Düsseldorf. „Glamour back into grammar“: Video des Düsseldorfer Dozenten Christian Uffmann erreicht über 100.000 Klicks. „phonobro“ will den Hype nutzen.
Christian Uffmann hat eine Mission: Der Englischdozent will der Grammatik ihren Glanz zurückgeben. Das jedenfalls singt er in einem Video, das die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität (HHU) Ende 2024 auf ihren Social Media-Kanälen verbreitet hat. Dazu gibt er zusammen mit einer Gruppe Studentinnen einen schrägen Tanz zum Besten. Der Clip ist über Nacht zum Internet-Hit geworden, die Uni begeistert und der Hochschullehrer tritt nun nebenberuflich unter einem Künstlernamen auf.
Auf den Aufruf der HHU, seinen Fachbereich in einem Video vorzustellen, hat Christian Uffmann einen Song geschrieben. Als er diesen einem seiner Kurse vorstellte, „haben die Studenten die Kontrolle übernommen“, schildert der Dozent. In Eigenregie stellten sie die Choreografie zusammen und überlegten sich, wie das Video möglichst originell umgesetzt werden könnte.
HHU-Studenten produzieren Ohrwurm im Seminarraum
Dabei herausgekommen ist ein Clip, der vielen einen Ohrwurm beschert hat: Er startet in schwarz-weiß Optik. Christian Uffmann, Dozent am Institut für Anglistik und Amerikanistik der HHU, sitzt im schwarzen Rollkragenpullover, mit großer Brille und strubbeligen Haaren vor der Kamera. Er wirkt zurückhaltend, seine Mine ist starr, fast ausdruckslos.
Dann beginnt er, monoton zu einem dumpfen Taktschlag auf Englisch zu singen: „Mein Name ist Christian Uffmann und ich arbeite in der Anglistik und ich unterrichte viele Kurse.“ Er unterbricht den Singsang und schaut irritiert nach oben. „Entschuldigung, was? Einladender? An Studenten gerichtet?“, fragt er und zuckt mit den Schultern. „Wie wäre es damit?“
Zur Person Dr. Christian Uffmann
Dr. Christian Uffmann wurde in Braunschweig geboren. Er hat an der Universität Marburg Englische Sprachwissenschaft, Soziologie und Medienwissenschaft studiert und 2004 dort promoviert. Seit Oktober 2013 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf tätig. Davor war er unter anderem an der University of Sussex in England, an der norwegischen Universität Tromsø und an der Universität Trient im italienischen Südtirol beschäftigt. In seiner Freizeit spielt der Vater eines Sohnes Klavier.
Die Szene wechselt, schwarz-weiß weicht Farbe. Die Zuschauer finden sich in einem Seminarraum der HHU wieder. Christian Uffmann trägt eine pink getönte Brille. Um ihn herum ist eine Gruppe Studenten zu sehen, alle in Schwarz gekleidet. Sie tanzen mit ihm synchron zu der einsetzenden Musik, während der Professor, jetzt deutlich motivierter, eine Mischung aus Gesang und Rap anstimmt.
Christian Uffmann wird zum „TikTok Shakespeare“
„I put the glamour back into grammar“ (deutsch: „Ich bringe den Glanz zurück in die Grammatik“), „I put the fun back in phonology“ (“Ich bringe den Spaß zurück in die Phonologie“) oder „I put the antics back in semantics“ (“Ich bringe die Possen zurück in die Semantik“) reimt er eingängig. Auch, was er lehrt verrät er – alles über Linguistik – und woran er forscht – warum sich „cool“ inzwischen wie „call“ anhört.
@hhu_de 🌟Meet Christian Uffmann!🌟 He's a lecturer in English Language and Linguistics at HHU and wants to show you how he and his students put the glamour back into grammar. @Christian Uffmann Thanks go to @marie090401, @mochiko_bunbun, @Terrorstein, @chmlwsky, @julika_weber, @Dominic and many more! Video credits: English and American Studies #teachingtuesday #hhu #heinrichheineuniversität #hhudüsseldorf #unidüsseldorf #düsseldorf #duesseldorf #uni #unitok #studytok #study #student #studium #university #phonology #morphology #funny #dancechallenge #dance #viral #trending #linguistics #fy #foryou #fürdich #fyp ♬ Originalton - HHU Düsseldorf
Insgesamt zwei Minuten dauert die unkonventionelle Vorstellung des Fachbereichs. Sie ist gleichzeitig eine komische Parodie der vielen Tanzvideos, die insbesondere auf der Plattform TikTok grassieren. Uffmann und seine Studenten performen mit so viel Selbstironie, dass die Kommentarspalten unter dem von der HHU geteilten Video sich schnell gefüllt haben. „Wenn Shakespeare TikTok hätte, würde er genau posten“, schreibt ein Nutzer. „UFF! MANN ist das nice!“, ein anderer. Viele möchten direkt wissen, wo sie sich einschreiben müssen, um von dem coolen Professor unterrichtet zu werden.
HHU ist begeistert: „Highlight für unsere Uni“
Fast 150.000 Aufrufe bei Instagram, 14.000 Likes bei TikTok und 10.000 Views bei Youtube sind die Bilanz etwa einen Monat nach Veröffentlichung des Videos. Damit gehört es zu den erfolgreichsten auf den Uni-Kanälen.
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Entsprechend feiert die HHU ihren TikTok-Dozenten: „Dieses Video ist ein kommunikatives Highlight für unsere Uni“, sagt Universätssprecher Achim Zolke auf NRZ-Anfrage. „Christian Uffmann nimmt sowohl die in Social Media oft unbeholfen wirkenden Tanzvideos als auch überzogene Versprechungen im Studierenden-Marketing aufs Korn – Ironie und Persiflage vom Feinsten!“ Der Werbeeffekt, eine „weltoffene, kreative und moderne Institution“ zu sein, stelle sich da „ganz nebenbei“ von selbst mit ein.
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Der TikTok-Dozent ist überrascht, wer das Video inzwischen kennt
Und was sagt der Dozent selbst zu dem plötzlichen Wirbel um seine Person? „Ich hätte nie gedacht, dass das Video so eine Reichweite haben wird. Mitschüler, zu denen ich seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr hatte, Nachbarn, sogar die Tante meiner Partnerin – alle sprechen mich darauf an“, erzählt Uffmann. Noch finde er den Trubel witzig. „Vor allem, weil ich davor in den sozialen Medien kaum aktiv war.“
Doch der Hochschullehrer überlegt bereits, wie es nun weitergehen könnte. Denn als Musikliebhaber habe er schon immer davon geträumt, etwas Musikalisches zu machen. Ob er sich vorstellen kann, beim Eurovision Song Contest (ESC) aufzutreten, wie viele Nutzer fordern? „Auf jeden Fall! Ich kann es ja nicht schlimmer machen, als in den letzten Jahren!“
Christian Uffmann ist jetzt „phonobro“ – und hat eine eigene Comicfigur
Einen ersten Schritt Richtung Zweitkarriere hat er schon gemacht: Inzwischen tritt er unter dem Künstlernamen „phonobro“ auf. Seit Kurzem gibt es einen Account auf Instagram und TikTok unter dem Alias. Auch auf der Musikplattform Soundcloud ist er vertreten. Noch ist die Zahl der Follower dort übersichtlich. Doch „Uffi“, wie er inzwischen genannt wird, freut sich auch über kleine Erfolge: „Ich habe den höchsten Grad an Anerkennung erreicht, den es gibt – ich bin eine Comicfigur“, schreibt er ironisch zu einem Bild ebendieser Figur.
Die stammt übrigens auch von seinen Studenten. Und mit denen arbeitet er bereits an einem Nachfolgeprojekt. Was genau das sein wird, verrät er allerdings noch nicht.
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