Düsseldorf. Vor zehn Jahren hat Isabella Krätz ihre Pâtisserie gegründet. Jetzt gibt es Filialen in ganz Deutschland. Am Anfang wurde ihre Idee belächelt.
Dass ein Schokoladentörtchen glücklich machen kann, ist bekannt. Aber dass ein solches süßes Vergnügen Menschen zum Weinen bringt, ist etwas Besonderes. Isabella Krätz hat das erlebt. Und zwar mehr als einmal. Vor zehn Jahren hat sie in Düsseldorf eine Pâtisserie gegründet, die vor allem bei Kunden, die zum ersten Mal hier sind, regelmäßig zu Gefühlsausbrüchen führt. Denn viele von ihnen haben auf Gaumenfreuden wie diese lange verzichten müssen.
Die Düsseldorferin hat 2014 in Oberkassel ihr erstes Café eröffnet, das ausschließlich glutenfreie Produkte im Sortiment hat. Und zwar solche, die geschmacklich und optisch so hochwertig sind, dass ihre Geschäftsidee schon kurz nach der Gründung explodierte. „Ich habe damals nicht mal ansatzweise mit einem solchen Erfolg gerechnet“, blickt sie auf zehn intensive Jahre zurück, die das Leben der Familie komplett auf den Kopf gestellt haben.
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Köln, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, München – von Düsseldorf aus eroberte das Erfolgsrezept die großen deutschen Städte und wächst noch immer weiter. Isabellas Kuchen, Törtchen, Muffins, Macarons, Plätzchen, Brote, Brötchen, Croissants und mehr gibt es an vielen Orten in Deutschland. „Wir haben zehn Läden in zehn Jahren eröffnet“, sagt die Gründerin und klingt dabei so, als könnte sie es selbst noch immer nicht glauben, was sie da in der heimischen Küche in Düsseldorf-Oberkassel einst losgetreten hat.
Isabella Krätz leidet an Zöliakie, einer Erkrankung, bei der selbst kleinste Spuren von Gluten den Körper schädigen. Viele Jahre hat es gedauert, bis die Ursache ihrer Beschwerden endlich gefunden wurde. Als sie akzeptieren musste, dass ihr Leben künftig eines ohne glutenhaltige Produkte sein würde, kam sehr schnell die Ernüchterung, dass es so gut wie keine glutenfreien Brote und Kuchen gab, die für sie geschmacklich akzeptabel waren.
Ihre Geschäftsidee mit dem glutenfreien Café wurde in Düsseldorf anfangs belächelt
Sie war sich sicher, dass das sehr viel besser möglich sein müsste und fing an, in ihrer eigenen Küche zu experimentieren. Mit den immer gelungeneren Köstlichkeiten reifte der Gedanke, damit auch andere Menschen glücklich zu machen. „Sie können sich nicht vorstellen, was für einen Gegenwind ich damals erlebt habe, als ich meine Geschäftsidee verwirklichen wollte.“
Tief eingegraben in die Erinnerung hat sich vor allem die Reaktion des Ordnungsamtes der Stadt Düsseldorf. „Man hat mir gesagt, dass es schon genug Geschäftspleiten in Düsseldorf gibt und man nicht noch eine weitere braucht.“ Und dass die Zielgruppe für eine solche „Krankenkost“ viel zu klein sei. „Zum Glück war ich damals hartnäckig genug, um meine Vision umzusetzen“, sagt sie heute. „Ich habe mir das selber als Geschenk gemacht.“
Zehn Jahre nachdem ihre Idee belächelt und schlecht geredet wurde, suchen Menschen aus Australien, den USA oder Dubai den Kontakt zu ihr, damit sie auch dort Cafés eröffnet. Prominente wie der Fußballer Marcell Jansen und der Koch Tim Mälzer haben die Düsseldorfer Geschäftsidee unterstützt und die „Pâtisserie Isabella“ wächst und wächst und wächst. Schon früh stieg ihr Mann, der vorher gemeinsam mit ihr in der Modebranche tätig war, in das Geschäft mit ein und die beiden Söhne stemmen heute einen großen Anteil des Familienunternehmens.
Ihre allererste süße Kreation war „Himbeer White Chocolate Cheesecake“
Die Backstube wurde nach Duisburg ausgelagert, weil die Produktionsstätte in Düsseldorf sehr schnell viel zu klein wurde. 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren hier kulinarische Kunstwerke wie den legendären „Himbeer White Chocolate Cheesecake“, ihre allererste süße Kreation. Das Törtchen gehört noch heute zu Isabellas Lieblingen aus dem eigenen Sortiment.
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Isabella Krätz erzählt, wie sie sich damals Inspirationen für ihr Geschäft geholt hat. In der Küche des Düsseldorfer Luxus-Hotels Breidenbacher Hof hat sie ein Praktikum gemacht. Der Küchenchef war anfangs skeptisch. „Die haben mich dort unterschätzt“, sagt sie und lacht. Sie packte an, war sich nicht zu schade, die Küche zu schrubben und saugte ganz nebenbei all das Wissen auf, das ihr dort geboten wurde. So ist auch ihr Premieren-Törtchen entstanden. „Da gab es einen Cheesecake, in den hätte ich mich reinsetzen können.“ Davon hat sie dann ihre eigene glutenfreie Variante entwickelt.
Vor einem halben Jahr hat sich die Firmengründerin einen Traum erfüllt und ist mit ihrem Mann nach München gezogen. „Ich wollte schon immer im Alpenvorland leben“. Nun steht sie hier im Süden von Deutschland in ihrer Küche und testet und entwickelt neue Produkte. „Gestern Abend habe ich Protein Brötchen gebacken.“ Vieles übernimmt ihr mittlerweile sehr erfahrenes Team der Backstube, aber die letzte Entscheidung über die Produkte liegt immer in ihren Händen.
Als Familienbetrieb ist die glutenfreie Pâtisserie rasant gewachsen
Wenn Isabella Grätz über die vergangenen zehn Jahre nachdenkt, dann blickt sie nicht nur auf gute Zeiten zurück. „Das war auch zum Teil sehr, sehr hart. Viel härter, als ich vorher gedacht habe“, sagt sie über die rasante Entwicklung. Auch die Zusammenarbeit mit Ehemann und Söhnen musste sich erstmal einspielen. „Wir waren natürlich nicht immer einer Meinung.“
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Heute ist sie dankbar, dass die Familie sie angetrieben hat, das Geschäft wachsen zu lassen. „So konnte ich mein Herzensprojekt verwirklichen und viele Menschen am glutenfreien Genuss teilhaben lassen.“ So wie die Mutter, die von weit her angereist war und mit ihrem Kind an der Hand im Düsseldorfer Laden stand und schluchzte, weil sie das glutenfreie Kuchen- und Brotparadies für ihre erkrankte Tochter gefunden hatte.
Und wo geht die Reise von „Isabella Glutenfreie Pâtisserie“ noch hin? „Jetzt stehen wir kurz vor der Eröffnung unseres neuen Geschäfts in Hamburg.“ Und dann gibt es noch einen weißen Isabella-Fleck in Berlin. Danach könnte das Düsseldorfer Unternehmen vielleicht den Schritt ins Ausland wagen. Die Chefin liebäugelt mit Wien: „Bei der Pâtisserie ist man dort irgendwie bei der Sachertorte stehen geblieben“, sagt sie augenzwinkernd. „Mal abwarten, was noch so kommt.“
Die glutenfreie Pâtisserie
Am Stammsitz von „Isabella Glutenfreie Pâtisserie“ in Düsseldorf-Oberkassel, Arnulfstraße 4, gibt es das gesamte Sortiment von Törtchen über Plätzchen, Croissants und Brötchen bis zum Brot. Die Preise für ein Törtchen liegen aktuell bei etwa sieben Euro, ein glutenfreies Brot kostet ca. acht Euro.
„Mir war von Anfang an wichtig, dass ich nur mit hochwertigen Zutaten arbeite und auch bei der Ausstattung und dem Design der Läden wollte ich keine Kompromisse eingehen“, sagt Gründerin Isabella Krätz. Sogar die glutenfreie Mehlmischung stammt aus eigener Produktion.
Gesunde Ernährung spielt für die Chefin eine große Rolle. Bei den Backwaren ist der Anteil an Vollkornmehl hoch, die Kuchen sind mit weniger Zucker oder alternativer Süße gebacken. Außerdem gibt es viele vegane, milch- oder eifreie Optionen, sodass auch Menschen mit weiteren Unverträglichkeiten hier fündig werden.
Mehr Information über Standorte, Produkte und den Onlineshop: www.isabella-patisserie.de.