Voerde. Um den Plan, die „Westzeile“ des Wohn- und Geschäftshauses abzureißen und neu zu bauen, ist es ruhig geworden. Was die Stadt zu Baustart sagt.

Leerstand prägt seit langer Zeit das Bild im Erdgeschoss an der Hauptfront des großen Geschäfts- und Wohnhauses am Rathausplatz. An manchen Stellen bröckelt im wahrsten Wortsinn die Fassade, kleine Mauersteine sind zu Boden gefallen. Der Arkadengang ist aus Gründen der Verkehrssicherung seit Anfang Juli mit hohen Zäunen abgesperrt, ebenso ein breiter Streifen vor dem Gebäudeteil. Ein Blick durch die Gitter dokumentiert die Folgen des langen Leerstands der Ladenlokale, deren traurigen Zustand, überall Schmierereien. Vom angekündigten Aufbruch noch immer keine Spur: Um den großen Plan, diese sogenannte Westzeile der Immobilie abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, ist es sehr ruhig geworden. Mehr als drei Jahre ist es inzwischen her, dass die Stadt und der investorenseits beauftragte Architekt den Plan und das Konzept für die neue Bebauung präsentierten.

Das Vorhaben beinhaltet die Errichtung eines mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshauses. Der Neubau ist architektonisch völlig anders gestaltet als das Bestandsgebäude. Insgesamt 32 Einheiten für Wohnen sowie Räume für Büros, Arztpraxen, Anwaltskanzleien etc. in den drei Obergeschossen plus Staffelgeschoss stehen in Rede. Vorgesehen ist zudem, im ebenerdigen Teil Platz für acht Gewerbeeinheiten zu schaffen. Dort soll sich, so lautet der Wunsch, auch Gastronomie ansiedeln – denn nicht zuletzt geht es darum, den zentralen Platz in der Voerder Innenstadt zu beleben. So weit der bisherige Plan, der nicht nur bei der Voerder Politik auf ein positives Echo stieß. Bei einem städtischen Infoabend zum Bauvorhaben Ende Juni 2021 stieß das Neubauprojekt ebenfalls grundsätzlich auf Wohlwollen. Tenor: Bürger äußerten ihre Freude über das angekündigte Ende des Stillstands am Rathausplatz.

Nun, drei Jahre später, ist von Aufbruch an der Stelle weiterhin nichts zu sehen. Die planerischen Weichen für die Umsetzung des Vorhabens sind vonseiten der Stadt gestellt. Der Bebauungsplan wurde Ende Oktober 2023 rechtskräftig, wie die Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann auf Anfrage der NRZ erklärte. Ein entsprechender Bauantrag könne demnach genehmigt werden. Dass die Realisierung des Plans womöglich inzwischen ad acta gelegt wurde, dieser Annahme tritt sie entgegen und erklärt indes: „Der Investor verfolgt das Projekt weiterhin und ist im Austausch mit der Stadtverwaltung.“

„„Das ,sichtbare Zeichen‘ des Abbruchs ist ein erster wesentlicher Schritt einer Gesamtentwicklung. Ich sehe der Entwicklung nun mit großer Erwartung entgegen. “

Nicole Johann,
Erste und Technische Beigeordnete der Stadt Voerde

Die Erste und Technische Beigeordnete der Stadt verweist auf die zuvor „komplexe Mieteigentumssituation“ in dem Bestandsgebäude. Diese habe bekanntlich zu einem langwierigen Prozess geführt. Inzwischen befinde sich die Westzeile der Immobilie gegenüber dem Rathaus in der „Hand eines Alleineigentümers“. Nicole Johann erinnert sich an die Zeit, als sie bei der Stadt Voerde ihre neue Stelle antrat. Das war im Herbst 2019. Damals habe es noch „x-Eigentumsanteile“ an dem Gebäude gegeben. Inzwischen gehöre die Zeile einem alleine, bis dahin sei ein „Riesenbrett“ zu bohren gewesen. Nun könne einer über die Dinge entscheiden, erläutert Johann.

Im Hinblick auf den Neubau-Plan am Rathausplatz macht sie deutlich, dass sich in nicht mehr allzu langer Zukunft hier etwas tun soll: Es sei „erklärtes Ziel des Investors“ und „ausdrücklicher Wunsch“ der Stadtverwaltung, dass als erster Schritt der Abriss des Bestandsgebäudes noch in diesem Jahr erfolgen soll. „Das ,sichtbare Zeichen‘ des Abbruchs ist ein erster wesentlicher Schritt einer Gesamtentwicklung. Ich sehe der Entwicklung nun mit großer Erwartung entgegen“, erklärt Nicole Johann. Wann der Baustart erfolgen soll, dazu könne noch keine valide Aussage getroffen werden.

Der Investor war für eine mögliche Antwort auf diese und weitere Fragen – etwa die, ob der Plan im bisher kommunizierten Umfang weiterverfolgt werden soll – zunächst nicht zu erreichen. Noch befinden sich übrigens Bewohner in dem Gebäude, nach Kenntnis der Stadt Voerde sind derzeit zwei Einheiten belegt.