Düsseldorf. Als das Automobil das Pferdefuhrwerk ersetzte, mussten das die Straßen erstmal verkraften: Buch zum 100. Geburtstag der Verkehrswachten erschienen.
Nicht nur im heutigen Düsseldorf stellt die so genannte Verkehrswende die Stadt vor Herausforderungen. Das war auch schon vor rund 100 Jahren so. Damals, als die ersten Autos auf den Straßen der Rheinmetropole auftauchten und die Pferdefuhrwerke immer mehr verschwanden, sprach man allerdings noch von einem „Verkehrsumbruch“. Die Städte seien damals überhaupt nicht vorbereitet gewesen auf so viel Verkehr, erklärt Christian Franke, der zum 100. Geburtstag der Düsseldorfer Verkehrswacht das Buch „Anfänge, Entwicklung und Verbote der Verkehrswachten 1924 - 1929“ veröffentlich hat.
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In dem Buch entdeckt der Lesende viel Wissenswertes aus den Anfängen der motorisierten Mobilität. Wie gefährlich etwa der Straßenverkehr während des „Umbruchs“ war, verdeutlichen Statistiken aus dem Stadtarchiv Düsseldorf aus den Jahren 1930/31: Im Stadtgebiet gab es 1930 insgesamt 1948 Unfälle, und diese Unfälle forderten damals noch 1310 Verletzte, sogar 42 Todesopfer (davon elf Kinder). Im Jahr danach gingen die Zahlen leicht zurück. „Es gab damals noch keine Straßenordnung wie es sie heute gibt“, so Historiker Franke. „Es gab zudem keine Trennung von Straße und Bürgersteig, kaum Markierungen, es fehlte auch an Polizei, die den Verkehr kontrollierten, und die Kraftfahrzeuge waren sehr bullig. Da hatte ein Unfall noch eine andere Dimension.“
Historiker Franke stellte sein Buch zum Jubiläum am Montag (4. November) in der Düsseldorfer Verkehrsschule am Rather Broich vor. Dort wurde auch der 100. Geburtstag der Düsseldorfer Verkehrswacht feierlich begangen. „Eigentlich sollte es zu Beginn nur eine Festschrift werden, aber dann wurde es am Ende doch noch eine umfassende wissenschaftliche Arbeit“, betonte der Experte in seiner Rede vor geladenen Gästen.
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Kurios: Die am 3. November 1924 gegründete Verkehrswacht Düsseldorf veranlasste in ihren Anfängen gar, dass die Vorsitzenden Richter in den neuen Automobilen eine Probefahrt absolvierten, damit sie überhaupt bei Strafverfahren - etwa nach Unfällen - wussten, worüber sie Recht sprechen sollten. „Die hätten ja sonst keine Ahnung gehabt, wovon sie sprechen“, so Historiker Franke.
Allerdings bekam der neue Verein von der Stadt Düsseldorf für all seine Mühen wenig Unterstützung. 1929 bat die Verkehrswacht den damaligen Oberbürgermeister und die städtischen Entscheidungsgremien darum, Mitglied zu werden und mit einem finanziellen Beitrag die wichtige Arbeit (etwa Hilfe bei der schulischen Verkehrserziehung) der Verkehrswacht zu unterstützen. Allerdings spendierte die Stadt aber gerade einmal 300 (symbolische) Reichsmark, womit noch nicht einmal die Kosten für die 150 Ausgaben der Vereinszeitschrift gedeckt werden konnten. „Andere Städte wie Köln und Aachen waren deutlich großzügiger und zahlten 3000 bis 5000 Euro jährlich an ihre Verkehrswachten“, so Franke.
Das Buch „Anfänge, Entwicklung und Verbote der Verkehrswachten 1924-1939 in Rheinland, Westfalen und Lippe ist auf Anfrage über die Landesverkehrswacht NRW (Sitz in Düsseldorf) entweder telefonisch unter 0211/302003-11 zu bestellen oder auch als Dokument unter www.landesverkehrswacht-nrw.de/uber-uns/unseregeschichte/ abrufbar.
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