Hünxe. Dr. Michael Wefelnberg hat das MVZ Hünxe verkauft, bleibt aber weiter in der Praxis. Mit wem er kooperiert und was das für Patienten bedeutet.

Es war eine Umstellung für Dr. Michael Wefelnberg. Als er seinen Sommerurlaub antrat, tat er das zum ersten Mal nicht mehr als Selbstständiger, sondern als Angestellter. „Das war ein ganz neues Gefühl“, sagt der Mediziner. Denn schon seit Anfang Juli gehört die Praxis in Hünxe, die er seit 2017 als Medizinisches Versorgungszentrum (kurz MVZ) Ärzte am Niederrhein GmbH führte, nicht mehr ihm.

Dr. Wefelnberg hat die Praxis an das digital und in Präsenz arbeitende Gesundheitsunternehmen Doktor.de verkauft – den deutschen Ableger des in Schweden gegründeten Doktor.se. „Ich habe mit mehreren Interessenten gesprochen, aber bei Doktor.de hatte ich direkt ein gutes Gefühl“, sagt der Mediziner. Die gute Nachricht für seine Patienten: Für sie ändert sich durch den Verkauf der Praxis erstmal nichts. Und auch für das Personal eigentlich nicht. Dr. Michael Wefelnberg ist noch immer der Geschäftführer und der ärztliche Leiter im Haus. „Allerdings habe ich jetzt Hilfe bei einigen Verwaltungsaufgaben“, sagt er.

Sich frühzeitig um die Zukunft kümmern

Auf die Idee, seine Praxis zu verkaufen, war der Mediziner schon vor einiger Zeit gekommen. Von seinen angestellten Ärzten in der Praxis wollte allerdings keiner die Praxis übernehmen. „Das wäre auch erstmal eine hohe Summe gewesen. Die spielt man zwar mit der Zeit wieder ein, aber man steht ja erstmal davor“, sagt Wefelnberg. Zudem ist das Führen eines solchen Betriebes – das MVZ hat mittlerweile rund 40 Angestellte an drei Standorten (neben Hünxe in Lohberg und Bruckhausen) – auch nicht gerade ein einfacher Job. „Ich habe hier 1993 mit null Patienten angefangen und alles nach und nach aufgebaut“, sagt Wefelnberg. Er sei somit selbst in diese Aufgabe hineingewachsen.

Und von Anfang an war in der Praxis alles so digital wie möglich. Große Papieraktenberge irgendwo im Keller sucht man in der Hünxer Arztpraxis vergebens. Auch die Vereinbarung von Terminen läuft hier digital über das Internetportal doctolib.de. Wahrscheinlich klappte es deswegen auch direkt mit Doktor.de so gut, denn auch das Gesundheitsunternehmen setzt auf digitale Abläufe, bietet etwa telemedizinische Arztgespräche von Montag bis Samstag an, einfach über eine Smartphone-App. Der Besuch in der Arztpraxis folgt als weitere Maßnahme.

Sprechstunde via Handyapp und Kamera

„Für manche Dinge müssen die Patienten auch nicht unbedingt in die Praxis kommen“, sagt Dr. Michael Wefelnberg. Etwa, wenn es um die Besprechung von Ergebnissen aus dem Labor oder einen kurzen ärztlichen Rat bei Bagatellerkrankungen geht. Das erledigt der Mediziner mittlerweile auch gerne über einen Videoanruf und hat dafür eine Kamera auf seinem Computermonitor angebracht. So steht er übrigens auch mit seinen Kooperationspartnern in Kontakt. Die deutsche Niederlassung von Doktor.de befindet sich in Berlin. „Ich spreche aber auch öfter mal mit Stockholm“, sagt Wefelnberg.

Für Doktor.de ist das MVZ ein weiterer fester Standort in Deutschland. Bisher unterhält das Unternehmen sieben weitere Standorte in Berlin, Hannover und Bayern. Die Praxis in Hünxe ist die erste am Niederrhein. „Man kann sich auch vorstellen, sich von hier aus am Niederrhein zu erweitern“, sagt Dr. Michael Wefelnberg. Dabei konzentriert sich Doktor.de, anders als andere Gesundheitsunternehmen, nicht auf Facharztpraxen, sondern auf Hausärzte.

Auf jeden Fall noch bis 2027 in der Hünxer Praxis

Der Hünxer Mediziner hat einen Vertrag mit seinem neuen Arbeitgeber, der vorsieht, dass er ab der Übergabe der Praxis noch drei Jahre normal als Geschäftsführer und ärztlicher Leiter weiterarbeitet. Bisher ist erst das erste Quartal dieser Zeit um – es bleiben also noch rund zwei Jahre und neun Monate Zeit. „Dann bin ich fast 68“, sagt Wefelnberg. Er könne sich zwar vorstellen, dass er dann noch etwas weiterarbeiten möchte, wenn er noch fit ist, „und man mich hier weiter haben will“, erklärt er. „Aber sicherlich keine 40 Stunden Plus mehr.“

Er brauche schließlich, so führt er aus, auch mal mehr Zeit für seine Enkelkinder, die schon fragen, wann Opa mal nicht mehr den ganzen Tag in der Praxis verbringt. Und außerdem möchte er in Hünxe auch noch weiter politisch aktiv bleiben, will als derzeitiger Fraktionsvorsitzender der CDU im Hünxer Gemeinderat auch bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr noch einmal antreten.

Genug zu tun hat Dr. Michael Wefelnberg also auch, wenn er als Arzt tatsächlich mal kürzertritt. Seine Patienten weiß er dann allerdings in guten Händen. Beim Ärzteteam des MVZ gibt es seit Jahren eine große Konstanz. „Die sind hier mittlerweile alle etabliert“, sagt der Arzt. Eine wichtige Aufgabe für ihn in den kommenden Jahren: Einen neuen Geschäftsführer für den Betrieb seiner Praxis finden, der übernimmt, wenn sein eigener Vertrag ausläuft. Aber auch da ist Wefelnberg guter Dinge, dass die Praxis in Hünxe noch lange wie gewohnt weiterlaufen wird.