Düsseldorf. Mit dem FlingerPfad wollen Aktive aus Düsseldorf die Geschichte ihres Stadtteils wieder sichtbar machen. Ein wichtiges Stück ist jetzt neu.
- In den 1850er Jahren baute Jean Pascal Piedboeuf die „Kesselfabrik Piedboeuf“ im alten Gleisdreieck in Oberbilk auf
- Bis Anfang der 1990er Jahre wurden hier Dampferzeuger und Ausrüstungen für Kraftwerke hergestellt
- Heute befindet sich auf dem Gelände unter anderem das Düsseldorfer Amts- und Landesgericht
- Eine neue Stele des FlingerPfads erinnert jetzt an die ehemalige Kesselfabrik
Von der einstigen „Kesselfabrik Piedboeuf“ im alten Gleisdreieck in Oberbilk ist heute nichts mehr zu sehen. Wo vor allem in den 1960 und 70er-Jahre Dampferzeuger und Ausrüstungen für Kraftwerke hergestellt wurden, haben heute das Amts- und Landesgericht, Wohnhäuser oder der kürzlich eröffnete Pocketpark ihren Platz.
Eine neue Stele des FlingerPfads an der Fichtenstraße/Ecke Werdener Straße erinnert nun aber an dieses Stück Düsseldorfer Geschichte. Denn mit der Dampfkesselschmiede – sie gehörte zu den ältesten Fabriken der Stadt – entwickelte sich hier das Herzstück der Düsseldorfer Schwerindustrie und in der Folge die ersten Arbeiterviertel in Oberbilk und Flingern.
„Wir freuen uns sehr, nun die 16. Stele einweihen zu können und wieder ein Stück Vergangenheit sichtbar zu machen“, betont Anne Menges, Ideengeberin des FlingerPfads. Seit 2021 entsteht in Flingern ein Rundweg, der die Geschichte des Stadtteils von der Mitte des 19. Jahrhunderts an nacherzählt.
Dies geschieht durch 30 geplante Informationstafeln mit Texten und Illustrationen, die an der jeweiligen Stelle über historisch bedeutsame Ereignisse berichten. In Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative Flingern und dem Kulturzentrum Zakk macht der FlingerPfad diese Geschichte auch durch Vorträge und Rundgänge für Bewohner und Besucher erlebbar.
„System Düsseldorf“ ist in Müllverbrennungsanlagen weltweit im Einsatz
Die neueste Stele steht auf dem Gehweg an der Fichtenstraße gegenüber des B8-Centers. Auf zwei Tafeln ist die Geschichte der Kesselfabrik und des Oberbilker Gleisdreiecks zusammengefasst. Wie entwickelte sich das Areal zum Industrie-Hotspot der damaligen Zeit?
Stadtrundgang durch Flingern
Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals bietet Kaspar Michels eine Stadtteilführung durch Flingern an. Für die Tour „Vom Lierenfelder Bahnhof bis zu den alten Farbwerken“ sind nur noch Plätze für den Zusatztermin um 11 Uhr frei. Treffpunkt ist an der Langenberger Straße 9 (Tor 3). Eine Anmeldung per Mail an stadtteilfuehrung@zakk.de ist notwendig. Die Führung um 14 Uhr ist bereits ausgebucht.
Während der Industrialisierung expandierte die Unternehmerfamilie mit dem Firmengründer Jacques Piedboeuf ab 1833 auch nach Deutschland und baute in Aachen, Düren, Neuss und Düsseldorf unter anderem Kesselfabriken und Walzwerke. Der Sohn Jean Pascal Piedboeuf baute 1857 neben einem Eisenblechwalzwerk in Eller die „Dampfkesselschmiede Piedboeuf“ im Oberbilker Gleisdreieck auf.
1927 wurde das Werk mit anderen Kesselwerken in Düren und Gelsenkirchen zu den Vereinigten Kesselwerken (VKW) zusammengelegt. Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich VKW zu einem führenden Kesselhersteller in Deutschland und lieferte insbesondere in den 1960er und 70er-Jahren Dampferzeuger, Müllverbrennungsanlagen und Ausrüstungen für Kraftwerke und Industrieanlagen in die ganze Welt. Die für die Müllverbrennungsanlage in Flingern entwickelte Walzenrostfeuerung ist als „System Düsseldorf“ weltweit in über 50 Prozent der Müllverbrennungsanlagen im Einsatz.
Zwischen 1963 und 1974 wurde VKW in den Konzern „Deutsche Babcok“ überführt. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten stellte Babcok 1991 den Betrieb an der Werdener Straße ein – alle Werkshallen und der hohe Schornstein an der Fichtenstraße wurden gesprengt und abgerissen.
Nach der Insolvenz von Babcok-Borsig zu Beginn der 2000er Jahre übernahm der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW das alte Betriebsgelände. Seit 2009 ist hier das Amts- und Landgericht zu Hause. Auf den rückwärtigen Flächen der Kesselwerke entsteht im alten Gleisdreieck eine neue Wohnbebauung.
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Das Gleisdreieck und die Kesselfabrik befanden sich zwar im Stadtteil Oberbilk, dennoch haben sie Platz auf dem FlingerPfad gefunden. „Unser Rundweg verläuft direkt daneben, daher sind sie Teil des Pfads geworden“, erklärt Kaspar Michels von der Initiative FlingerPfad. Stadtgeograf Helmut Schneider vom Verein Aktion Oberbilker Geschichte(n) freut sich ebenfalls über die neue Stele. „Wir sind keine Konkurrenten. Wir haben eine gemeinsame Geschichte, die hier für jeden ersichtlich wird.“
Der FlingerPfad wächst weiter: Die 17. Stele „Flurklinik“ wird am Freitag, 23. August, um 15 Uhr eingeweiht. Weitere Infos gibt es auch online unter: www.flingerpfad.de.
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