Hünxe. Hünxe ist eine der ältesten Kommunen in NRW. Warum das in Zukunft zu einer Herausforderung wird und warum die Gemeinde allein oft machtlos ist.
Hünxe ist alt. Nach den letzten Zahlen zur Bevölkerungsstruktur sind 20 Prozent der Einwohner der Gemeinde 65 Jahre oder älter, mehr als ein Drittel der Menschen im Gemeindegebiet sind über 60. Und mit dem Blick auf die demografische Entwicklung ist klar: Der Anteil der Senioren wird kontinuierlich weiterwachsen. „Dies erfordert langfristige Planung im Hinblick auf altersgerechtes Wohnen und medizinische Versorgung“, heißt es dazu im Demografiebericht, der den Mitgliedern des Ausschusses für Soziales, Demografie und Ehrenamt vorgelegt wurde.
Bürgermeister Dirk Buschmann blickt gemeinsam mit den Ausschussmitgliedern auf einige Kennzahlen, die aufhorchen lassen. Von 1999 bis 2019 hat sich die Anzahl der Pflegebedürftigen im Kreis Wesel von rund 12.800 auf 32.000 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig fehlen auf Bundesebene schon jetzt rund 200.000 Fachkräfte in der Pflege, eine Zahl, die bis 2030 auf 500.000 fehlende Pflegekräfte anwachsen soll, wie der Bürgermeister erklärte. „Das sollte uns alle beschäftigen“, sagte Buschmann.
Vorsorgen fürs Alter – auch im eigenen Haus
Denn die Pflege könnte in der Zukunft somit zu einem echten Problem werden. Allerdings steht die Gemeinde diesem Problem auch etwas machtlos gegenüber. Denn viele der Weichen, die politisch gestellt werden müssten, um eine Verbesserung der Lage in der Zukunft zu gewährleisten, seien Sache der Bundes- und Landespolitik. „Ich würde da gerne mehr Mitspracherecht haben“, kommentierte Bürgermeister Buschmann diese Lage.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Hünxe
Hünxe: So rechnet Hünxes Kämmerer - Überschuss statt Millionenverlust
Hünxe: Amerikaner aus Hünxe zur US-Wahl: „Wahlen zerreißen Amerika“
Hünxe: A3 wird zwischen Hünxe und Wesel erneut gesperrt
Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Dinslaken, Voerde und Hünxe
Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Wesel, Hamminkeln und Drevenack
Was vor Ort angegangen werden kann, ist eine Verbesserung der Situation für die häusliche Pflege. Viele Hünxer wohnen in ihrem Einfamilienhaus und würden natürlich auch gerne, so lange es geht, dort wohnen bleiben. Vielfältig greift dann die häusliche Pflege durch Angehörige oder ambulante Pflegedienste. „Da ist natürlich jeder selbst dafür verantwortlich, dass das eigene Haus dafür auch ausgerichtet ist“, sagt Buschmann.
Nicht bis zur letzten Sekunde warten
Man solle sich, auch wenn man noch nicht im hohen Alter angekommen ist, schon mal Gedanken darüber machen, wie es denn sein könnte, wenn man nicht mehr alles kann. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass man nicht ein Schlafzimmer im ersten Stock hat, wenn man irgendwann Probleme haben könnte, die Treppe nach oben nutzen zu können. „Da muss sich jeder selbst mit beschäftigen“, sagte Dirk Buschmann. Gleichwohl müsste man auch von Seiten von Politik und Verwaltung auch mit Menschen sprechen und sie darauf hinweisen.
„Menschen müssen dafür sensibilisiert werden, nicht bis zur letzten Sekunde zu warten.“
Ein Ansatz, mit dem auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Michael Wefelnberg übereinstimmte. „Menschen müssen dafür sensibilisiert werden, nicht bis zur letzten Sekunde zu warten“, merkte der Mediziner an. Da seien aber auch Ärzte und Pflegedienste gefragt und vor allem viel privater Handlungsbedarf.
Fehlende Angebote und teure Heimplätze
Pflegeberaterin Martina Renz merkte an, dass in der Gemeinde vor allem das Angebot einer Demenz-WG fehle. „Das wird immer wieder nachgefragt und ein wirklicher Mangel hier“, sagte sie. Einen weiteren Mangel, der allerdings ebenfalls nicht der Gemeinde anzukreiden ist, machte Heike Kohlhase, Sprecherin der Grünen, in einem Mangel an Plätzen für die Kurzzeitpflege aus. Außerdem kritisierte sie, dass sich anscheinend in der Bundespolitik kaum jemand für die pflegenden Angehörigen, den „größten Pflegedienst in Deutschland“, interessieren würde: „Man muss sich mehr um die pflegenden Angehörigen kümmern“, forderte sie.
Benedikt Lechtenberg (SPD) lenkte die Diskussion auf die Kosten für einen Platz im Pflegeheim. In NRW liegt die Eigenbeteiligung bei den Kosten für einen Pflegeplatz ohne prozentualen Leistungszuschlag im Durchschnitt bei rund 3400 Euro. „Wer soll sich das denn leisten?“, fragte Lechtenberg und wollte wissen, warum diese Kosten in NRW höher seien als in anderen Bundesländern. Eine Frage, die ihm im Ausschuss allerdings auch niemand beantworten konnte.
Benedikt Lechtenberg war es dann auch, der anregte, dass die Politik vielleicht ein Format finden sollte, sich auch jenseits des Ausschusses mit dem Thema Pflege zu beschäftigen, gerade, weil es in Zukunft für die Gemeinde immer wichtige werden wird. Am Ende stellte Dirk Buschmann aber noch einmal fest, dass viele Bereiche rund um das Thema, allerdings „bundes- und landespolitische Themen“ seien und man in Hünxe lediglich im vergleichsweise kleinen Bereich einwirken könnte.