Düsseldorf. Große Begeisterung rund um den Verein: Anhänger feiern Mannschaft trotz Enttäuschung. Mitgliederzahlen steigen rasant
Die Enttäuschung schmerzt noch tief im Herzen der Freunde und Fans von Fortuna Düsseldorf. Die Niedergeschlagenheit nach dem zweiten Relegationsspiel wandelt sich jetzt erst langsam in Jetzt-rest-recht-Stimmung und Vorfreude auf die neue Spielzeit. Selbst das Pokal-Los Dynamo Dresden und der höchstwahrscheinliche Abschied von Publikumsliebling Christos Tzolis sorgen keinesfalls für Ernüchterung oder schlechte Stimmung. Die Fortunen handeln derzeit nach dem Spruch: „Man darf ruhig fallen, wenn man danach wieder aufsteht“ - und noch stärker zurückkommt.
Die Fans sind für die oft so klamme Fortuna das größte Kapital. Es ist nicht selbstverständlich, was sich nach dem Relegations-Rückspiel in der Düsseldorfer Arena abgespielt hat. Da wunderten sich selbst die freudetrunkenen Bochum Anhänger, was sich gegenüber in der „Süd“ des Stadions abspielte. Spieler und Trainer wurden gefeiert, als wären sie deutscher Meister geworden oder hätten einen Platz in der Champions League erreicht. Es war in erster Linie ein Trost für die kaputten Helden, die ihr großes Ziel nicht erreicht hatten. Das Scheitern im Elfmeterschießen war äußerst unglücklich und ließ so manche schwache Szene der 120 Minuten zuvor vergessen.
Unterstützung in fremden Stadien nötigt Spielern und Trainer Respekt ab
Aber der Applaus, die Rufe und die Feier auf der Tribüne galten auch einer besonderen Saison, die die Fans sicherlich nicht so schnell vergessen werden. In der Hinrunde sahen sie daheim und auswärts ein Auf und Ab in den Leistungen. Konstanz war ein Fremdwort, Spektakel gab es dagegen öfter zu sehen. Und vor allem durfte auswärts in der gesamten Spielzeit immer wieder eine fantastische Unterstützung registriert werden. Selbst die Fans, die hinter den Fahnen auf manchen engen Tribünen wie in Elversberg oder Wehen-Wiesbaden wenig vom Spiel mitbekamen, waren begeistert und froh, dass es immer noch Auswärts-Dauerkarten gibt, die es leichter machen, beim großen Ansturm auf die immer relativ begrenzte Zahl an Gästekarten in fremden Stadien berücksichtigt zu werden.
In Leverkusen, beim Pokal-Halbfinale, gab es den besonderen Fall, dass Fortunen beim Werksklub Mitglieder wurden, um an Pokaltickets zu gelangen. Auch dort spielten die Fortunen keinesfalls überragend, aber sie kämpften und zeigten Leidenschaft. So wurden die Spieler trotz eines 0:4 beim späteren Double-Sieger gefeiert. „Ein unbeschreibliches Gefühl für uns alle“, sagte Daniel Thioune. Oft genug sorgten die Düsseldorfer Auswärtsfans für mehr Stimmung als aus der Heimkurve kam. Aber auch daheim „haben die Fans eine großartige Stimmung erzeugt“, erklärte der Fortuna-Coach, der sich in den sozialen Medien für die großartige Unterstützung bedankte. „Ihr habt uns angefeuert und aufgemuntert. Wir sind dann zurückgekommen.“ Es habe immer aufmunternde Worte von den Anhängern gegeben - auch nach unnötigen Niederlagen. Vor allem die Pokal-Erfolge in Magdeburg und auf St. Pauli sind für Fortunas Trainer nur möglich gewesen, weil die eigenen Fans tatsächlich der zwölfte Mann waren.
So ist auch das Verhalten des Klubs gegenüber ihren Fans in den vergangenen zwei Jahren immer entgegenkommender geworden. Die Social-Media-Kanäle berichten jeden Tag mehrfach vom Training oder irgendwelchen Aktionen. Dabei geht es nicht darum, die Spieler zu unterhalten, sondern vielmehr die Nähe zu den Fans zu vergrößern. Eine Gruß- und Dank-Botschaft von einem Trainer wenige Tage nach dem Saisonende hat es noch nie in dieser Form gegeben. Und man darf nicht vergessen, dass das letzte Spiel für alle Rot-Weißen eine riesige Enttäuschung gewesen war.
Das Thema Pyrotechnik ist noch nicht geklärt
Immer noch problematisch ist das Thema Pyrotechnik. Es muss wohl irgendein Stillhalte-Abkommen zwischen Fans und Ordnern geben, weil Letztere die Leibesvisitationen eindeutig nicht so durchführen, dass keinerlei Feuerwerkskörper ins Stadion gelangen können. Bei einer großen Masse von Fans, die gleichzeitig in ihren Block stürmen, ist das für die Ordner auch beileibe nicht so leicht. Der Verein scheint das Verhalten ebenfalls in irgendeiner Form zu tolerieren, denn dieses Thema wird zwar in den gegenseitigen Gesprächen zwischen Ultras und Vereinsspitze angesprochen, aber eine Lösung gibt es offensichtlich nicht - allerdings ist im gesamten Fußball in Deutschland dieses Thema nicht eindeutig zu klären, solange die Pyro-Romantiker im Vordergrund stehen und sagen, dass es zu einer großartigen Stimmung dazugehört.
Die Gefühle von Arnd Hovemann, Finanzvorstand der Fortuna, der das Geld für die Strafen an den DFB herausgeben muss, sind dagegen leicht zu erraten. Das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen kostet(e) pro Stück in der 2. Liga 600 (1000 Euro in der Bundesliga). Das Werfen von pyrotechnischen Gegenständen wird mit 3000 Euro in der Bundesliga und 1500 Euro in der 2. Liga sanktioniert. So lässt sich über eine gesamte Saison eine große Menge Geld „verbrennen“, das auch dem Spieler-Etat der Fortuna zugeführt werden könnte. Zudem gibt es kein Agreement mehr, dass nur jeweils auswärts gezündelt wird.
Rasantes Mitglieder-Wachstum in nur einem Monat
Die Fortuna hat am Dienstag stolz das 32.000 Mitglied vermeldet. Nur einen knappen Monat nachdem die Mitgliederzahl der Rot-Weißen erstmals in der Vereinsgeschichte auf über 30.000 gestiegen ist, hat der Vereine die nächste stolze Marke geknackt. So kann sich der Traditionsverein nun über den Ausbau des Rekords freuen. Auch nach den Relegationsspielen kamen täglich mehr als hundert neue Mitglieder dazu und bekundeten damit, dass die Fans und Mitglieder ihren Verein auch in schlechten Zeiten immer unterstützen.