Düsseldorf. Die EM 2024 steht an und alle feiern. Doch am Rande des Events gibt es Ärger rund um die Arena. Was einen Trainer vom ASC Düsseldorf stört.
Die Vorfreude auf die Fußball-Europameisterschaft steigt in der Stadt. Das Schauspielhaus stimmt die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer auf das Fest ein, Sönke Wortmann ist beim Image-Filmchen mit an Bord, und an der Arena laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Nachdem Fortuna den sicher geglaubten Aufstieg hier verspielt hat, steht als nächstes das Spiel zwischen Österreich und Frankreich am 17. Juni an. Doch bei aller Vorfreude in der selbsternannten Sportstadt Düsseldorf – es gibt auch Unmut.
Artikuliert wird dieser Unmut von Leichtathletik-Trainer Hans-Joachim Büscher. Der Trainer vom ASC Düsseldorf ist sauer: auf D.Live, das Sportamt oder die Stadt. So richtig könne man das gar nicht wissen, wie Büscher sagt, „da keiner mehr weiß, wer hier überhaupt die Verantwortung hat“. Fest steht für Büscher, dass Düsseldorfs größter Leichtathletik-Verein momentan unter empfindlichen Einschränkungen zu leiden hat – wegen der EM, heißt es. Die Informationslage sei dabei prekär: „Wir bekommen nur noch unverständliche Informationen und Anweisungen“, sagt Büscher. Der Sportbetrieb abseits des Fußballs werde „fast unmöglich gemacht“.
Zankapfel Parkraum-Management: „Wer sich an die Regeln hält, hat das Nachsehen“
Doch worum geht es genau? Einerseits wäre da der Ärger um die Parkplätze. Laut Büscher habe die Stadt das Parkplatzmanagement hat einen externen Dienstleister abgegeben. Die Stadt wiederum erklärt, dass sie damit nichts zu tun habe. Das Parken sei nur auf auf dem Areal P2 erlaubt. Und das auch nur „dank des Entgegenkommens der Messe“, so ein Stadtsprecher. Ein umfangreicher Teil der Parkplätze sei für die Besucher des Rheinbads reserviert, den die Leichtathleten nicht nutzen dürften, so Büscher. Die müssten nun den Parkplatz nutzen, den auch Messebesucher nutzten.
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Im Prinzip sei das gar nicht so schlimm, so Büscher weiter, auch während der Drupa nicht, nur leider achte der Betreiber nicht „auf freie Zu- bzw. Abfahrt“. Dadurch würden die regulären Sportparknutzer benachteiligt. Büscher fragt „warum die Sportler nicht den Schwimmbadbereich nutzen dürften“. Messebesucher täten das schließlich auch, denn kontrolliert werde das nicht. So gingen dann „clevere Messebesucher“ scheinbar zum Schwimmen: „mit Anzug und Krawatte“. Büschers Fazit: „Wer sich an die Regeln hält, hat das Nachsehen.“
Andere Parkplätze seien den Leichtathleten laut Büscher schon untersagt worden: „Neben der Leichtathletikhalle ist uns das Parken sowieso schon verboten worden. Der Grund dabei wäre, dass das Gelände im Wasserschutzgebiet läge.“ Spielt aber die Fortuna, sei der Gewässerschutz offensichtlich Verhandlungssache, „da dann die Besucher mit Behindertenausweis und VIPs dort parken dürfen“. Deren Autos seien aber nicht „auch nicht sauberer“. Büscher fragt sich, warum diese Gruppen dort parken dürften, die Leichtathleten aber nicht. Wird das Fußballklientel hier bevorzugt? Die Stadt erklärte auf Nachfrage, dass sie „aus dieser Schilderung den angesprochenen Parkraum nicht nachvollziehen könnte“.
Vollsperrung der kleinen Kampfbahn: „Training so nicht möglich“
Noch schwerer aber wögen die Nutzungseinschränkungen für die Sportlerinnen und Sportler. So sei die kleine Kampfbahn seit guten drei Wochen für die Leichtathleten gesperrt. Das Gelände sei im Rahmen der EM an die UEFA vermietet worden, die nun das Nutzungsrecht verwalte. Die Stadt erklärte auf Nachfrage, dass dem nicht so sei. Was aber dennoch der Fall ist: Die Leichtathleten dürfen die Kleine Kampfbahn nicht benutzen.
Würde auf der Kleinen Kampfbahn wenigstens irgendetwas passieren, so Büscher, „würde ich es verstehen, aber seit zwei Wochen passiert da nichts, weder Gerät noch Arbeiten sind erkennbar.“ Dass der Sportbetrieb also „gefühlt für nix“ ruhen müsse, sei frustrierend: „Training ist so nicht möglich“. Dabei kenne man sich mit Teilsperrungen aus, bei Trainingsspielen der Fortuna komme das immer wieder vor, aber daneben könne der Leichtathletikbetrieb wenigstens weiterlaufen.
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Die EM-Spiele werden die Gemengelage erwartbar nicht nur nicht besser, sondern sogar noch schlimmer machen. Denn während der fünf Partien in der Landeshauptstadt solle nicht nur die kleine Kampfbahn, sondern gleich die ganze Sportanlage gesperrt werden. „Dass die Anlage aus Sicherheitsgründen geprüft werden muss“, sieht Büscher natürlich ein. Was ihn aber störe, sei die augenscheinliche Willkür. Für die ersten zwei Partien werde die komplette Anlage nämlich jeweils für vier Tage gesperrt, bei den drei übrigen Spielen aber seien es nur je zwei Tage: „Ist die Terrorgefahr nicht jedes Mal gleich groß?“ fragt Büscher. Das Sportamt, wisse nichts, verweise auf die UEFA, die aber schweige sich aus, so Büscher.
Schwarzmalerei eines Leichtathleten? Eher nicht
Das alles könnte man abtun als Schwarzmalerei. Büscher aber rechnet vor, dass dem ASC wegen König Fußball und anderen Veranstaltungen pro Jahr ohnehin 25 Trainingstage wegfallen. Mit der EM sind es dieses Jahr aber nochmal zwölf Tage mehr. Es kommt also zu einem Trainingsausfall von weit über einem Monat. Und da ist die einmonatige Sperrung der kleinen Kampfbahn noch gar nicht eingerechnet.
Das ist für einen kompetitiven Verein wie den ASC durchaus eine Hausnummer. Es handelt sich bei dem 1995 gegründeten Leichtathletik-Club schließlich um Düsseldorfs größten Leichtathletik-Verein. Der ASC schickt sogar Teilnehmer zu den Deutschen Meisterschaften. Dieses Jahr aber sei schwierig: „Wir sind mitten in der Wettkampf-Saison.“ Ein echter Standort-Nachteil: Die Konkurrenz muss schließlich sich schließlich nicht mit ausfallendem Training herumplagen.
Das selbstgewählte Label „Sportstadt Düsseldorf“ belächelt Büscher inzwischen nur noch genervt. Er findet, „Sporttreibende sollten unterstützt und nicht ausgesperrt werden“. Aber vielleicht bezieht sich das Etikett Sportstadt ja nur auf Fortuna, Borussia und die DEG. Der Düsseldorfer Leichtathletik geht es jedenfalls, so Büscher, nicht gut. Und die anstehende EM mache es nicht besser.
Leichtathletik-Verein distanziert sich
Nach Publikation dieses Artikels wandte sich der Vorstand des ASC an unsere Redaktion. Es heißt, dass Büschers Aussagen „in keinster Weise die Meinung des ASC wiedergeben, sondern ausschließlich die Aussagen und Meinungen von Herrn Büscher“. Der ASC bekundet: „Wir handeln stets gemeinsam mit dem Sportamt und allen anderen Partnern der Stadtverwaltung in einer kooperativen und lösungsorientierten Weise. Für die uns entgegengebrachte Unterstützung von den handelnden Personen der Sportstadt Düsseldorf sind wir dankbar. Herr Büscher war zum Zeitpunkt des Interviews Vereinsmitglied des ASC und Trainer, aber mehr auch nicht.“
In der Sache jedoch hält sich der Dissens offenbar in Grenzen. Der ASC schreibt: „Aufgrund der EM und auch wegen Fußballspielen in der zweiten Bundesliga kommt es vor, dass uns das Trainingsgelände an einigen Tagen im Jahr nicht zur Verfügung steht. Die Stadt Düsseldorf kennt unsere Einstellung dazu und ist bemüht, die Sportanlage so wenig zu schließen wie notwendig. Während der EM steht uns als Alternative die Leichtathletik-Halle zur Verfügung (bis auf Ausnahmen).“ Die Kleine Kampfbahn ist also geschlossen. Die Parkplatzsituation, so der Verein, müsse immerhin „separat geklärt“ werden, was den Schluss erlaubt, dass sie durchaus nicht geklärt ist. Dennoch ist es dem ASC ein wichtiges Anliegen, sich von den Aussagen Herrn Büschers zu distanzieren. Er sei „nicht autorisiert“ gewesen, für den ASC zu sprechen. Etwaige Formulierungen, die eine solche Lesart nahegelgt haben könnten, haben wir in diesem Artikel geändert. Der Verein geht davon aus, „dass nach der EM der Trainings- und Wettkampfbetrieb in gewohnter Weise und mit dem Support der Mitarbeiter der Stadt Düsseldorf fortgeführt wird. Die EM findet halt nicht jedes Jahr in Düsseldorf statt“.
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