Duisburg. Zweimal Note 5, einmal Note 6: Drei Feuerwehrhäuser im Duisburger Westen sind in sehr schlechtem Zustand. Das passiert mit den Problem-Wachen.

Der Neubau von Rheinhauser Feuerwehrhäusern bleibt ein Streitthema im Duisburger Westen. Während sich die Freiwillige Feuerwehr in Hochemmerich auf ein neues Gerätehaus freuen kann, müssen die Einheiten in Friemersheim und Rumeln weiter auf einen Ausbau warten. Dabei belegt jetzt eine Analyse der Stadt erneut, dass beide Häuser in einem katastrophalen Zustand sind.

Dieses Urteil ist im neuen Brandschutzbedarfsplan zu finden. Auf 155 Seiten formuliert die Stadt, welche Ziele die Feuerwehr bei Brand-, Katastrophenschutz und Hilfeleistung erfüllen soll und wie sie dafür ausgestattet sein muss. Das betrifft neben Personal, Fahrzeugen und Geräten auch die Wachgebäude.

Feuerwehr in Duisburg: Drei Gerätehäuser im Westen fallen durch

Bereits in der Beschlussvorlage steht: „Viele Wachgebäude bzw. Standorte der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr weisen einen hohen Instandhaltungsstau auf.“ Im Plan selbst stehen die Details. Demnach sind rund zwei Drittel aller 31 Feuerwehrgebäude im Stadtgebiet in einem Zustand, „der leicht negative Auswirkungen auf den Dienstbetrieb hat“.

Das Gerätehaus des Löschzugs 670 in Rumeln-Kaldenhausen erhält in einer aktuellen Bewertung die Note fünf.
Das Gerätehaus des Löschzugs 670 in Rumeln-Kaldenhausen erhält in einer aktuellen Bewertung die Note fünf. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Im Bezirk Rheinhausen fallen gleich drei Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr bei der Bewertung durch. Die Häuser der Löschzüge 610 in Hochemmerich und 670 in Rumeln-Kaldenhausen erhalten die Note fünf. Das Gebäude des Zugs 650 in Friemersheim kassiert sogar eine Sechs. Nur die Feuerwache Vier in Walsum wird genauso schlecht bewertet.

Mit mangelhaft bewertet die Stadt die Wachen, wenn die Mängel entweder die Mitarbeitenden oder die Gebäudesubstanz gefährden. Treten beiden Gefahren zusammen auf, erhalten die Wachen die Note ungenügend.

Zwei Gerätehäuser sollen schon seit vielen Jahren erweitert werden

In Rumeln-Kaldenhausen fehlen Umkleiden, Räume für die Jugendfeuerwehr und ein ausreichend großer Schulungsraum. Dabei soll der Löschzug sogar die Hilfsfrist eins erfüllen und neuneinhalb Minuten nach Notruf-Eingang am Einsatzort sein.

Das Gebäude des Löschzugs 650 in Friemersheim ist fast 100 Jahre alt. Auf einen Neubau warten die Helfer seit vielen Jahren.
Das Gebäude des Löschzugs 650 in Friemersheim ist fast 100 Jahre alt. Auf einen Neubau warten die Helfer seit vielen Jahren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

In Friemersheim fehlen ebenfalls Sozialräume, Büros, geeignete Umkleiden und Räume für die Jugendfeuerwehr. Außerdem heißt es im Plan: „Der Standort ist arbeitssicherheitstechnisch als stark mangelhaft zu bezeichnen und ein Dienstbetrieb nur unter zeitnaher Umsetzung von Baumaßnahmen weiter duldbar.“

An beiden Standorten ist die schlechte Bewertung keine Überraschung. So hieß es schon 2013 im damals aufgestellten Brandschutzbedarfsplan, dass in Rumeln ein Anbau und in Friemersheim ein Neubau geplant und umgesetzt werden müsse. Beide Projekte waren mit der Zeitangabe „kurzfristig“ versehen.

Rumeln und Friemersheim: Noch kein Zeitplan für Neubau absehbar

Auch elf Jahre später scheint der Umbau an beiden Standorten noch weit entfernt. Zuletzt erklärte die Stadt, das Bauvorhaben in Friemersheim befinde „sich noch in der Vorplanung“. Die Stadt habe ein Grundstück zugekauft, verhandle aber mit den Nachbarn noch über eine Grenzbebauung. Ein konkreter Zeitplan könne noch nicht genannt werden.

Das gilt auch für das Gebäude in Rumeln. Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) teilen mit: „Die Erweiterung des Gerätehauses in Rumeln wurde aufgrund von Priorisierung anderer Bauprojekte, wie der Neubauten von anderen Gerätehäusern, Rettungswachen und Feuerwachen, zunächst zurückgestellt. Aktuell kann hierzu kein konkretes Zeitfenster benannt werden.“

Die Feuerwehr will aktuell an beiden Standorten festhalten. Das sagte der städtische Branddirektor Christian Umbach in der Sitzung der Bezirksvertretung Rheinhausen Ende September. Mit Blick auf den Umbau in Rumeln und Neubau in Friemersheim gab er zu: „Die Verfahren dauern uns auch zu lange.“

Neues Gerätehaus in Hochemmerich soll 2027 fertig werden

Immerhin ist für den anderen Problemstandort mit der Note fünf im Bezirk bereits seit November 2022 eine Lösung beschlossen. Die Freiwillige Feuerwehr an der Friedrich-Ebert-Straße in Hochemmerich bekommt ein neues Gerätehaus.

Die Freiwillige Feuerwehr Rheinhausen bekommt ein neues Gerätehaus an der Friedrich-Ebert-Straße.
Die Freiwillige Feuerwehr Rheinhausen bekommt ein neues Gerätehaus an der Friedrich-Ebert-Straße. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Bau startet zwar später als geplant und wird zudem knapp zwei Millionen Euro teurer als vor zwei Jahren kalkuliert. Doch das neue Gebäude rückt näher. Die Wirtschaftsbetriebe (WBD) haben nun die Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG) damit beauftragt, das Projekt durchzuführen. Der Rat der Stadt hat den entsprechenden Dringlichkeitsbeschluss Ende September genehmigt.

Zum Zeitplan sagt WBD-Sprecherin Kathrin Korn: „Der Baubeginn für das neue Zuggerätehaus in Rheinhausen ist für Oktober 2025 vorgesehen, die Fertigstellung wird voraussichtlich im April 2027 erfolgen.“

Löschgruppe zieht um – Stadt spart einen Umbau

Der Neubau an der Friedrich-Ebert-Straße soll gleich mehrere Probleme lösen. Denn nicht nur die Helfer des Löschzugs 610 (Hochemmerich) sollen dadurch moderne Räume erhalten, sondern auch die der Löschgruppe 603 (Oestrum). Die Einheit soll nämlich ins neue Gerätehaus in Hochemmerich einziehen.

Die Gruppe 603 gehörte lange zum Löschzug 630 (Bergheim/Oestrum). Dieser wurde im Herbst 2016 aufgelöst. Die Einheit 603 gehört seitdem zum Löschzug 610, ist aber noch immer in Oestrum untergebracht – in einem Gebäude, das im Plan die Note drei erhält und auch saniert werden müsste. Diesen Umbau spart die Stadt nun durch den Umzug der Einheit.

Zieht die Kinderfeuerwehr ins Gerätehaus Oestrum ein?

Dadurch wird ein Feuerwehrhaus an der Eichenstraße in Oestrum frei, für das die Feuerwehr eine Idee hat: „Wir überlegen, ob das nicht eine gute Nutzung für die Kinderfeuerwehr sein kann“, sagte Branddirektor Christian Umbach.

Das Gerätehaus in Oestrum wird frei, wenn die Löschgruppe 603 nach Hochemmerich umzieht.
Das Gerätehaus in Oestrum wird frei, wenn die Löschgruppe 603 nach Hochemmerich umzieht. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Vor zwei Jahren hat die Stadt ein Pilotprojekt an der Grundschule Auf dem Berg in Bergheim gestartet und dort die erste Kinderfeuerwehr in Duisburg gegründet. Sie soll eine neue Unterkunft bekommen, heißt es im Bedarfsplan.

Topnote: Modernste Feuerwache Duisburgs steht in Bergheim

Nach der Idee des Branddirektors könnte diese neue Unterkunft an der Eichenstraße in Oestrum liegen. Dort einziehen könnten die jungen Feuerwehrleute aber erst, wenn der Neubau in Hochemmerich fertig und die Löschgruppe 603 umgezogen ist, nach dem aktuellen Stand also frühestens 2027.

In einem Punkt fällt Rheinhausen im Brandschutzbedarfsplan übrigens sehr positiv auf. Die neue Wache Sechs der Berufsfeuerwehr in Bergheim erhält die Bestnote sehr gut – als einziger Standort in der ganzen Stadt. Kein Wunder, schließlich wurde die große Anlage gerade erst für rund 17 Millionen Euro neu gebaut. Seit 2023 ist Duisburgs modernste Feuerwache in Betrieb.

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>> Duisburger Westen: Hier sind Erstausrücker erst später am Einsatzort

  • Innerhalb von neuneinhalb Minuten, nachdem die Leitstelle einen Notruf entgegengenommen hat, sollen die ersten Feuerwehrleute am Einsatzort sein. Dies nennt die Feuerwehr „Hilfsfrist eins“.
  • Innerhalb von weiteren fünf Minuten soll Verstärkung anrücken, um zum Beispiel den Brand zu bekämpfen – „Hilfsfrist zwei“.
  • Hilfsfrist zwei wird dem aktuellen Brandschutzbedarfsplan zufolge im Duisburger Westen praktisch überall erreicht. Doch nicht in allen Regionen sind auch die Erstausrücker rechtzeitig am Einsatzort.
  • In Rumeln-Kaldenhausen erreicht die Feuerwehr zum Beispiel im Ortsteil Mühlenwinkel nicht die erste Hilfsfrist. Auch an der Orsoyer Allee Ecke Römerstraße in Baerl brauchen die Erstausrücker etwas länger.
  • Sogar erst zwölf Minuten nach Notruf-Eingang vor Ort sind die ersten Feuerwehrleute in der nördliche Hälfte von Binsheim und an der Halbinsel nördlich des Loheider Sees in Baerl. Im Plan steht: „Hier sollte weiterhin ein interkommunaler Vertrag mit der Stadt Rheinberg angestrebt werden.“