Düsseldorf. Das Düsseldorfer Ehepaar Zeitz betreibt seit vielen Jahren eine Kindertagespflege. Warum sie die „absoluten Verlierer“ der neuen Richtlinie sind.

  • Arezoo Zeitz und ihr Mann Udo betreiben seit einigen Jahren eine Kindertagespflege in Düsseldorf
  • Kürzlich beschloss die Stadt neue Regelungen, von der Kindertagespflegepersonen eigentlich profitieren sollten
  • Arezoo Zeitz übt Kritik an den Plänen – und zweifelt an der Zukunft ihres Zusammenschlusses

Es ist 12 Uhr. Jetzt gerade hat Arezoo Zeitz kurz Luft für ein Telefongespräch – ihre Schützlinge liegen im Bett und schlafen. Die 49-Jährige liebt ihren Job: Seit 25 Jahren arbeitet die Düsseldorferin mit Kindern zusammen. In den vergangenen 15 Jahren hat sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Udo die Kindertagespflege KinderZeit(z) aufgebaut. Früher war sie Erzieherin. Fünf Kinder betreut das Düsseldorfer Ehepaar. Dass ein Ehepaar gemeinsam eine Kindertagespflege betreibt, sei zwar selten, „aber pädagogisch super wertvoll“, so die 49-Jährige.

Übermäßig viel Geld verdienen die beiden zusammen nicht – „doch es hat immer gereicht und es war in Ordnung, weil wir von unserer Arbeit eben so überzeugt waren“. Seit einigen Wochen jedoch ziehen dicke Wolken über das Leben der Zeitz‘. Erst vor kurzem beschloss der Jugendhilfeausschuss der Stadt Düsseldorf eine neue Richtlinie in der Kindertagespflege. Dass die Kindertagespflege in der Landeshauptstadt neu strukturiert und mehr gefördert werden sollte, ließ das Ehepaar Zeitz hoffen – dann kam die große Enttäuschung.

Kindertagespflege in Düsseldorf: Vertretungspauschale gekürzt

Durch ihren Zusammenschluss – zwei Personen, die gemeinsam fünf Kinder betreuen – seien die beiden die „absoluten Verlierer“ der Umstrukturierung, sagt Arezoo Zeitz im Gespräch mit unserer Redaktion. Ohnehin verdienten die beiden zusammen das, was auch eine einzelne Kindertagespflegeperson für fünf Kinder bekäme. „Und das war immer in Ordnung“, stellt Zeitz klar. Das große Problem: die Vertretungskosten. Neben Förderleistungen und Sachkosten erhält das Ehepaar eine Vertretungspauschale – für den Fall, dass sie sich im Krankheitsfall gegenseitig vertreten müssen.

Die Kindertagespflege in Düsseldorf neu ab August neu strukturiert werden. Das Ehepaar Zeitz ist von der neuen Richtlinie enttäuscht. (Symbolbild)
Die Kindertagespflege in Düsseldorf neu ab August neu strukturiert werden. Das Ehepaar Zeitz ist von der neuen Richtlinie enttäuscht. (Symbolbild) © dpa | Sebastian Kahnert

Mit fünf Kindern im Zusammenschluss bekommen die beiden bisher 919 Euro monatlich. Diese Pauschale soll jetzt gekürzt werden: Dann erhalten beide zusammen eine Vertretungspauschale von 589,80 Euro – also über 300 Euro weniger. Und auch das Geld für die Sachkosten wird ab August minimiert: Statt knapp über 1730 Euro, erhält das Ehepaar nun etwa 1020 Euro im Monat. Nur die Förderleistung wird erhöht: Statt knapp 3395 Euro, erhält das Ehepaar bald gemeinsam etwa 4100 Euro im Monat. Kamen die Zeitz‘ vor der neuen Regelung auf insgesamt 6196,40 Euro, verdienen sie bald am Ende des Monats 6189,60 Euro, also 6,80 Euro weniger.

Düsseldorfer Tageseltern enttäuscht: „Kein Umgang auf Augenhöhe“

Von der anfänglichen Hoffnung ist bei dem Ehepaar heute nichts mehr übrig. Stattdessen sind sie sauer: „Wir sind frustriert und enttäuscht. Seit zwei Jahren war ich im Arbeitskreis, habe mich eingebracht und den Dialog gesucht. Dass wir mit der neuen Richtlinie verlieren, wird einfach so hingenommen“, macht Zeitz ihrem Ärger Luft. Dabei gehe es ihr nicht um den Verlust von 6,80 Euro. Vielmehr gehe es um die fehlende Wertschätzung. Und um die Ungerechtigkeit, dass die Erhöhung der Förderleistung für dieses Konzept nur ein Ausgleich zu den Kürzungen ist. „So oft hat man uns schon gesagt, wir wären eine wichtige Säule der Stadt.“ Einen Umgang auf Augenhöhe hätte sie während der Verhandlungen jedoch nicht erlebt.

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„Uns wurde eine Erhöhung versprochen und die neue Richtlinie wird gerne als fair und gerecht dargestellt, das ist so aber nicht“, so die Tagesmutter. „In den laufenden Gesprächen hat man uns Tagespflegepersonen gesagt, man habe lange gerechnet und gesehen, dass die Bezahlung für uns auskömmlich sei. Wer bestimmt denn, was für uns auskömmlich ist?“, fragt sich die 49-Jährige.

Neue Richtlinie für Düsseldorfer Kindertagespflege: „Bis Ende des Jahres geben wir uns die Zeit“

Glücklich sei sie einzig und allein darüber, dass die ins Spiel gebrachte 35-Stunden-Regelung nicht beschlossen wurde. Zum Hintergrund: Eltern, die eine Betreuungszeit über 35 Stunden die Woche wünschen, hätten sich mit Belegen und zum persönlichen Gespräch ans Amt wenden müssen. „Das wäre für uns eine Katastrophe gewesen, dann wären wir nämlich mit einem Minus von über 730 Euro herausgegangen und hätten uns klar überlegen müssen, wie es mit unserer Arbeit weitergeht.“

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Doch auch jetzt zweifeln die Eheleute – nicht an ihrem Konzept, aber an der Zukunft ihres Zusammenschlusses. „Wir wollen das nicht aufgeben, wir werden von den Eltern wirklich geliebt und auch wir beide sind total überzeugt davon“, so Arezoo. Dadurch, dass das Paar die Kinder gemeinsam betreut, könnten sie sich mehr Zeit nehmen. Und ein Kind, das zu Hause nur mit einem Elternteil aufwächst, bekommt in der Kindertagespflege trotzdem auch eine Bezugsperson des anderen Geschlechts. Und wenn mal jemand ausfällt, dann kann der andere schnell übernehmen. „Wir haben eine super Aufgabenteilung und kriegen das gut hin. Wir wollen das so schnell nicht aufgeben“, so Zeitz.

Doch jetzt heißt es für die Düsseldorfer erst einmal abwarten. „Wir müssen sehen, wie konkret die neuen Regeln aussehen, die ab August gelten sollen und dann schauen wir, wie wir damit zurechtkommen. Bis Ende des Jahres geben wir uns die Zeit. Wenn die Ausgaben aber weiter steigen und wir keine Erhöhungen mehr bekommen, dann weiß ich nicht, wie lange das noch möglich ist.“