Voerde. Für Nicole Johann beginnt am Montag die Arbeit als neue Erste und Technische Beigeordnete der Stadt Voerde. Auf sie warten viele große Aufgaben.

Als Nicole Johann im vergangenen Jahr die Stellenausschreibung „ihrer“ Stadt in der Zeitung las, war für sie schnell klar: „Das versuchst du.“ Gesagt, getan. Ihre Bewerbung für die Technische Beigeordneten-stelle im Voerder Rathaus überzeugte im Auswahlverfahren den größten Teil der Politik. Anfang April übertrug der Stadtrat ihr mit dem breiten Rückhalt von SPD, CDU und Grünen – die WGV votierte mit Nein, die FDP und Einzelvertreter Hans-Peter Bergmann waren bei der Sitzung nicht zugegen – die Verantwortung für den Vorstandsbereich 3 (Bürgerservice und allgemeine Ordnung, Stadtentwicklung und Baurecht sowie Bauen und Technische Infrastruktur) und auch die Funktion der Ersten Beigeordneten, sprich, der Stellvertreterin des Bürgermeisters.

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Nun ist es soweit: Am Montag tritt die 54-Jährige die Nachfolge von Wilfried Limke an, dessen Amtszeit offiziell zum 31. August endet, der aber auch aufgrund ausstehenden Urlaubes schon vor einigen Wochen seinen Abschied aus Voerde nahm. „Ihre“ Stadt – obwohl die bald neue Erste und Technische Beigeordnete schon lange nicht mehr im Voerder Stadtgebiet, sondern heute in Rees lebt, spricht sie nach wie vor von „meiner Heimat“, deren Entwicklung sie immer auch aus mehr oder weniger großer Entfernung mitverfolgt hat. Nicole Johann wuchs in Friedrichsfeld auf, baute dort am Gymnasium ihr Abitur. Ihre Eltern und Schwiegereltern wohnen in dem Stadtteil, wie auch ihre Schwester mit Familie. Auf der jüngst sanierten Anlage „Am Tannenbusch“ hat sie ihr Sportabzeichen gemacht, die frühere Parkschule, die sie besuchte, ist heute Sitz der Caritas. Und nun bietet sich ihr selbst in „ihrer Stadt“ die Chance mitzugestalten.

Nicole Johann schaut neuer Tätigkeit mit Vorfreude und ein wenig Respekt entgegen

Ihrer neuen Tätigkeit sieht sie mit „Vorfreude“ entgegen, ein wenig Respekt schwingt dabei aber auch mit. Nicole Johann weiß um die großen Aufgaben, die auf sie als Technische Beigeordnete in Voerde warten: „Ich bin nicht blauäugig.“ Dreigleisiger Ausbau der Betuwe-Strecke, Deichsanierung in Götterswickerhamm – und die Folgenutzung des seit Ende März 2017 brach liegenden Kraftwerksgeländes in Möllen.

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Ihr berufliches Rüstzeug: Nicole Johann absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung als Vermessungstechnikerin und studierte dann an der Universität in Bonn Geodäsie (Vermessungswesen) mit der Vertiefung Bodenwirtschaft und Bodenordnung. Darauf folgte das Referendariat für den höheren technischen Verwaltungsdienst – formale Voraussetzung für den Antritt der Beigeordnetenstelle in Voerde – mit den Schwerpunkten Landesplanung und Städtebau. Danach ging es für Nicole Johann zuerst zum Kreis Borken, ab 2010 war sie bei der Stadt Bocholt im Fachbereich Grundstücks- und Bodenwirtschaft tätig. Außerdem war sie Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte – eines von der Stadt unabhängigen Gremiums.

Für neue Beigeordnete ist fundierte Datengrundlage eine wichtige Voraussetzung

Auch bei ihrer zukünftigen Arbeit sieht Nicole Johann eine ihrer Aufgaben darin, die Grundlagen für Entscheidungen zu liefern und dafür zunächst eine fundierte Basis an Daten und Zahlen zu schaffen, um darauf aufsetzend im Dialog mit Politik sowie Bürgerinnen und Bürgern Dinge zu entwickeln. Ihr Wunsch bei allem Tun ist es, „fachlich und sachlich“ zu argumentieren. Voraussetzung: eine gute Datengrundlage zu haben. Nicole Johann, die von sich selbst sagt, begeisterungsfähig und zielstrebig zu sein, gerne Herausforderungen anzunehmen und eine „Teamplayerin“ zu sein, hofft, die Politik abholen zu können. Kontroverse Debatten scheue sie nicht, die findet die 54-Jährige „fruchtbar, spannend“.

Nun aber möchte sie, die kein Parteibuch hat, erst einmal in Voerde ankommen, sich ein Bild machen, „um dann gemeinsam den Weg zu gehen“. Ihr Terminkalender jedenfalls ist bereits gut gefüllt. Schon gleich am ersten Arbeitstag gibt es für sie die erste Begegnung mit der Politik auf Arbeitsbasis. Dann trifft sich der Ältestenrat – das interfraktionelle Beratungsgremium ohne Entscheidungsbefugnis bilden neben Bürgermeister und Beigeordneten die stellvertretenden Bürgermeister und die Fraktionschefs. Ihr erstes Aufeinandertreffen mit Bürgern lässt auch nicht lange auf sich warten: Die Stadtverwaltung informiert am 10. September über den Ausbau der Alten Hünxer Straße in Friedrichsfeld.