Düsseldorf. Der Düsseldorfer Kostümverleih von Akki ist einzigartig: Unter den mehr als 1000 individuellen Kostümen sind echte historische Schätze. Alle Infos.

  • Mehr als 1000 Kostüme gibt es beim Düsseldorfer Kostümverleih des Vereins Akki an der Siegburger Straße
  • Obwohl des den Kostümfundus schon seit den 80er Jahren gibt, ist er noch so eine Art Geheimtipp
  • Hier gibt es keine klassischen Kostüme wie in den Karnevalsdiscountern, sondern Individuelles
  • Zu den Schätzen gehört zum Beispiel ein Kleid von Lagerfeld aus dem Nachlass einer Düsseldorfer Inustriellengattin

Willkommen in der Wunderkammer! Marie Fisch hat einen Arbeitsplatz, für den das Wort bunt noch zu blass ist. Bis unter die Decke vollgepackt ist der Raum im Gebäude des Düsseldorfer Vereins Akki (Aktion und Kultur mit Kindern) an der Siegburger Straße am Rande des Volksgartens. Hosen, Kleider, Jacken, Blusen, Brillen, Strümpfe, Hüte, Handschuhe, Federboas, Taschen, Schmuck und Perücken so weit das Auge reicht. Das ist er also, der bei Kennern so begehrte Kostümverleih, den Akki seit den 80er Jahren aufgebaut hat – und der trotz seiner langen Tradition doch noch so eine Art Geheimtipp ist.

Marie Fisch rollt einen der riesigen Garderobenständer beiseite und lässt die Hand durch eine Reihe von Barockkleidern gleiten. Seit 26 Jahren hat sie hier im Kostümparadies den Hut auf. Die Requisiteurin hat die mehr als 1000 Kostüme nicht nur im Blick, sondern auch im Kopf. „Wenn ich nicht da bin, kann ich die Kollegen per Telefon blind zu den richtigen Sachen lotsen.“

Das Düsseldorfer Kostümparadies aus der Vogelperspektive. Hier muss man sich auskennen, um die passende Verkleidung zu finden.
Das Düsseldorfer Kostümparadies aus der Vogelperspektive. Hier muss man sich auskennen, um die passende Verkleidung zu finden. © NRZ | jum

300 bis 400 Ausleihen zählt der Verein Akki in seinem Kostümfundus pro Jahr. Die Sachen gehen vor allem an Schulen oder freie Theatergruppen, die sich hier für kleines Geld eindecken dürfen. Aber auch Privatpersonen nutzen das in der Region einzigartige Angebot. „Wir sind kein Selbstbedienungsladen“, beschreibt Marie Fisch das Konzept. Wer mit dem Gedanken „Ich gucke mich mal um“ in den Verkleidungsladen kommt, der dürfte überfordert sein.

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Bei Akki funktioniert das Spiel anders. „Am besten bringt man ein Bild mit.“ Oder zumindest eine möglichst klare Vorstellung davon, in welche Rolle man schlüpfen möchte und wie das Outfit aussehen sollte. Marie Fisch stellt dann aus dem Gewusel der Kleiderständer und vielen beschrifteten Kartons das passende Kostüm zusammen. „Wir haben nichts Vorgefertigtes“, sagt sie.

Einen Großteil der Zeit verbringt die Akki-Mitarbeiterin an der Nähmaschine. Zum Beispiel, um aus einem zerschlissenen Kostüm aus dem Karnevalsshop und einem kaputten Opernkleid etwas ganz Neues zu kreieren. Die meisten Sachen, die hier an der Siegburger Straße 25 lagern, sind alte Schätzchen, die immer wieder aufgepäppelt und neu arrangiert werden. „Wir arbeiten hier sehr nachhaltig.“

Akki-Mitarbeiterin Annika Förster als Cowgirl. Schätze wie diese gibt es im Düsseldorfer Kostümfundus.
Akki-Mitarbeiterin Annika Förster als Cowgirl. Schätze wie diese gibt es im Düsseldorfer Kostümfundus. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Gegründet hat sich der Kostümfundus 1988, als nach der großen 700-Jahr-Feier der Düsseldorfer Stadterhebung historische Kleider übrigblieben und in den Besitz von Akki übergingen. Mit der Zeit kamen immer neue Kostümspenden dazu. Von der Oper, dem Capitol-Theater oder auch von Privatleuten. Marie Fisch hält ein schmales Kleidchen auf einem Bügel in die Höhe. „Hier haben wir einen echten Lagerfeld.“ Ausgemustert aus dem Nachlass einer Industriellengattin.

Jede Menge Perücken gibt es im Kostümfundus von Akki in Düsseldorf. Wer möchte, kann auch einfach nur Accessoires ohne Kostüm ausleihen.
Jede Menge Perücken gibt es im Kostümfundus von Akki in Düsseldorf. Wer möchte, kann auch einfach nur Accessoires ohne Kostüm ausleihen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Hier bei uns hat fast alles eine Geschichte.“ Schrille Klamotten aus den 70ern, schillernde Kleider aus den 20er Jahren, Fräcke, alte Dirndl und wallende Gewänder aus dem Fundus der Oper. In einem Kleid hat Marie Fisch mal das Namensschild von Anneliese Rothenberger entdeckt. „Das war bestimmt aus dem Rosenkavalier“, sagt sie und lacht. Auch das lindgrüne Jackett, das sie mit einer Schärpe aus bunten Garnrollen zum Kostüm „Jacke des Hutmachers“ umfunktioniert hat, ist ein Relikt aus der Bühnenwelt. „Romeo“ steht auf dem Kragenfutter.

„Hier haben wir einen echten Lagerfeld!“

Marie Fisch
über ein Kleid aus dem Nachlass einer Industriellengattin

Dass der Kostümverleih des Akki alles andere als ein klassischer Karnevalsladen ist, wird klar, wenn man nach der ersten Reizüberflutung das Angebot genauer inspiziert. Ein originalgetreues Elsa-Kostüm, wie es viele kleine Mädchen lieben, gibt es hier nicht. Dafür aber das Zubehör, um eine sehr individuelle Eiskönigin, Prinzessin oder was auch immer zu werden. Die Kleiderständer sind nach Themen geordnet. Auf dem einen hängen Tiere, auf einem anderen alles, was mit Berufen zu tun hat.

Marie Fischer verwaltet nicht nur den Kostümverleih von Akki. Sie sitzt auch an der Nähmaschine, um zu reparieren oder ganz neue Verkleidungen zu nähen.
Marie Fischer verwaltet nicht nur den Kostümverleih von Akki. Sie sitzt auch an der Nähmaschine, um zu reparieren oder ganz neue Verkleidungen zu nähen. © NRZ | jum

Auf dem Ständer der Reservierungen hängen bei unserem Besuch Kostüme für den Karnevalsball der KG-Regenbogen und ein Ensemble für eine schottische Hochzeit. Ausgeliehen wird bei Akki für die verschiedensten Gelegenheiten: Mottopartys, Krimidinner, Fotoshootings. Musikbands kommen, um sich für Videoproduktionen einzukleiden.

Was der Spaß kostet, das kann Marie Fisch nicht pauschal sagen. Abgerechnet wird je nach Anlass, Ausleihdauer und Wertigkeit des Kostüms. Als grobe Richtlinie gilt, dass die Ausleihgebühr bei etwa acht Euro beginnt. Mehrteilige, komplette Kostüme gibt es ungefähr ab 20 Euro. Es können aber auch einzelne Accessoires ausgeliehen werden.

So funktioniert der Kostümverleih von Akki

Der Kostümverleih von Akki, Siegburger Straße 25, 40591 Düsseldorf, hat zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr. (Achtung: Ab dem 1. Januar 2025 ändern sich die Öffnungstage, dann gilt: Dienstag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr).

Gruppen, die sich kostümieren möchten, sollten sich vorher anmelden. Telefon: 0211/7 88 55 39, E-Mail: www.akki-kostuemfundus.de.

Eines ist der Hüterin der Schätze sehr wichtig: „Man bekommt hier etwas Besonderes und sollte es auch besonders behandeln.“ Das heißt: Der überlange Seidenrock aus der Oper ist eher nicht geeignet, um ihn beim Straßenkarneval durch den Dreck zu schleifen. „Das wäre dann etwas für einen festlichen Ball.“

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