Dinslaken. „Freed from desire“ oder „United“: Bei Alex Christensen gab‘s die Klassiker der 90er Jahre – und auch Musik eines bestimmten Filmklassikers.

Das musikalische Lager Anfang der 1990er Jahre war tief gespalten: Entweder man stand auf Grunge, also der geballten Ladung emotionaler Kraft durch handgemachte Musik. Oder man gehörte zu den Ravern, deren Energie im Wortsinn elektrisch war: Beats, stampfende Bässe und raue synthetische Sounds: Das war nicht mehr nur elektronisch, das war Techno. Und heute, 2024? Alex Christensen, der 1991 mit seinem U96-Remix von Klaus Doldingers Filmmusik-Thema zu „Das Boot“ einen Szene-Klassiker schuf, betritt die Bühne des Burgtheaters in Anzug und Krawatte, begleitet von seinen Mitmusikern, einem Pianisten, einem Saxophonisten und einem Streichquartett.

Gesampelt dazu das fehlende Instrumentarium eines Symphonieorchesters. Alex Christensen interpretierte die Dance-Klassiker und Raver-Hymnen der 1990er Jahre am Freitagabend mit klassischen Instrumenten. Doch verzichtet er nicht gänzlich auf die typischen Techno-Sounds. Und so mischen sich die Härte des Elektrobeats mit symphonischer Wucht - und das Burgtheater wird zur Disco, in der begeisterte Raver über zwei Stunden eine Mega-Party feiern, dass der Boden bebt und die Decke des Toilettenhäuschens erzitterte.

Gewinnerpaar aus Dinslaken in der NRZ-Lounge

Zu den Tanzpalästen der 90er Jahre gehörte auch die chillige Lounge und das sollte am Freitag bei Alex Christensen & Friends zum Einstieg des letzten Sommerkultur-Wochenendes für dieses Jahr nicht anders sein. Die NRZ hat wieder zwei exklusive Plätze in der NRZ-Lounge verlost und die Din-Event hat für unser Gewinnerpaar Maike und Matthias Turnau im atmosphärisch ausgeleuchteten Rapunzelturm für ein entsprechendes Ambiente bei Sekt und Knabberzeug gesorgt.

Und dann beginnt die Party. Das Intro noch rein synthetisch, aber was es mit den vier weißen Klappstühlen auf der Bühne auf sich hat, wird mit dem Opener „Right beside you“ klar: Hier sitzt das Streichquartett. Wenn es denn sitzt. Christensen hat seine Liebe zur Klassik entdeckt und die Streicher werden im Laufe des Abends auch einen Ausflug in die Welt der Barockmusik unternehmen. Doch der berühmte Kanon von Pachelbel läuft über eine ostinaten Bass, der der Akkordfolge moderner Megahits entspricht. Am Freitag ging er nahtlos in „All Together Now“ über. Doch Klavier und Geige sind halt nur ein Teil des Konzepts, Florian Arndt wechselt immer wieder vom weißen Stutzflügel zum 80er-Jahre-Umhängekeyboard und Christensen ist und bleibt Techno-DJ. Und das hält keinen auf den Plätzen. Nicht Maika Turnau im Rapunzelturm, nicht die Raver - „Es sind doch welche da?“, fragt Christensen, die vor der Bühne und auf den Rängen tanzen. Und eben auch nicht die herum hüpfenden Violinistinnen, die so auf der Bühne abgehen, dass der DJ seine erste Geige als „Lieblingsflummi“ bezeichnet.

„Lieblingsflummi““

Alex Christensen
weiß, dass er an seiner ersten Violinisten auch eine hervorragende Performerin hat.

„Sandstorm“ fegt instrumental über das Burgtheater hinweg, gefühlt dürfte man noch dem großen Regen in ganz Dinslaken etwas von diesem musikalischen „Sandsturm“ aus Schweden mitbekommen haben. Aber die großen Dancehits der 90er lebten auch vom Gesang. Asja Ahatovic ist nicht nur eine gute Sängerin, sie rappt hervorragend. Und Y-ass aka Yasmin K. hat eine jener Power-Stimmen, die Songs wie „What is love“ oder „Mr. Vain“ zum Erlebnis machen. Und dann ist da natürlich auch ihr Nr. Eins-Hit mit Alex Christensen von 2007. Der hat das Publikum schon etwas vorbereitet, indem er „Herrn Arndt“ Malle-Hits anspielen ließ. Und dann singen es seine „Party-Asis“ ausgelassen mit: „Du hast den schönsten Arsch der Welt“.

„Das Boot“ mit Akkordeon

„Freed from desire“ ist der Eisbrecher des Abends, „United“ hebt sich Christensen für die halbstündige Zugabe auf. Doch schon in der Mitte des Programms erinnert er sich an seinen Durchbruch als junger Produzent 1991. Er spricht noch, als das Thema von „Das Boot“ erklingt: nicht aus dem DJ-Pult, sondern im handgefertigten Sound aus dem sächsischen Klingenthal. Christensens Saxophonist setzte sich den Matrosenhut auf und spielt Akkordeon im Wechsel mit der Kombination aus synthetischen Sounds und Streichquartett.

„Amour toujour“ lässt sich Christensen per Ansage von niemanden verderben. „Angel of Darkness“ endet im Dreivierteltakt: Die Raver schunkeln. Es wird gefeiert, die nächsten Titel sind Programm: „There‘s no limit“ - „Sing Hallelujah“. Der letzte Freitag der Sommerkultur 2024 ist auch das Finale der aktuellen Christensen-Tour. Für ihn steht fest: Er will nach Dinslaken wiederkommen.