Düsseldorf. Vier Männer haben einen Messerangreifer in einer Tagesstätte für Obdachlose überwältigt. Dafür wurden sie nun geehrt. Wie sie die Attacke erlebten.
An den 17. Juni erinnert sich Alexander Krüger noch ganz genau. Ein Montag. Wie immer besucht er die Tagesstätte „Horizont“ der Diakonie in Unterbilk – eine Einrichtung für Wohnungslose. Krüger trinkt dort einen Kaffee. Wie immer. Doch der Tag sollte anders verlaufen als sonst: Nur wenig später überwältigt Alexander Krüger mit drei weiteren Männern einen Angreifer, der zwei Mitarbeiterinnen der Tagesstätte mit einem Messer zum Teil schwer verletzt hat.
Für ihren Einsatz wurden Alexander Krüger, Holger te Loo, Asim Zeybeksoy und Daniel Potocnik am Montag (9. September) von Oberbürgermeister Stephan Keller geehrt. „Ihr Einsatz war mutig und keinesfalls selbstverständlich. Sie sind damit Vorbild für andere. Es gibt viele Situationen im Alltag, in denen es wichtig ist, nicht wegzuschauen, sondern hinzusehen, schnelle Entscheidungen zu treffen und beherzt einzugreifen.“
+++ Folgen Sie der NRZ Düsseldorf jetzt auch bei Instagram! +++
Schnell gehandelt hat eben auch Alexander Krüger am Morgen des 17. Juni. „Als ich meinen Kaffee getrunken habe, hörte ich die Schreie und Rufe, dass jemand mit einem Messer zugestochen habe“, erzählt Krüger. Wenige Sekunden später rennt ein Mann an ihm vorbei. Krüger zögert nicht, springt auf und eilt dem Mann hinterher. „Ich habe ihn dann gestellt und an die Wand gedrückt, bis die Polizei kam.“
Was der mutige Düsseldorfer in dem Moment nicht weiß: Der Angreifer hat noch das Messer in der Hand. „Ich habe quasi mit meinem eigenen Leben gespielt. Ich habe das Messer nicht gesehen. Er hätte auch auf mich noch einstechen können.“ Doch der Angreifer lässt das Messer fallen. Das sieht Asim Zeybeksoy, der die Tatwaffe schließlich aus dem Weg schafft und später der Polizei übergibt. Der Tatverdächtige sitzt seit dem Angriff in Untersuchungshaft.
Nach Messerangriff: Security bewacht Düsseldorfer Obdachlosen-Einrichtung
„Die vier Männer haben zusammen vermutlich Schlimmeres verhindert“, sagt auch Oliver Targers. Der Schock sitzt knapp drei Monate nach der Tat beim Abteilungsleiter Beratung und soziale Integration der Düsseldorfer Diakonie immer noch tief. „Der Angriff war überhaupt nicht absehbar.“ Der Täter sei ein Stammgast der Tagesstätte gewesen, habe im Vorfeld einen Beratungstermin bei einer der Mitarbeiterinnen gemacht und während des Gesprächs dann mit dem Messer plötzlich zugestochen. Dabei ist eine 63-jährige Frau lebensgefährlich und eine 61-Jährige leicht verletzt worden.
„Das war eine gezielte Tat“, so Targers. Körperlich gehe es den beiden Mitarbeiterinnen mittlerweile wieder besser, arbeitsfähig seien sie aber noch nicht. Auch eine von zwei Augenzeuginnen habe den Angriff noch nicht verarbeitet. Nach dem Messerangriff hat die Diakonie schnell Konsequenzen gezogen: Seit der Attacke sind Security-Kräfte in der Tagesstätte „Horizont“ präsent. Und die Anwesenheit zeige auch im normalen Alltag Wirkung: „Wir haben deutlich weniger Polizeieinsätze vor Ort“, betont der Abteilungsleiter.
- Die NRZ Düsseldorf bei WhatsApp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren
Vorerst bleibt das Sicherheitspersonal aber nur bis zum Ende des Jahres. „Wir würden gerne dauerhaft Security-Kräfte einsetzen“, so der Wunsch von Oliver Targers. Auch Alexander Krüger würde sich verschärfte Kontrollen in der Einrichtung wünschen. „Das wäre ja zum Schutz für uns alle, auch wenn es nie eine hundertprozentige Sicherheit gibt.“
Ob er und die drei anderen Männer erneut so mutig handeln würden? Sie nicken einstimmig. „Wir hätten es immer wieder so getan und eingegriffen“, betont Daniel Potocnik. Die Urkunde und das kleine Präsent, das sie von OB Keller bekommen haben, halte sie stolz in den Händen. „Diese Ehrung bedeutet mir wirklich sehr viel“, sagt Alexander Krüger.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf
- Auto kollidiert mit U-Bahn in Düsseldorf: Fahrer stirbt
- Wohnung brennt in Düsseldorf: Frau springt aus dem Fenster
- Düsseldorf: Starregisseur Wim Wenders lobt Wim-Wenders-Gymnasium
- Reiches Düsseldorf? Stadt ist NRW-Spitze bei der Altersarmut
- „Mein Lokal, Dein Lokal“: Frust bei „El Lazo“-Chef - wer gewann
- Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Düsseldorf