Dinslaken. Die Folgen des Gewitters waren besonders heftig: Überflutungen, Bahnstrecke gesperrt, Stromversorgung der KTH lahmgelegt. Suche nach Ursachen.

In Voerde sind am Montag pro Minute 40 Liter Regen gefallen, wie viel es in Dinslaken war, das eruiert die Stadt noch - auf jeden Fall zu viel. Neben den üblichen Unterführungen an der B8, Brink- und Dianastraße standen - wie berichtet - ganze Straßen in der Innenstadt unter Wasser: Die Wilhelm-Lantermann-Straße und ihre Nebenarme waren geflutet, ebenso die Friedrich-Ebert- und Hans-Böckler-Straße. Im Parkhaus am Platz d’Agen stand das Wasser zwei Zentimeter hoch, in der Tiefgarage Friedrich-Ebert-Straße/Wallstraße waren es 30 Zentimeter. Ein Blitzeinschlag hat kurzzeitig die Stromversorgung der Kathrin-Türks-Halle lahmgelegt. Warum war es diesmal so heftig?

„Die Situation muss noch durch den zuständigen Fachdienst bewertet werden“, erklärt die Stadt Dinslaken, man warte auch noch auf die Rückmeldung des Lippeverbands zu den Regendaten. Aber die Intensität des Starkregens sei so hoch gewesen, „dass die Abläufe die Wassermassen in der Kürze der Zeit nicht aufnehmen konnten“.

„Es ist durchaus zulässig, wenn der Straßenraum kurzzeitig überschwemmt wird und das Oberflächenwasser erst verzögert von der Kanalisation abgeführt werden kann. Dies kann besonders an Stellen passieren, wo der Abfluss von mehreren Einzugsgebieten zusammenkommt“

Stadt Dinslaken

Es sei zudem „durchaus zulässig, wenn der Straßenraum kurzzeitig überschwemmt wird und das Oberflächenwasser erst verzögert von der Kanalisation abgeführt werden kann.“ Dies könne vor allem an Stellen passieren, „wo der Abfluss von mehreren Einzugsgebieten zusammenkommt“ wie etwa an der Wilhelm-Lantermann-Straße. Dort habe es auch in den vergangenen Jahren schon „Überschwemmungen im Straßenbereich“ gegeben, die aber „zu keinen weiteren Schäden geführt haben und deshalb nicht weiter aufgefallen sind“, so die Stadt.

Die etwa 12.000 Gullys im Stadtgebiet würden zweimal im Jahr gereinigt - oder häufiger, „wenn es Hinweise oder Meldungen über schlecht abfließendes Regenwasser gibt“, so kommentiert die Stadt Vorwürfe der Bürger. Wobei sich für die B8 (Weseler Straße) offenbar niemand so recht zuständig fühlt. „Grundsätzlich ist der Straßenbauträger und damit Straßen NRW für die Unterhaltung der Straßeneinläufe, so auch an der B8 (Weseler Straße), zuständig“, heißt es seitens der Stadt. Gregor Hürter, Sprecher von Straßen NRW hingegen sieht die Stadt am Zug, weil es sich um eine „Ortsdurchfahrt“ handele.

Bahnstrecke war zeitweise gesperrt

Die B8 in Dinslaken war gesperrt - Land unter.
Die B8 in Dinslaken war gesperrt - Land unter. © NRZ | aha

Die Unterführung an der B8 stand bis 2 Uhr nachts unter Wasser. Auch die Bahnstrecke war von 20 bis 22 Uhr zeitweise gesperrt. Eine Vorsichtsmaßnahme, so eine Bahnsprecherin. Wegen der Überflutung sei die Standfestigkeit der B8-Brücke überprüft worden. Am Ende gab es Entwarnung. Nur eine frisch aufgeschüttete Böschung habe sich „verflüssigt“ - sie müsse nun erneut aufgeschüttet werden.

Die Unterführung an der Brinkstraße war ebenfalls - wir schon häufiger - geflutet. Die Pumpe war, so berichtet Gregor Hürter, Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW, nach einem Blitzschlag ausgefallen. Ein Mitarbeiter habe sie noch nachts angeworfen, nach wenigen Stunden sei die Straße trocken gewesen.

Warum die Brinkstraße Dienstag noch dicht war

Die Straße war zum Leidwesen vieler Autofahrer trotzdem am Dienstagmorgen noch gesperrt, es bildeten sich lange Staus auf der Karl-Heinz-Klingen-Straße - an deren Ende wegen der Baustelle außerdem niemand links abbiegen kann. Offenbar sei vergessen worden, die Sperrbaken wieder zu entfernen, bedauert Hürter.

So geht es weiter

Müssen sich die Dinslakener nun bei jedem stärkeren Regen auf Überflutungen einstellen? Die Pumpe an der Brinkstraße ist ein Provisorium und soll ersetzt werden. Aber für den kommenden Herbst und Winter macht Hürter wenig Hoffnung: Das Pumpenhaus sei fast fertig, aber die Technik nicht lieferbar.

Die Feuerwehr Dinslaken hatte 140 Einsätze in fünfeinhalb Stunden. Hier schüttet ein Feuerwehrmann Wasser aus seinem Sicherheitsschuh.
Die Feuerwehr Dinslaken hatte 140 Einsätze in fünfeinhalb Stunden. Hier schüttet ein Feuerwehrmann Wasser aus seinem Sicherheitsschuh.

„Seit Jahren ist zu beobachten, dass Starkregen und auch andere Wetterphänomene zunehmen. Schon lange wird öffentlich diskutiert, dass Klimaanpassungsfolgemaßnahmen für die Infrastruktur auch in Kommunen notwendig sind“, so Bürgermeisterin Michaela Eislöffel. Sie erinnert daran, dass sich Dinslaken der Herausforderung des Klimawandels gestellt habe: Das sei an „vielen Maßnahmen zu erkennen – so etwa an Regenrückhaltebecken, Versickerungsanlagen, Dachbegrünungen auf öffentlichen Gebäuden und Entsiegelungsmaßnahmen. Auch in Zukunft werden wir die Entsiegelung von weiteren Flächen – auch in der Innenstadt – vorantreiben müssen.“ Sie erinnert an das geplante Berufskolleg, das „statt eines zubetonierten Schulhofs“ einen Schul-Park bekomme und dankt „allen Einsatzkräften, die bis zum frühen Morgen im Einsatz waren, und den Bürger*innen, die durch umsichtiges Verhalten wesentlich dazu beigetragen haben, dass es keine größeren Zwischenfälle zusätzlich gegeben hat. Die Feuerwehr hatte alle Löschzüge alarmiert und arbeitete bis kurz vor Mitternacht 140 Einsätze ab.

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Der Din-Service sei „derzeit intensiv im gesamten Stadtgebiet, insbesondere in der Gartenstadt Lohberg, im Einsatz“, um Ast-Abbrüchen nach dem Unwettter zu beseitigen. „Dabei werden die betroffenen Bäume sorgfältig nachkontrolliert, um die Sicherheit im Stadtgebiet zu gewährleisten“, so die Stadtverwaltung: „Parallel dazu werden umfassende Baumkontrollen im Stadtteil Eppinghoven durchgeführt. Diese regelmäßigen Kontrollen sind unerlässlich, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und die Gesundheit der städtischen Bäume zu überwachen.“