Düsseldorf. Die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf hat ein Konzept für ein Kernstraßennetz vorgestellt – dabei wurde vor allem Autoverkehr berücksichtigt.
Lange Staus am frühen Morgen können den Puls von Pendlerinnen und Pendler, die nach Düsseldorf kommen, schnell mal in die Höhe jagen – von verstopften Straßen im Feierabendverkehr ganz zu Schweigen. Dabei handelt es sich vor allem bei dem Pendlerverkehr in Düsseldorf um einen starken Wirtschaftsfaktor: Etwa 325.000 Menschen kämen laut Industrie- und Handelskammer (IHK) täglich zum Arbeiten in die Landeshauptstadt – 70 Prozent von ihnen mit dem Auto. Um die Attraktivität des Standortes zu erhalten, hat die Düsseldorfer IHK am Montag, 26. August, ein Konzept für ein Kernstraßennetz vorgestellt – besonders im Vordergrund: der fließende Autoverkehr.
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Derzeit stehe die Stadt Düsseldorf vor der Herausforderung, die „Mobilitätswende nachhaltig voranzutreiben und dabei gleichzeitig die Erreichbarkeiten der Wirtschaftsstandorte zu sichern und eine bedarfsgerechte Infrastruktur für alle Verkehrsteilnehmenden zur Verfügung zu stellen“, heißt es in dem Fazit der Studie, die die Ingenieurgesellschaft Lindschulte im Auftrag der IHK durchgeführt hat.
Kernstraßennetz in Düsseldorf: Stadt sei Ziel tausender Versorgungsfahrten
Jährlich bringen Pendelnde der Stadt Düsseldorf Gewerbesteuereinnahmen von etwa 800 Millionen Euro ein. Ein starker Wirtschaftsfaktor also, den es, laut IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen, zu erhalten gilt. „Wichtig ist hierbei eine realistische Priorisierung einer Nutzung der Verkehrswege durch unterschiedliche Verkehrsträger“, betonte Berghausen bei der Vorstellung des Konzepts. Die Aufgabe der Studie bestand darin, ein Kernnetz für den fließenden Kfz-Verkehr zu definieren.
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Das Kernstraßennetz, das die IHK vorgestellt hat, umfasst neben Autobahnen, Bundes- und Kraftfahrstraßen auch hochbelastete innerstädtische Hauptstraßen sowie für den Schwerverkehr relevante Straßen. „Angesichts der Verkehrswende, die wir aktiv unterstützen, gilt es, auch auf den Verkehr mit Pkw, Lkw und Transportern zu schauen“, so Berghausen weiter. So sei Düsseldorf auch Ziel von tausenden Fahrten zur Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung.
Neue Studie zum Verkehr in Düsseldorf: Diese Faktoren wurden berücksichtigt
Im Rahmen des Projektes wurden verschiedene Faktoren berücksichtigt: Neben der Erfassung aller wichtigen Autobahnen, Standorte wie Henkel als Arbeitgeber oder der Flughafen, wurden in der ersten Ebene alle Bundes- und Kraftstraßen auf Düsseldorfer Stadtgebiet gesammelt, in zweiter und dritter Ebene arbeitete Lindschulte alle bedeutenden Straßen für den „motorisierten Individualverkehr“ und die Straßen mit hoher Bedeutung für den Schwerverkehr heraus. Als letzte Ebene wurden Netzlücken zwischen den identifizierten Straßen geschlossen.
„Für uns ist es wichtig zu betonen, dass wir das Kernstraßennetz vorstellen, um für alle Verkehrsteilnehmenden einen reibungslosen Verkehrsfluss und zugleich eine tragfähige und realistisch durchdachte Mobilitätswende zu vereinen.“
Das so erstellte Kernstraßennetz hat eine Länge von etwa 150 Kilometern – und umfasst demnach circa 12 Prozent des Gesamtstraßennetzes auf dem Düsseldorfer Stadtgebiet. Insgesamt bemisst sich das Straßennetz der Stadt Düsseldorf auf etwa 1250 Kilometer. „Somit stellt das entwickelte Kernstraßennetz ein robustes, aber nicht zu kleinteiliges Straßennetz dar“, erklärte auch Thomas Vieten, Referent für Verkehrswirtschaft bei der IHK Düsseldorf, beim Vor-Ort-Termin am Montag.
Ein weiterer wichtiger Punkt für die IHK: Die für den fließenden Verkehr verfügbaren Kapazitäten im Straßennetz. Im Rahmen der Studie wurden die Anzahl der verfügbaren Fahrstreifen, das Vorhandensein von Einmündungen, Parkständen und Mitteltrennung sowie die Gestaltung der Knotenpunkte beachtet.
Kapazitäten auf Düsseldorfer Straßen: Vier Maßnahmen zum Radverkehrsausbau „kritisch“
Jedem Netzabschnitt konnte eine Kapazität zwischen 14.000 und 66.000 Autos pro Tag beigemessen werden. „Die ermittelten Kapazitäten wurden mit den von der Stadt Düsseldorf zur Verfügung gestellten Verkehrszählungen abgeglichen“, erläuterte Referent Thomas Vieten bei der Vorstellung. Insgesamt wiesen etwa 29 Prozent, also 46 Kilometer des Kernnetzes, eine übersteigende Kapazität auf. Etwas mehr als 100 Kilometer erreichen die ermittelte Kapazität noch nicht oder mit deutlichen Reserven nicht.
Doch besonders im Hinblick auf den angestrebten oder vorhandenen Radverkehrsausbau der Stadt Düsseldorf gibt es Überschneidungen. So stuft die IHK in dem Konzept gleich vier Abschnitte in der Stadt als „kritisch“ ein: Beispielsweise die Planung von einem Radfahrstreifen in der Ronsdorfer Straße (Nord) zulasten eines Fahrstreifens. Auch die Planung eines Radfahrstreifens auf der Reichswaldallee überschneidet sich mit dem erstellten Kernstraßennetz und wird innerhalb der Studie als „kritisch“ eingeordnet.
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„Hier gilt es, ganz besonders mit Bedacht zu planen“, appellierte Gregor Berghausen. Auch in anderen Bereichen gebe es Potenzial für Konflikte. Darum zeige das Konzept des Kernstraßennetzes Optionen für die Verlagerung von Autoverkehr aus anderen Bereichen auf, in denen etwa neue Radwege gebaut wurden.
„Für uns ist es wichtig zu betonen, dass wir das Kernstraßennetz vorstellen, um für alle Verkehrsteilnehmenden einen reibungslosen Verkehrsfluss und zugleich eine tragfähige und realistisch durchdachte Mobilitätswende zu vereinen“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer abschließend. Ziel sei es, dass das Konzept des Kernstraßennetzes in Düsseldorf zukünftige Planungen zum Vorantreiben der Mobilitätswende beeinflussen könne.
Weitere Informationen und das vollständige Konzept finden Sie unter www.ihk.de/duesseldorf/standort/branchen/verkehr/strassenverkehr2/kernstrassennetz-duesseldorf-6239800