Dinslaken. In Dinslaken stehen sämtliche Gebäude der katholischen Gemeinde auf dem Prüfstand. Welchen Kirchen Schließungen drohen, welche gesichert sind.
Veränderungen sind nicht einfach. Das spüren die Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde St. Vincentius in Dinslaken aktuell wohl stärker denn je. „Für alle wird sich etwas ändern”, betont Pastoralreferent Franz-Josef Roth bei der Pfarrversammlung zum Immobilienkonzept der katholischen Kirche in Dinslaken in St. Jakobus: „Alle Gebäude, die die Kirchengemeinde nicht mehr finanzieren kann, sollen nach Möglichkeit einer anderen sozialen, karitativen, kulturellen oder anderen gemeinnützigen Nutzung zugeführt werden.“ Jede Gemeinde der Pfarrei St. Vincentius sei „von Veränderungen betroffen“.
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Hohe Rückgänge der Kirchenmitgliederzahlen und die Inflation zwingen die Gemeinde zu sparen, heißt es. Besonders die Immobilien wie Pfarrhäuser seien sehr kostspielig, weshalb rund ein Jahr lang 17 verschiedene Handlungskonzepte für die Weiter- bzw. Umnutzung erarbeitet wurden, die seit April auch vom Bistum Münster als bestätigt gelten.
Das steht schon fest
Die Veränderungen werden in mehreren Schritten ablaufen, erklärt Roth. Was schon feststeht:
- Das Pfarrheim Herz-Jesu Oberlohberg soll zu einem „Dorfgemeinschaftshaus“ umgewidmet werden - dafür brauche es einen Trägerverein.
- Im Pfarrheim St. Johannes Eppinghoven soll als „Jugendpfarrheim“ zukünftig die Jugendarbeit (Pfadfinder, KJG und andere Jugendgruppen) gebündelt werden.
- Der Gemeinderaum Heilig-Blut im Hagenbezirk geht an die dortige Kindertagesstätte.
- Das Pfarrheim von Heilig Geist in Hiesfeld wird abgerissen.
Diese Kirchen stehen noch auf der Kippe
„Die derzeitige Kalkulation der Finanzen geht bis 2030. Bis dahin ist zu prüfen, ob und wie die zukünftige Nutzung der Kirchen Herz-Jesu, St. Marien und St. Johannes möglich ist“, so Roth. Bei der Versammlung geht es um das Gebäudeensemble von St. Jakobus im Bruch. Dafür sollen bis 2025 Investoren dafür gesucht werden, ein Gebetsraum und Räume für die Gemeindearbeit sollen erhalten bleiben, so Roth. Sicher scheint aber noch nichts: „So, wie Sie es heute hier sehen, wird es nicht erhalten bleiben und auch um gesichert Messen zuzusagen, ist es zu früh”, sagt Peter Kannacher für den Kirchenvorstand zur Situation an der Theresienstraße.
Gesichert sind nur die zentralen Gebäude in der Innenstadt: Die Pfarrkirche St. Vincentius und das Johannahaus. Dieses soll, nach langem Umbau, zukünftig als Haus für das ganze Stadtgebiet fungieren. Roth: „Das Glaubens- und Lebenszentrum Johannahaus wird ein Haus der Kirche für die ganze Stadt sein, also nicht mehr nur das Pfarrheim für die Innenstadt.“
Kitas nicht betroffen
Die katholischen Kindergärten im Dinslakener Stadtgebiet sind von den Handlungs- und Immobilienkonzepten der Gemeinde nicht betroffen. „Die Kitas wurden bei den Beschlüssen nicht berücksichtigt, da sie nicht im Haushalt der Kirchengemeinde erfasst sind“, so Franz-Josef Roth.
Gemeindemitglieder sorgen sich um das kirchliche Leben
Zu Unmut kommt es auf der Pfarrversammlung bei den Pfadfindern, die mit der Umsiedlung ihrer Jugendgruppen weg nach Eppinghoven nicht zufrieden sind. Und auch über die Gottesdienste und das kirchliche Leben sorgen sich die anwesenden Gemeindemitglieder spürbar. Wie und durch wen sollen die Konzepte umgesetzt werden? Wird es regelmäßige Gottesdienste weiterhin geben? Und wie schafft man es, die Gottesdienste allgemein attraktiver zu gestalten, damit wieder mehr Menschen kommen?
Alles noch unklar, so die Kirchengemeinde. Allerdings seien durch die Kürzungen nun wieder finanzielle Mittel verfügbar, die genutzt werden sollen, um die aktuellen Probleme zu lösen. Ein Drittel des Gesparten solle genutzt werden, um die „nicht Erreichten zu erreichen,” so Peter Kannacher. Und auch für Veranstaltungen, wie den früher sehr beliebten Open-Air Gottesdienst im Burgtheater, seien nun wieder finanzielle Mittel verfügbar.
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Vor allem sei in diesen Zeiten des Umbruchs „Flexibilität von uns allen verlangt”, gibt Pfarrer Barthel Kalscheur zu bedenken. Auch eine stärkere Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche sei da gut denkbar. „Die Bildung des pastoralen Raumes Dinslaken-Hünxe-Voerde-Walsum, die in den nächsten Jahren schrittweise umgesetzt wird, wird vermutlich weitere Veränderungen nach sich ziehen. Was, wann und wie ist noch nicht abzusehen“, sagt Franz-Josef Roth. Auch er ruft auf, den Veränderungen gegenüber offen zu sein. „Wenn wir nur am Alten kleben, können wir als Christen den Weg in die Zukunft nicht finden.“