Düsseldorf. Lida Azarnoosh tritt für die FDP im Düsseldorfs Süden als Bundestagskandidatin an. Warum die gebürtige Iranerin die Begrenzung der Migration fordert.
Winterwahlkampf ist für Lida Azarnoosh noch mal eine besondere Herausforderung. „Ich friere schnell“, sagt die Medizinerin bei unserem Treffen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt am Düsseldorfer Carlsplatz. Die 1985 in Teheran geborene, zierliche Frau tritt für die FDP im Düsseldorfer Süden erstmals als Bundestagskandidatin an. An einem Stand in der Nähe hat sie gerade Taschenwärmer statt Fähnchen und Eiskratzer statt Windräder an potenzielle Wählerinnen und Wähler verteilt. Mit der NRZ sprach Azarnoosh, die sich selbst als Polit-Newcomerin bezeichnet, über Vielfalt, Chancengleichheit - und Begrenzung von Migration.
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Sie haben sich den Carlsplatz für unser Gespräch ausgesucht. Warum?
Erstens ist das ein unheimlich lebendiger Ort. Ich mag die Menschen dort, auch diejenigen, die dort arbeiten. Und was ich besonders cool finde, ist, dass dort viele Kulturen zusammen treffen. Dieser Ort ist ein Beweis für die Vielfalt von Düsseldorf. Und deshalb ist es dort auch so schön.
Apropos Vielfalt: Sie sind Deutsche mit Migrationshintergrund. Auf Ihrem Wahlplakat steht der Spruch: „Migration: Auch guter Wille hat seine Grenzen“. Meine Frage dazu: Ist Humanität verhandelbar?
Sie dürfen den Begriff des guten Willens und den der Humanität nicht eins zu eins sehen. Ein lediglich guter Wille zeigt sich für mich dann, wenn es zum Beispiel um Familiennachzug geht. Das geht dann für mich über humanitäre Verantwortung hinaus. Es ist natürlich schön, wenn Familienmitglieder dazu kommen können, aber es muss für den Sozialstaat auch Sinn machen. Natürlich sind wir als FDP dafür, dass der Rechtsstaat alles tun muss, um Menschen in einer Notlage zu helfen. Aber es gibt halt Grenzen der Notwendigkeit.
Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Für Politik habe ich mich schon als Jugendliche interessiert. Aber ich bin in einem Land aufgewachsen in dem die Teilnahme an der Politik nicht möglich war. Und auch in Italien war es nicht leicht. Außerdem lag dort damals noch der Fokus auf mein Medizinstudium. Und ein Ehrenamt nimmt ja auch viel Zeit in Anspruch. Man braucht einen Punkt im Leben, an dem man sagt: Alles ist stabil. Dann kann man in andere Dinge investieren. Und an dem Punkt bin ich jetzt in Düsseldorf angelangt.
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Und warum ausgerechnet die FDP?
Für mich standen im Leben immer genau zwei Dinge fest. Erstens wollte ich Chirurgin werden, und zweitens: Ich bin eine Liberale.
Bilkerin arbeitet als Chirurgin in Köln
Lida Azarnoosh wurde 1985 in Teheran geboren und wuchs später im Norden des Iran am Kaspischen Meer auf. Sie ging mit 21 zum Medizinstudium der Torax-Chirurgie nach Mailand. 2015 kam sie nach Düsseldorf. Derzeit arbeitet sie als Oberärztin in einem Kölner Krankenhaus. Seit Ende 2021 engagiert sie sich in der FDP und ist aktuell Mitglied im Ortsverband 3. Sie lebt in Friedrichstadt in der Nähe des Fürstenplatzes.
Die NRZ Düsseldorf stellt in den nächsten Wochen in loser Reihenfolge weitere Düsseldorfer Bundestagskandidaten der für uns relevanten Parteien vor.
Was würden Sie sagen: Hat die FDP in den letzten Monaten auf Bundesebene eine gute Performance hingelegt? Oder war es mit dem Papier zum „D-Day“ und dem beleidigten Christian Lindner nach dem Ampel-Aus dann doch zu viel würdeloses Theater?
Die Ampel-Koalition muss man sich vorstellen wie einen Arbeitsvertrag. Und wenn es auf der Arbeit nicht funktioniert, dann muss man da raus. Die FDP ist in dieser Koalition viele Kompromisse eingegangen, um der Verantwortung für das Land gerecht zu werden. Aber es gibt immer einen Punkt, an dem man entscheiden muss: Gehe ich jetzt weitere Kompromisse ein oder stehe ich zu meiner Überzeugung? Ich glaube, dass die FDP, so lange es ging, Kompromisse eingegangen ist. Aber irgendwann kam man nicht mehr zusammen.
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Es gibt viele Menschen in diesem Land, die sagen: Wenn zu viel Verantwortung auf Christian Lindner zukommt, dann duckt er sich weg. Falsch?
Das sehe ich nicht so. Man sollte erst einmal den Begriff Verantwortung richtig definieren. Wenn man Dinge tun muss, zu denen man in keinster Weise steht, ist das nicht mehr nur eine Frage der Verantwortung.
Was würden Sie als Bundestagsabgeordnete gerne für Düsseldorf erreichen?
Die Themen Migration und Integration sind mir tatsächlich sehr wichtig. Die kann man auch sehr gut verknüpfen mit dem Thema Sicherheit in Düsseldorf. Das ist ja auch ganz wichtig. Da muss man sich nur angucken, was zum Teil in der Altstadt los ist. Polizei und Ordnungsamt benötigen dort mehr Unterstützung. Unter den Verantwortlichen befinden sich auch teilweise junge Menschen mit Migrationshintergrund. Wir müssen mehr in die Integration dieser jungen Leute investieren. Das geht aber nur, wenn wir die Zuwanderung steuern.
Also Migration begrenzen?
Es muss überschaubar bleiben, sonst ist der Staat überfordert, sonst kommt man nicht mehr hinterher. Düsseldorf ist schön, weil Düsseldorf vielfältig ist, es muss auch so bleiben. Und das kann nur so bleiben, wenn man eine vernünftige Politik macht, die Extremismus in jeglicher Form verhindert. Die Liberalen sind dabei die stärkste Kraft gegen Polarisierung.
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