Dinslaken. Das beliebte Traditionslokal erstrahlt in neuem Glanz. Doch Chefin Celik ist noch lange nicht fertig. Was die Gäste im Restaurant erwartet.

Rote Wandfarben sind warmen Beigetönen gewichen. Dort, wo noch bis zum Frühjahr Essstühle mit Blumenmuster standen, sind nun braun-grau- und olivfarbene Sitzmöbel an den Tischen platziert. Im vorderen Bereich des altbekannten Esslokals schmücken seit neuestem Holzlamellen die Wände und den Thekenbereich. „Da sollen noch Spiegel hin“, erklärt Esra Celik und zeigt auf die Wand gegenüber der Bar. Stolz präsentiert sie auch die neue WC-Anlage. Alles ist in dunklen Tönen und Marmoroptik gehalten. „Es gibt jetzt anstatt zwei kleinen Toiletten eine große Damentoilette mit einem integrierten Wickelbereich“, erklärt sie den Unterschied zu vorher. „Es haben sich viele ja immer beschwert, dass es hier keine Möglichkeit zum Wickeln gibt.“ Hier, das ist in den Räumlichkeiten des beliebten Dinslakener Traditionsitalieners „La Romantica“. Die 33-jährige Esra Celik ist nämlich die neue Besitzerin Lokals an der Neustraße 8 in der Dinslakener Innenstadt.

Völlig unerwartet und sehr plötzlich schloss das beliebte Restaurant im Frühjahr diesen Jahres (wir berichteten). Bis heute haben die ehemaligen Inhaber auf Nachfrage der NRZ, was die Gründe für das Aus sind, nicht reagiert. Deswegen war zunächst nicht klar, ob das Lokal überhaupt nochmal eröffnen wird. Ende Mai meldete sich Celik bei der Redaktion, um sich als neue Inhaberin vorzustellen. „Victor hat mir von der Schließung berichtet und mich ermutigt, den Schritt zu gehen“, sagt sie mit Blick auf ihren Vorarbeiter, ihren „Vertrauten“, wie sie ihn nennt. Der 62-Jährige dürfte „La Romantica“-Stammgästen kein Unbekannter sein.

Victor Bravo kellnert seit 14 Jahren bei „La Romantica“ in Dinslaken

Bereits seit 14 Jahren kellnert er in dem beliebten italienischen Restaurant. „Es war ein Schock. Das Aus kam auch für mich unerwartet und es war richtig schlimm“, berichtet er im Gespräch mit der NRZ. Tagelang habe er, der „eigentlich nie still sitzen kann“, einfach nur zu Hause gesessen und nicht gewusst, wie es für ihn nun weitergeht. Denn an Ruhestand wollte er noch nicht denken. „Ich liebe meinen Beruf und daran vor allem die Gäste“, betont Victor Bravo. Erst als sich seine langjährige Bekannte Esra Celik einverstanden erklärte, das Restaurant zu übernehmen, habe er wieder neue Kraft und Freude schöpfen können.

Im vorderen Bereich des altbekannten Esslokals schmücken seit neuestem Holzlamellen die Wände und den Thekenbereich.
Im vorderen Bereich des altbekannten Esslokals schmücken seit neuestem Holzlamellen die Wände und den Thekenbereich. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Die 33-Jährige legt ihm den Arm auf die Schulter: „Und für mich war klar, dass ich das hier nicht ohne Victor stemmen kann und will.“ Als dann noch Gheorghe Chitu, langjähriger Koch im „La Romantica“, erklärte, dass auch er weiterhin in dem italienischen Restaurant kochen wolle, sei für sie klar gewesen: „Mit den beiden an meiner Seite schaffe ich das.“ Innerhalb von vier Wochen habe die Mutter zweier Kinder, auch unter Mithilfe ihrer Familie, das Restaurant nach ihren Wünschen umgestaltet. „Wir sind aber noch lange nicht fertig. Wir werden 2025 oder 2026 nochmal einen größeren Umbau vornehmen“, erklärt sie bereits jetzt die Zukunftspläne für das Restaurant.

Neuanfang von „La Romantica“ in Dinslaken: Acht neue Mitarbeiter eingestellt

Bis dahin wolle sich das neue „La Romantica“-Team erst einmal bei seinen Stammgästen und den neu dazugewonnen Kunden etablieren. Von denen gab es bereits erste Rückmeldungen. „Wir wissen, dass es noch Startschwierigkeiten gibt, aber es wurde sich lediglich über Kleinigkeiten beschwert. Da wurde beispielsweise eine Zitrone in der Cola vergessen“, sagt Celik und betont: „Wir haben neben erfahrenen Leuten wie es eben Victor und Gheorghe sind acht neue Kellner eingestellt, und müssen uns auch als Team erst einmal zusammenfinden. Als Entschuldigung gab es dann mal einen Absacker aufs Haus.“

Dennoch seien die ersten Öffnungstage für sie zufriedenstellend verlaufen. Dabei war die Eröffnung am 5. Juli 2024 eigentlich noch gar nicht final geplant: „Wir haben ganz kurzfristig von der Stadt die Erlaubnis erhalten, öffnen zu dürfen. Wir hatten damit noch gar nicht gerechnet, haben uns dann aber spontan entschieden: Wir machen es“, berichtet Celik. Deswegen habe sie am Eröffnungstag „eine Mischung aus Angst und Freude“ begleitet, gibt sie zu. Doch die 33-Jährige sagt auch: „Victor hat mich wirklich gut beruhigen können und mir immer gesagt: ,Mach dir keine Sorgen. Wir bekommen das hin.‘ Er ist mittlerweile wie eine Art Bruder für mich geworden“, beschreibt Celik das Verhältnis zu Bravo.

Frisch gestrichene Wände, neue Stühle und Sitzbänke: So sieht es in dem wiedereröffneten Restaurant „La Romantica“ in Dinslaken jetzt aus.
Frisch gestrichene Wände, neue Stühle und Sitzbänke: So sieht es in dem wiedereröffneten Restaurant „La Romantica“ in Dinslaken jetzt aus. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Preise bei „La Romantica“ in Dinslaken sind gleich geblieben

Dass das gesamte Team wie eine Familie zusammenwächst, sei ihr sehr wichtig. Schließlich wirke sich das dann auch auf die Gäste aus, ist sie überzeugt: „Wir wollen, dass sich die Leute hier so wohl wie zu Hause fühlen.“ Das Gefühl soll auch durch die altbewährte Speisekarte transportiert werden. Immer noch gibt es die altbewährten „La Romantica“-Klassiker: Spaghetti Frutti di Mare oder den beliebten Mittagstisch, zählt Bravo auf. Ihm ist dabei wichtig zu betonen: „Wir werden auch immer noch von den selben Lebensmittellieferanten beliefert wie vorher.“ Auch die Preise seien gleich geblieben. Eine Erhöhung stehe erst einmal nicht an. Nach und nach soll die Speisekarte nur mit neuen Gerichten ergänzt werden, wie Steaks, die mit essbarem Gold überzogen sind.

Neu ist jedoch der Ruhetag am Dienstag. Auch an diesem Dienstag stehen viele Leute vor dem geschlossenen Restaurant. „Was machen wir jetzt?“, fragt eine Frau einen Herrn. Eine Andere läuft vorbei und fragt: „Erst vier Tage geöffnet und schon wieder Ruhetag?“ Auch zwei Jungen versuchen die Tür zu öffnen – trotz eines Schildes, das auf das geschlossene Restaurant hinweist. Celik zeigt Verständnis: „Ich verstehe, dass die Leute das doof finden. Ich wollte nur, dass die Mitarbeiter nach der spontanen Eröffnung einen Tag zum Durchschnaufen haben“, ist es ihr wichtig zu erklären. Generell solle der Ruhetag aber erst einmal bleiben. Auch, weil Celik noch Personal braucht, um die Öffnungszeiten möglicherweise noch erweitern zu können. „Wer Lust hat, kann sich gerne bei uns melden“, ruft sie auf. „Einfach vorbeikommen und sich vorstellen. Am besten bei Victor, denn er ist hier im Grunde der Chef“, sagt sie und lacht.