Düsseldorf. Eine Tiktokerin hat ein Video veröffentlicht, in dem sie über Rassismus in einer Düsseldorfer Fan-Zone spricht. Nun ermittelt der Staatsschutz.

  • Seit dem Start der Fußball-EM 2024 in Düsseldorf scheint die Stimmung vor allem friedlich zu sein
  • Doch vor wenigen Tagen hat eine TikTokerin ein Video veröffentlicht, in dem sie von schlechten Erfahrungen in einer Fan-Zone berichtet
  • Das Video wurde über 560.000 Mal angesehen – nun ermittelt der Staatsschutz

Eigentlich ziehen seit Anpfiff der Fußball-Europameisterschaft vor allem Euphorie und friedliche Feierlaune durch die Fan-Zonen der Landesshauptstadt. Besonders, wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt, strömen zahlreiche Fußball-Fans nach Düsseldorf, um mit tausenden Menschen und der Mannschaft mitzufiebern. Dabei scheint es jedoch nicht immer ganz unproblematisch zuzugehen, wie eine Userin auf TikTok erklärt – und dafür viel Zuspruch bekommt. Auch der Staatsschutz ermittelt nun in dem Fall.

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In einem zweiminütigen Clip, den Alisha Kapli (auf TikTok „chili.sha“) nach dem Spiel zwischen Ungarn und Deutschland auf der Plattform TikTok veröffentlicht hat, berichtet die 24-Jährige selbst von ihren Erfahrungen auf der Düsseldorfer Fan-Meile. Statt Frieden und guter Laune hätte sie vor allem eins erfahren: Rassismus. Es sei nicht die erste Erfahrung gewesen, die die junge Frau mit Migrationshintergrund machen musste – „Es war aber tatsächlich das erste Mal, dass ich es in so einem Ausmaß erlebt habe“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.

Vorfall in EM-Fanzone in Düsseldorf: „Die ekelhaftesten Gespräche, die ich jemals gehört habe“

In der Fan-Zone habe sie mitbekommen, wie eine Gruppe von Fans ausländerfeindlich über Spieler mit Migrationshintergrund in der deutschen Nationalmannschaft gesprochen hätten. Dabei sei auch häufig das „N-Wort“ gefallen. „Die ekelhaftesten Gespräche, die ich jemals gehört habe“, nennt die TikTokerin, die bis Ende letztens Jahres selber noch in Düsseldorf gelebt hat, das Gesagte.

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Nach weiteren ausländerfeindlichen und rassistischen Sprüchen habe sie sich umgedreht und den Fans zu verstehen gegeben, dass sie leise sein sollen. „Daraufhin meinte einer dieser Jungs zu mir, dass ich meine Fresse halten soll“ und sie „vergasen“ wolle. Dreimal habe die 24-Jährige ihren Platz gewechselt, „aber es war jedes Mal dasselbe.“ „Generell fiel die ganze Zeit das N-Wort und jegliche Arten von ausländerfeindlichen Beleidigungen.“

In EM-Fanzone in Düsseldorf: Besucher sollen NS-Hymne gesungen haben

Die Erfahrung in der Fan-Zone habe die 24-Jährige wütend und traurig gemacht. „Ich hatte Tränen in den Augen“, erzählt sie weiter in dem Video. Als sie die Zone nach dem Spiel verlassen wollte, habe sie mitbekommen, wie einzelne Fans die NS-Hymne gesungen haben sollen. Aufnahmen, die das Geschehene zeigen, hat Kapli auf Rückfrage unserer Redaktion nicht.

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Online schlägt ihr Video jedoch Wellen: Mehr als 560.000 Mal wurde die Geschichte von Alisha Kapli abgespielt. Unter den 2000 Kommentaren finden sich auch schnell beipflichtende Worte: „Als Düsseldorferin kann ich das nur bestätigen. Traurig, aber wahr“, schreibt beispielsweise eine Userin. „Wir waren auch in Düsseldorf und waren maximal schockiert. Haben uns so unwohl gefühlt“, heißt es von einer anderen Person. Ähnliche Erfahrungen habe auch ein weiterer User gemacht: „Ich war gestern in der Bahn, auch nach dem Spiel. Komme aus Düsseldorf und da haben Jugendliche, die eindeutig angetrunken waren, gerufen beim Aussteigen: ‚Ausländer raus‘“.

Nach Veröffentlichung des Videos: Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung

Ein anderer Fußball-Fan aus Düsseldorf schreibt außerdem: „Es tut mir leid, dass dir das passiert ist. Die Fanmeile reizt mich gar nicht, deswegen war ich etwa zwei Kilometer weiter auf der Ratinger Straße. Da war alles extrem gechillt. Ich vermute mal, dass die Leute nur zum Feiern nach Düsseldorf gekommen sind. Gerade dort steht die AfD normalerweise auf verlorenem Posten und wird von den Bewohnern vom Hof gejagt.“

Auf Rückfrage der NRZ erklärt Polizeisprecherin Anja Kynast, dass der Fall nun überprüft wird. Auf Grundlage des veröffentlichten Videos hat man die Ermittlungen eingeleitet und an den Staatsschutz weitergeleitet. Dieser bewertet jetzt den Clip und ermittelt wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung auf sexueller Grundlage. „Wir nehmen solche Fälle ernst“, sagt Kynast. Weitere derartige Vorfälle im Rahmen der EM seien der Polizei jedoch nicht bekannt. „Bislang ist die EM ein wirklich friedliches Fußballfest“, stellt die Sprecherin klar.