Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf setzt auf Kontinuität an der Seitenlinie - dennoch muss der Trainer in manchen Dingen für Veränderung sorgen
Das Spiel in Nürnberg war für Fortuna Düsseldorf weder ein Triumphzug noch eine spielerische Galavorstellung. Dass die Vertragsverlängerung mit dem Trainer so plötzlich alles Negative vergessen lässt, war aber auch nicht nach den Enttäuschungen der vergangenen Wochen zu erwarten gewesen. Dennoch war das 2:2 und die Leistung, die nach den beiden von Florian Kastenmeier gehaltenen Elfmetern folgte, ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings muss die Mannschaft weiterhin vor allem in spielerischer Hinsicht zulegen. Die Offensivbemühungen in den letzten sechs, sieben Spielen und auch in manchen Auftritten zu Saisonbeginn sprechen nicht gerade für eine Mannschaft, die unbedingt Tore erzielen will - und kann. Oft genug war dann nur zu sehen, dass die Mannschaft großes Risiko eingehen und die Konterabsicherung vernachlässigen musste, um vorne mit einer Überzahl an Offensivkräften zumindest in der letzten Viertelstunde torgefährlich zu werden.
Eine andere Haltung des Vereins, jetzt nicht weiter auf Thioune zu setzen, hätte eher das gegenteilige Ergebnis hervorgerufen. Jetzt steht Fortuna für Kontinuität. Doch es müssen sich auch einige Dinge ändern, so sind die Aufgaben des Trainers nun vielfältig.. Zunächst einmal ist offensichtlich, dass Fortuna in der Offensive nicht mehr die Qualität der vergangenen Saison zur Verfügung steht. Auf diesen Fakt muss sich Daniel Thioune taktisch noch besser einrichten. Das bedeutet, dass Angriffe ganz anders vorgetragen werden müssen. Die individuelle Qualität reicht nicht, um ein Spiel quasi im Alleingang zu entscheiden. Das konnte Christos Tzolis im Vorjahr, der entweder zum Abschluss kam oder seine Mitspieler so einsetzte, dass diese praktisch nicht mehr am Tor vorbeischießen konnten.
Ein weiteres großes Thema bleibt: Zu oft laufen immer noch Spieler auf, die einfach nicht in der Form und Verfassung sind, um der Mannschaft zu helfen. Besonders problematisch ist das auf der Position des linken Außenverteidigers, wo Emmanuel Iyoha seine Stärken einfach nicht zu Geltung bringen kann. Da wohl Nicolas Gavory länger oder immer wieder ausfällt, wäre es sehr hilfreich, wenn der Trainer für diese Aufgabe einen Spieler findet, der dann nicht als Schwachpunkt ausgemacht wird. Zu oft kamen die Gegner über die linke Abwehrseite der Fortuna zu Tormöglichkeiten.
Immer wieder muss die Fortuna einem Rückstand hinterherlaufen
Ein wichtiger Fakt ist aber auch, dass Fortuna noch mehr Disziplin an den Tag legen muss, um nicht einen Gegentreffer zu kassieren. Es liegt der Mannschaft einfach nicht, einem Rückstand hinterherzulaufen. Dafür muss nicht nur die Defensive stärker werden. Das Spiel der Mannschaft muss für Entlastung sorgen. Thioune sollte die Qualität des Spiels in Ballbesitz unbedingt verbessern. Wie schnell ist das Spielgerät in Nürnberg immer wieder verloren worden. Das hilft dem Gegner, weil dieser wenig Mühe hat, halbherzige Angriffe abzuwehren, und setzt die eigene Defensive so unter Druck, weil sie sich ständig aus der Vorwärtsbewegung wieder hinten neu formieren muss, um die Ballverluste zu kompensieren.
Derzeit fehlt im Mittelfeld eine echte Autoritätsperson, die ein Spiel leiten und lenken kann. Der Trainer sollte darauf drängen, dieses Problem mit einer Verpflichtung in der Winterpause zu lösen. Es wird schwierig, ohne große individuelle Klasse im Angriff und ohne einen Regisseur, der die Fäden in die Hand nimmt und die Mannschaft führt, in dieser engen Liga am Ende oben zu stehen. Eine klare Anspielstation wird auch bei Heimspielen sehr vermisst, weil selbst für den Trainer das Spiel immer wieder hintenherum deutlich Überhand genommen hat.
„Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mall in Führung gelegen haben“, sagte Kapitän Andre Hoffmann nach der Begegnung in Nürnberg, wo man zwei Mal einem Rückstand hinterherlaufen musste. So ist der Trainer auch gefordert, die psychischen Dinge aufzuarbeiten. Er darf sich natürlich über die Moral seiner Mannschaft freuen, dass sie Rückstände, manchmal auch glücklich, aufholen kann. Aber der 50-Jährige muss den Spielern klarmachen, dass es wenig hilft, als Team erst aufzuwachen, wenn man sich einen Gegentreffer gefangen hat. Das Team muss von Minute eins an sofort „brennen“.
Immer noch sind wenig Automatismen im Spiel der Fortuna zu erkennen
Natürlich ist es hilfreich, wenn man eine Stammelf gefunden hat, die nicht immer wieder auf drei oder vier Positionen verändert wird. Automatismen spielen sich so nicht ein. In Nürnberg sorgte das auch für Unruhe in den ersten Minuten, weil sich die Spieler nicht nur taktisch auf die erstmals wieder probierte Dreierkette einstellen mussten, sondern auch den einen oder anderen neuen Nebenspieler. Thioune sollte sich möglichst schnell auf eine klare Grundordnung festlegen, dann wird auch das Umschaltspiel an Qualität gewinnen, weil dann klar ist, wie und wohin sich der Mitspieler bei eigenem Ballgewinn bewegen wird.
Es ist nicht leicht für den Coach, mehreren Spielern sagen zu müssen, dass sie erneut auf der Bank sitzen oder sogar komplett nicht für das Spiel berücksichtigt werden. Die klare Ansage, dass Spieler, die auf der Tribüne sitzen müssen, durchaus unzufrieden sein dürfen, haben wohl nicht alle Profis richtig verstanden. So wurde zumindest auch einer der Spieler, Myron van Brederode, aus dem Kader verbannt, weil er in der Öffentlichkeit zu klar verlauten ließ, dass er mit der personellen Führung seines Trainers und damit seiner Nichtberücksichtigung für die Startelf nicht zufrieden war. Daniel Thioune muss da auch weiterhin klare Kante zeigen, um die Disziplin und den Teamgeist weiter zu fördern. Es ist nicht mehr das eingeschworene Team der vergangenen Saison, wobei der kleinere Kader geholfen hat. Es sind fast alle Spieler fit, und das ist nicht leicht zu managen.