neumühl. Da waren meistens Handwerker die Kunden, die sehr früh kamen. Das hieß für uns immer, um 2 Uhr in der Nacht aufstehen. Wir wollten jetzt mal etwas Entspannung haben“, erzählt Nicole Strelow. Entspannung – das heißt für das Ehepaar jetzt: „Erst“ um 6 Uhr im Büdchen stehen und das Frühstück vorbereiten, das es ab 7 Uhr gibt. Und auf das sich so viele Siedler schon nach dem Aufstehen freuen.