Düsseldorf. Weltweit Nummer eins unter den Vollsortimentern für Blechspielzeug: Hans-Heinrich Mückenheim und Claudia Jansen liefern Knallfrösche, Roboter und Co.
Blechspielzeug hat als Nischenprodukt das digitale Zeitalter offenbar überlebt. Wer sich ein Bild von der liebevollen Gestaltung von Miniatur-Limousinen oder mechanischen Renn-Enten machen möchte, kann auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt beim Stand von Hans-Heinrich Mückenheim (Flinger Straße, Höhe Hemer/Aldi) vorbeischauen. Dort gibt es noch Sachen zum Anfassen und Bestaunen, alles in Handarbeit gefertigt.
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Der 63-Jährige verkauft Krokodile, Knallfrösche und Kreisel - alles aus Blech. Nächstes Jahr soll Kletteraffe Curt dazukommen, ein handgroßes, filigran gestyltes Blechtierchen zum Aufziehen. „Gib deinem Blechspielzeug einen Namen und es bekommt eine Seele“, zitiert Mückenheim den großen Blechspielzeugfabrikanten Ernst Paul Lehmann. Und: „Auf dem Weihnachtsmarkt sind wir am Pulsschlag des Endverbrauchers, das ist wichtig.“
Denn der Düsseldorfer Weihnachtsmarkt bildet für Mückenheim ein Nebengeschäft vom Nebengeschäft, das aber immer mehr floriert. Der Mann ist eigentlich Steinmetz, hat sich aber unter dem Namen „Düsseldorfer Blechspielwaren“ (DBS) längst einen Namen von Nordpol bis zum Südpol gemacht. DBS hat seinen Sitz in der (natürlich heißt die so) Blechfabrik an der Wiesenstraße, mitten im Industriegebiet in Düsseldorf-Heerdt. Dort lagern in einer riesigen Halle neben Zentner schweren Steinblöcken eben auch in vier Meter hohen Regalen tausende Kartons mit Blechspielzeug. „Die Blechfabrik e.K.“ ist weltweit der größte Vollsortimenter dafür, beliefert bis zu 1000 große und kleine Unternehmen.
„Ich war schon als Kind von Blechspielzeug fasziniert“, erzählt Mückenheim, dessen Schwager, der Düsseldorfer Fotokünstler Hans-Peter Feldmann, in den 1960er Jahren auf diversen Landfahrten rund 100.000 Blech-Exponate aus Privatbesitz und Spielzeugläden einsammelte. Damals erlebte die Welt den Siegeszug des Plastiks, und Feldmann wollte das Blechspielzeug auf die sichere Seite bringen. Die besten Stücke stellte er zuhause in eine Vitrine, vor welcher der noch sehr junge Hans-Heinrich große Augen machte. Jahrzehnte später legt er selbst das alte Spielzeug neu auf. Aktuell zählt die „Blechfabrik“ rund 1500 Artikel und etwa eine halbe Million Einzelexemplare. Produktionsstätten sind in der Nähe von Nürnberg, New Dehli und Shanghai.
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Der große Erfolg der „Blechfabrik“ setzte kurz nach der Wende ein. Im Jahr 1991 kaufte Mückenheim bei einer Versteigerung auf dem Gelände des ehemaligen Ernst Paul Lehmann Patentwerkes in Brandenburg an der Havel Stanzwerkzeuge zur Produktion von Blechspielwaren. Hunderte von Werkzeugen mit einem Gewicht von etwa 7,5 Tonnen und das nur für vier Spielzeugartikel: Limousine, Radfahrer, Kletteraffe, Flugzeug. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie fein dieses Spielzeug damals gebaut wurde“, erzählt der Geschäftsmann und hält eine blaue Spielzeug-Limousine in die Höhe. „Die Mechanik gleicht einem Schweizer Uhrwerk. Allein für dieses Auto hier braucht es 92 verschiedene Werkzeuge.“
Dass das Geschäft mit dem Handeln von Blechspielzeug so gut läuft, ist auch den guten Frankreich-Kontakten zu verdanken. Mehr als die Hälfte der fast 1000 Händler, die von Düsseldorf aus angeliefert werden, sitzen im westlichen Nachbarland. Und dies wiederum hat mit Claudia Jansen zu tun, die seit 2018 in der Blechfabrik mitmischt. Damals lernte die Düsseldorferin mit Wohnsitz im 18. Arrondissement Mückenheim auf der größten europäischen Lifestyle Messen Maison&Objet in Paris kennen. Die Kunstwissenschaftlerin fing direkt Feuer für Blechspielzeug. „Das war Liebe aif dem ersten Blick, ich habe dann sofort angefangen mit der Recherche zu französischem Spielzeug“, sagt Jansen. Seitdem pendelt die Frau mit großer Expertise für die French Connection hin und her. Die erfolgreichsten Artikelserien gehen heute in 10.000er Stückzahl an die Kunden - auch eben nach Frankreich.
Die Kundschaft auf dem Weihnachtsmarkt indes reicht von der Familie mit Kleinkind bis zum Liebhaber und Sammler. Die Exponate kosten von 2,50 Euro (Knallfrosch) bis 99 Euro (Roboter). „Die DBS-Space-Rakete verkauft sich auch ganz gut gerade“, fällt Claudia Jansen ein, die aber Blechrennente Rita als Lieblingsartikel bevorzugt. Die Menschen aus der Blechfabrik fühlen eben den Pulsschlag des Endverbrauchers. Bis zum Ende des Weihnachtsmarktes am 30. Dezember sind Klettermatrose Finn, Ente Rita und Co. dort noch zu bewundern.
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