Hünxe. Der demografische Wandel flog als Thema lange etwas unter dem Radar. Diese Auswirkungen gibt es in Hünxe – schon jetzt und auch in der Zukunft.
Hünxe ist alt. „Wir sind eine der ältesten Kommunen in Nordrhein-Westfalen“, stellt Bürgermeister Dirk Buschmann fest. „Das ist uns auch bewusst.“ Stellt sich die Frage: Was kann man als Gemeinde machen, um dem demografischen Wandel zu begegnen, der gerade jetzt, wo die Generation der so genannten „Babyboomer“ (geboren zwischen 1955 und 1969) in den Ruhestand geht, als Thema besonders akut wird?
Um dem zu begegnen braucht es Veränderungen. Auch in Hünxe. „Viele ältere Menschen können sich allerdings keine Veränderung vorstellen“, sagt Dirk Buschmann. Und verweist damit auf einige Besonderheiten in der Gemeinde, die es schwierig machen, junge Menschen oder Familien ins Golddorf zu locken.
Junge Menschen brauchen in Hünxe günstigen Wohnraum
Der Bürgermeister weiß, worauf es ankommt, um junge Menschen und Familien nach Hünxe zu locken: „Damit die kommen, muss man günstigen Wohnraum haben“, sagt Buschmann. Und damit kommt eine der Besonderheiten der Kommune ins Spiel. „Der Wohnraum in Hünxe ist sehr ungleich verteilt“, erklärt er. Ein Großteil der Menschen in Hünxe wohnt in Einfamilienhäusern. Nach aktuellen Daten der NRW-Bank sind es in Hünxe 69,4 Prozent aller Haushalte, die im eigenen Haus beheimatet sind. Zum Vergleich: Bundesweit lebt nur gut ein Drittel der Menschen im eigenen Haus.
Damit sich hier etwas ändern kann, bräuchte es den nötigen Willen dazu – nicht nur im Rathaus, sondern vor allem bei den Menschen. „Dafür müsste es die Bereitschaft der älteren Bevölkerung geben, ihr Haus zu verlassen und dann muss es entsprechende Alternativen geben“, sagt Dirk Buschmann. Denn es gibt auch in Hünxe einige Senioren, die alleine Häuser bewohnen, die früher für eine ganze Familie ausgerichtet waren – und damit auch nicht immer unbedingt gut zurechtkommen.
Barrierefreie Wohnungen, Mehrfamilienhäuser – auch für Ältere
Alternativen, das sind nicht nur Seniorenheime – sondern auch barrierefreie Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in guter Lage, vielleicht sogar mit der Möglichkeit, Betreuung – von Haushaltshilfe bis Pflege – flexibel in Anspruch zu nehmen. Momentan, so weiß Buschmann, würden auch viele Menschen aus Hünxe wegziehen, weil sie solche Angebote eher irgendwo anders finden. „Aus Bruckhausen ziehen viele Menschen, die über 80 Jahre alt sind nach Dinslaken. Aus Drevenack ziehen sie nach Wesel“, erklärt der Bürgermeister. Eben dahin, wo es ein größeres Angebot von altersgerechtem Wohnraum gibt.
Dass es beispielsweise Bedarf für die Pflege gibt, zeigt nicht zuletzt der Umstand, dass mittlerweile vier Pflegedienste in der Gemeinde aktiv sind. Zwei davon, die Pflege Eulen und Kultura, haben sich erst Anfang April mit eigenen Standorten in der Gemeinde angesiedelt. Und wo es Bedarf für Pflege gibt, da gibt es wahrscheinlich auch Bedarf für altersgerechtes Wohnen. Damit entsprechende Angebote entstehen können, braucht es aber Veränderung.
Ein Schrumpfen der Bevölkerung hätte Auswirkungen
Dass sich gegen diese mancherorts in Hünxe Widerstand regt, wie zuletzt etwa gegen die Pläne der Gemeinde und der Wohnbau Dinslaken für die Brömmenkamp-Siedlung, ist auf der einen Seite verständlich, denn Veränderungen sind nie einfach. Auf der anderen Seite haben vielleicht einige Hünxer nicht im Blick, welche Auswirkungen es hat, wenn die Bevölkerung altert und am Ende schrumpft.
„Nur wenn genug Menschen da sind, lässt sich die Nahversorgung vor Ort aufrecht erhalten“, erklärt Bürgermeister Dirk Buschmann. Denn Geschäfte brauchen Kunden, Schulen brauchen Schüler und Ärzte und Apotheken brauchen Patienten. Fehlen die Menschen, dann lohnt es sich irgendwann nicht mehr, vor Ort Angebote aufrecht zu erhalten. Und das Menschen nach Hünxe kommen möchten, zeige sich, wenn mal ein Baugrundstück zur Verfügung steht. „Dann stehen hier die Telefone nicht mehr still“, sagt Dirk Buschmann.
Am Ende kann aber auch die Gemeinde Hünxe den Veränderungen durch den demografischen Wandel nur begegnen, wenn die Hünxer mitziehen. „Wir können nur die Rahmenbedingungen setzen“, sagt Klaus Stratenwerth, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters. „Jeder muss am Ende auch ein bisschen selbst Verantwortung für sein Schicksal übernehmen.“ Und das heißt: Selbst mit Veränderungen umgehen, die auf jeden Fall kommen werden – auch in Hünxe.