Dinslaken. Beim Besuch des Benteler-Werks in Dinslaken ging es um die Energiekosten und um die grüne Transformation. Diesen Wunsch äußerte der Politiker.

Erst vor einigen Wochen war NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst in Dinslaken. Bei einer parteiinternen Veranstaltung im Lohberger Restaurant Zeloh. Am Donnerstag (9. Januar) war er erneut in Dinslaken, unterhielt sich im Benteler-Werk an der Luisenstraße mit Vertretern der Geschäftsführung über die Themen Energiepreise und grüne Transformation.

Denn steigende Preise bei Strom und Gas wirken sich auf die Benteler-Standorte aus. Das wurde bei der Tour durch eine der Produktionshallen deutlich, die nach dem Gespräch unternommen wurde: Um die Rohre herstellen zu können, die in vielen Bereichen - von der Autoindustrie über die Landwirtschaft bis hin zur Chemischen Industrie - eingesetzt werden, wird ganz viel Energie benötigt.

Bislang setzt Benteler auf Gas und Strom. Wie dem Ministerpräsidenten erläutert wurde, verbrauche Benteler an seinen Standorten 460 GWh Strom und 525 GWh Gas. Allein das Werk an der Luisenstraße verbraucht 50 Gigawattstunden Strom und rund 200 Gigawattstunden Gas. Die hohen Preise haben dazu geführt, dass im November die Produktion in einem Benteler-Werk eingestellt wurde.

Was in Deutschland fehle, seien die Netze, um Strom zu transportieren, die Möglichkeiten, Strom zu speichern. Was benötigt werde, so Tobias Braun, Finanzvorstand der Benteler Gruppe, seien ein Industriestrompreis und Änderungen beim Netzentgelt.

Das erhoffen sich die Benteler-Vertreter von der Politik

Wasserstoff könnte Gas ersetzen, doch dafür brauche man pro Jahr zusätzlich 920 GWh Strom. Dem NRW-Ministerpräsidenten wurde davon berichtet, dass man in Paderborn die Energie aus einem Windpark nutzen wollte, um Wasserstoff herzustellen. Doch die Eigentümer würden ihre Anlagen lieber abschalten, als den dann produzierten Strom zu einem Preis unterhalb der Netzeinspeisung in ein öffentliches Stromnetz zu verkaufen.

Bei der Tour durch die Benteler-Produktion nahm sich Ministerpräsident Hendrik Wüst auch Zeit für ein kurzes Gespräch mit Azubis.
Bei der Tour durch die Benteler-Produktion nahm sich Ministerpräsident Hendrik Wüst auch Zeit für ein kurzes Gespräch mit Azubis. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Von der Politik erhoffe man sich eine mittel- und langfristige Energiepolitik. Bei den Lohnkosten müsse etwas passieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben, Schutz vor unfairem Wettbewerb, den grünen Stahl etablieren und die Infrastruktur müsse sichergestellt werden. Denn Projekte wie die Betuwe hätten gravierende Auswirkungen. Im November und Dezember sei man vom Schienennetz abgehängt gewesen. Sonst erreiche täglich ein Zug aus Lingen, dort gibt es ein Benteler Stahlwerk, den Standort an der Luisenstraße. Und täglich starte in Dinslaken ein Zug mit dem Ziel Paderborn. Was in den zwei Monaten aber nicht möglich war.

So haben die sich Übertragsnetzentgelte ausgewirkt

Unter dem Strich müsse es darum gehen: um den Erhalt eines wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandorts Deutschland mit sicheren Arbeitsplätzen. Und Benteler setze auch auf die grüne Transformation, das Unternehmen will mit seinen weltweit über 23.000 Beschäftigten im Kampf gegen die Erderwärmung einen Beitrag leisten. „Viele Stahlhersteller haben einen langen Weg mit hohen Investitionen vor sich. Um unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele verfolgen zu können, bedarf es deshalb Planungssicherheit“, so Tobias Braun. Dazu müsse es in Deutschland aber auch wettbewerbsfähige Energiepreise geben.

Das will Benteler bis 2045 erreichen

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Rohrproduktion hat sich Benteler Steel/Tube vorgenommen, bis 2045 die komplette CO₂-Neutralität zu erreichen. Darüber hinaus hilft das Unternehmen mit seinen Produkten seinen Kunden, ihre Klimaziele zu erreichen. Durch die Stahlherstellung in einem Elektrolichtbogenofen sowie den Einsatz von recyceltem Stahlschrott und 100 Prozent Ökostrom wird die CO₂-Emissionen im Vergleich zu konventionellem Hochofenstahl um bis zu 85 Prozent gesenkt.

Benteler Steel/Tube entwickelt und produziert Stahl sowie nahtlose und geschweißte Stahlrohre. Diese Sparte von Benteler beschäftigt in Deutschland rund 3000 Mitarbeiter an vier Standorten: Lingen, Schloss-Neuhaus, Paderborn und Dinslaken.

Thomas Michel, Geschäftsführer von Benteler Steel/Tube, erläuterte, dass die Verdoppelung der Stromübertragungsnetzentgelte, sie gilt seit Anfang 2024, der Stahlindustrie große Sorge bereitet. „Dies gefährdet mittelfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit“, so Michel. Man benötige dringend eine Entlastung bei den Stromkosten.

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Veränderungen müsse es geben, das versicherte auch Ministerpräsident Hendrik Wüst. Es müsse etwas unternommen werden, damit Deutschland als Industriestandort bestehen bleibt, dass gute Arbeitsplätze erhalten bleiben. Das führe zu sozialer Sicherheit. Wenn das nicht gelinge, gebe es ein Demokratieproblem, so Wüst. Erste Signale könne man nach der Bundestagswahl, im Frühjahr, im Sommer erwarten. Für den CDU-Politiker sei es wichtig, dass es wieder eine Planungssicherheit über mehrere Jahre für Unternehmen gibt. Auch bei den Netzentgelten müsse etwas passieren. Und Hendrik Wüst äußerte einen Wunsch: Benteler solle beim Thema Ausbildung nicht nachlassen.