Düsseldorf. Der Unverpacktladen „Pure Note“ in Bilk muss nach sechs Jahren schließen. Was aus dem veganen Bistro und der Konzertbühne im Schaufenster wird.
Es geht nicht mehr: Marcel Clemens und seine Frau Nubia Osorio Torres können ihren Unverpacktladen „Pure Note“ nach fast sechs Jahren auf der Bilker Brunnenstraße finanziell nicht mehr stemmen. Damit verliert Düsseldorf den letzten noch verbliebenen Laden mit diesem nachhaltigen Konzept. Die Konkurrenz hatte schon zwei Jahre früher aufgegeben, aber jetzt muss sich das Ehepaar eingestehen, dass auch ihr Geschäft so nicht mehr funktioniert.
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Als wir uns im Februar im Laden getroffen haben, da war Marcel Clemens noch optimistisch. Damals hat er erzählt, wie die Familie das herausfordernde Nischen-Geschäft des Unverpacktladens in Kombination mit veganer Gastronomie im Bistro und den besonderen Konzerten auf der kleinen Bühne im Schaufenster des Ladens auf wirtschaftlich stabile Füße stellen möchte. „Pure Note“ hat sich durch die kreativen Ideen der Inhaber zum kulturellen Treffpunkt im Stadtteil entwickelt. Dennoch muss Marcel Clemens jetzt die Bilanz ziehen, dass der Aufwand, ein solches Konzept zu betreiben, für die Familie nicht mehr tragbar ist.
Nur einmal Urlaub in sechs Jahren: Die Familie hat viel Kraft in den Laden investiert
Das Experiment kostet zu viel Kraft. Eine Sieben-Tage-Woche, erzählt er, ist in einem solchen Geschäft die Regel, und dass für die Familie in sechs Jahren nur einmal ein dreiwöchiger Urlaub möglich war, gehöre zur Realität. Im ersten Quartal des Jahres habe es noch mal einen kurzen Aufwärtstrend gegeben, aber der sei seit Mitte April wieder vorbei.
„Es war wie eine große Reise, bei der man ständig Neues kennenlernte“, resümiert der Geschäftsführer das Erlebnis, solch einen Laden über die Jahre zu entwickeln, ihn durch die schweren Pandemie-Zeiten zu führen und immer wieder mit neuen Aktionen erblühen zu lassen. „Wir beenden dieses Kapitel Unverpacktladen mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“
Die Idee des nachhaltigen Einkaufens ist in Düsseldorf bald Geschichte
Das weinende Auge trauert dem Umstand nach, dass die Idee des nachhaltigen Einkaufens nun bald Geschichte sein wird. Das lachende Auge blickt auf neue Chancen, die sich den Betreibern bieten, wenn die Verkaufsflächen frei werden.
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Denn fest steht bisher nur, dass das Geschäft mit den unverpackten Waren beendet wird. Aktuell beginnt der Abverkauf der Produkte. Er schätzt, dass das bis Mitte September dauern wird. Was aus dem Bistro und der Kultur im „Pure Note“ wird, ist noch offen. Nubia Osorio Torres kann sich vorstellen, das kulinarische Angebot in einem neuen Rahmen weiterzuführen. Und auch die Konzerte könnte es künftig noch geben – wenn sich ein Kooperationspartner findet, der die frei werdende Ladenfläche anderweitig nutzen möchte.
„Wir sind erst einmal in alle Richtungen offen“, sagt Marcel Clemens. Interessenten für die Übernahme des gesamten Geschäftsmodells, Kooperationen, oder den Standort zur Verwirklichung eines anderen Projekts, können sich bis Mitte September melden. „Einige Anfragen zu Übernahme oder Kooperation haben wir sogar schon bekommen.“
Im Laden hat die Familie ein Ideenboard aufgestellt. Hier können sich Kunden bei der Zukunftsgestaltung von „Pure Note“ einbringen. „Wir möchten unsere Freunde und Gäste mitnehmen auf die Reise, wie eine Neuausrichtung aussehen könnte“, sagt der Geschäftsführer. „Wir freuen uns auf Unterstützung und Vorschläge im persönlichen Gespräch, über das Kontaktformular auf der Webseite, per E-Mail oder auf dem Ideenboard im Laden.“
Abverkauf der Waren im Düsseldorfer Unverpacktladen mit Rabatten
Während Marcel Clemens und seine Frau auf Interessenten und eine kreative Lösung für die Zukunft von „Pure Note“ hoffen, beginnt für das fünfköpfige Team an der Brunnenstraße jetzt der langsame Abschied von der bisherigen Kombination aus Unverpacktladen, Bistro und Kulturort. Sechs bis acht Wochen lang werden die noch vorhandenen Produkte mit Sonderaktionen und Rabatten verkauft.
„Wir sind natürlich sehr traurig“, beschreibt Clemens die Lage im Laden. „Wir haben bis zuletzt versucht, dieses Angebot für Düsseldorf aufrechtzuerhalten, weil wir von der Idee überzeugt waren und uns der Laden ans Herz gewachsen ist.“ Sein Dank geht an die, die das Geschäft als Gäste, Freunde und Förderer unterstützt haben: „Danke für alle Einkäufe in den letzten Jahren. So haben wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz geleistet.“ Dass es trotz des Scheiterns des Konzepts Unverpacktladen so viele engagierte Menschen gibt, stimmt ihn optimistisch: „Es warten neue spannende Projekte auf uns und wir blicken sehr positiv in die Zukunft.“
Kultur bei „Pure Note“ in Bilk
Zum Abschied vom Unverpacktladen gibt es im „Pure Note“ eine Konzertreihe mit den kulturellen Höhepunkten der vergangenen Jahre. Folgende Kultur-Events sind an der Brunnenstraße 30 geplant:
Freitag, 26. Juli: Hip Hop und vegane Burger live Session mit Lightworks; Freitag 2. August: Los Pipos live; Mittwoch 7. August: Musenkollektiv Stand Up Comedy mit Chichi und Tamtam; Donnerstag 8. August: Afterwork Jazz Jam Session; Freitag 16. August: Rumba Gitana live.
Mehr Information und Kontakt: www.purenote.de. Tel: 0211/90 22 86 50.