Düsseldorf. Ein Düsseldorfer Verein will Menschen aufrufen, sich für eine offene, vielfältige Gesellschaft einzusetzen. Mit dabei sind prominente Gesichter.
Das Schwarz-Weiß-Bild wirkt minimalistisch. In schwarzen Buchstaben über stilisiertem knallroten Klebeband steht „Macht mal lauter“. Das Gesicht von Kuddel, Gitarrist der Toten Hosen, blickt von der digitalen Posterwand auf die tausenden Menschen, die jeden Tag durch den Düsseldorfer Hauptbahnhof kommen. „Die Demokratie verteidigt sich nicht von selbst“, steht etwas kleiner darüber. „Leise abzuwarten macht keinen Sinn.“
Kuddel von den Toten Hosen ist eines der Gesichter von Düsseldorfer Demokratie-Initiative
Es ist eines der Porträts, die der Düsseldorfer Verein „Gesichter der Mehrheit“ in seiner ersten großen Kampagne prominent in der Landeshauptstadt platziert hat. Weitere finden sich in Köln, Dresden und Erfurt. Die beiden letzteren Städte wurden spontan vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen mit auf die Liste genommen. „Wir wollten eigentlich schon bei der EU-Wahl starten“, erzählt Hilgriet Hochapfel, die im Verein für die Geschäftsführung und das Projektmanagement zuständig ist, im Gespräch. „Aber wir sind ja noch ein recht junger Verein und deshalb hat sich der Kampagnenstart verschoben. Aber wir wollten gerade bei den Wahlen im Osten Präsenz zeigen.“
+++ Folgen Sie der NRZ Düsseldorf jetzt auch bei Instagram! +++
Insgesamt 42 Personen leihen der Kampagne ihr Gesicht. Mit dabei sind, neben Kuddel, auch die Mitglieder des Vereins. Der Großteil sei aber „durch das eigene Netzwerk“ rekrutiert worden, wie es Volker Dick, der Initiator von „Gesichter der Mehrheit“ beschreibt. „Wir wollten einen Querschnitt der Gesellschaft zeigen, aber unsere Mittel sind da ja auch etwas beschränkt. Deshalb haben wir in unserem beruflichen und privaten Umfeld Menschen gefragt und geguckt, wer mitwirken möchte.“ Mit der Zeit ist eine durchaus breit aufgestellte Liste an Personen entstanden.
Gesichter der Mehrheit: 42 Porträtierte machen sich für Demokratie stark
Neben überregional bekannten Gesichtern, wie etwa Kuddel, den einer der Vereins-Mitgründer noch aus Schulzeiten kennt, und anderen Künstlerinnen und Künstlern sind viele unterschiedliche Menschen mit dabei. So mahnt Musiklehrer Hans-Peter Fassbender von seinem Bild aus zum Nachdenken an. Poetry-Slammerin Kamila Dobner betont die Bedeutung von Kunst in Zeiten, in denen extremistische Positionen Zulauf bekommen. Lehramtsanwärterin Lidia will währenddessen „von anderen lernen“, während Model Kina Manga-Seifert proklamiert: „Ich habe keine Angst“.
Gezeigt werden soll so die „Mehrheit“, die sich für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft einsetzt. Die Organisatoren wollen aber nicht nur auf Extremismus und Spaltung reagieren, sondern ein positives Zeichen setzen. „Wir wollen zeigen, wofür wir sind und nicht nur wogegen“, erklärt Dick. „Der Begriff AfD kommt in unserer Kampagne gar nicht vor.“ Daher war es den Verantwortlichen auch wichtig, einen gemeinnützigen Verein zu gründen. „Wir wollen gemeinnützig, unabhängig und keiner Partei zugehörig sein“, so Dick.
Verein bezieht Position gegen steigenden Extremismus und gesellschaftliche Spaltung
Die Ursprünge des Vereins und der Kampagne liegen jedoch fest in den Enthüllungen rund um die Remigrationspläne der AfD und den darauf folgenden Pro-Demokratie-Aktionen verwurzelt. In diese Situation hinein postete der gelernte Architekt Dick damals eine Stellungnahme auf der Plattform LinkedIn. „Ich hatte damals das Bedürfnis, was zu sagen“, erzählt er heute beim Gespräch. Er habe sich zu klar zu einer demokratischen und vielfältigen Gesellschaft bekennen wollen. „Dass das Ganze dann so ein großes und positives Echo erhalten hat, war eine schöne Überraschung.“
Und es war eine Motivation – „Wir wollten aus diesem Momentum etwas machen“, so Dick. Man wollte mehr tun und langfristiger aktiv sein. Ein wichtiger Schritt dafür kam durch ein Gespräch mit Thomas Krüsselmann, den Dick schon seit einiger Zeit aus dem beruflichen und privaten Kontext kannte. Krüsselmann, ein gelernter Fotograf, der auch schon als Werbetexter arbeitete, und seine Frau Tanja, eine Designerin, erarbeiteten die visuelle Aufmachung der Kampagne.
„Es sollte laut sein und ins Auge fallen“: Verein mit Kampagne in Düsseldorf, Köln, Erfurt und Dresden
„Ich habe schon verschiedene Portraitserien gemacht und wollte hier nah bei den Menschen bleiben. Deshalb haben wir uns für die simple Aufmachung in schwarz-weiß entschieden“, erklärt Krüsselmann. Ein zusätzlicher Gedanke, sei für ihn auch gewesen, in Zeiten von stark retuschierten und teilweise mit KI erstellten Werbekampagnen etwas Persönlicheres zu schaffen. Die farbigen Akzente wiederum waren die Idee seiner Frau. „Ich wollte etwas einbringen, dass vielfältig und auffällig ist“, erklärt sie. „Es sollte laut sein und ins Auge fallen.“
Bisher war die Rückmeldung, die der Verein vor allem über die sozialen Medien erhalten hat, durchweg positiv, berichtet Projektmanagerin Hochapfel. Leider habe man aus den Ostbundesländern bisher aber nur wenig gehört. „Wir sind allerdings auch hier in Düsseldorf viel stärker verwurzelt“, betont sie und fügt an: „Unser Wunsch wäre es auch in Ostdeutschland Menschen zu erreichen und in der Zukunft zusammenzuarbeiten.“ Dies sei allgemein ein wichtiges weiteres Ziel: Eine Plattform zu schaffen, auf der auch andere Künsterinnen und Künstler aktiv werden können.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf
- Busse brennen erneut in Düsseldorf: Kriminalpolizei ermittelt
- Vor dem Winter: Obdachlosenhilfe sieht neue Herausforderungen
- Illegale Parker am Flughafen: Standstreifen der A44 gesperrt
- Roncalli-Weihnachtsmarkt: Glashütten haben Holzwände – der Grund
- Düsseldorfer Linke: „Es wird natürlich eine Schicksalswahl!“
- Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Düsseldorf
„Man darf aber gespannt sein“: Verein hat auch nach Kampagne Pläne für die Zukunft
Als Nächstes sei aber erstmal eine Ausstellung in Düsseldorf geplant. Wo genau, das sei gerade in Absprache. Und auch ansonsten will der Verein natürlich auch in Zukunft seiner Mission treu bleiben, aber auch offen sein, Dinge auszuprobieren. „Dabei sind wir aber natürlich auf Helferinnen und Helfer und auch auf Sponsoren angewiesen“, betont Thomas Krüsselmann. „Man darf aber gespannt sein“, sagt Dick.
Weitere Informationen und Hintergründe rund um die Kampagne und den Verein finden sich auf: www.gesichterdermehrheit.de