Voerde. Einer verletzt, einer unterernährt – so hatten die zwei Steinkäuze ihren Weg zur Greifvogelstation Wesel gefunden. Hier wurden sie ausgewildert.
Die Mommniederung ist ein Naturparadies – und ein Naturschutzgebiet, das seit vergangenem Freitag zwei neue Bewohner hat. Petra Sperlbaum von der Nabu Kreisgruppe Wesel wilderte mit einer ihrer drei Kindergruppen zwei kleine Steinkäuze aus, die sie in den vergangenen zwei Monaten aufgepäppelt hat. Greifvögel, Eulen und Falken, die verletzt oder verwaist sind, werden von Petra Sperlbaum in der Greifvogelstation Wesel ehrenamtlich versorgt – so wie die beiden Steinkauzküken.
Steinkäuze haben das Jagen von Beute geübt
Im Alter von vier Wochen sind die beiden Käuze zu Petra Sperlbaum gekommen. Sie hatten sich in einem Netz verfangen, dass Hühner in ihrem Gehege schützen soll. Eines der Küken hatte eine Verletzung am Flügel, die bei einer Fachärztin in Düsseldorf untersucht wurde, das andere Küken war unterernährt. Jetzt wiegen die beiden Findelkinder 180 Gramm. „Ein gutes Gewicht, um ausgewildert zu werden“, fand Petra Sperlbaum.
Bevor es für die drei Monate alten Steinkäuze zurück in die Freiheit ging, haben sie geübt, lebende Beute zu jagen – da sie im Alter von vier Wochen kaum fliegen konnten, haben sie das nicht von ihren Eltern gelernt. Der Jagdtrieb sei aber genetisch veranlagt, daher hofften Petra Sperlbaum und Peter Malzbender, Vorsitzender der Nabu-Kreisgruppe Wesel, „dass das reicht.“
Ein zukünftiges Zuhause für die Steinkäuze in Voerde
Das neue Zuhause der beiden Käuze war einer der Nistkästen, die Petra Sperlbaum vor zwei Jahren mit den Kindern gebaut und auf der Streuobstwiese am Breiten Deich angebracht hat. Gleichzeitig wurden damals 24 Zukunftsbäume für die Streuobstwiese gepflanzt – das sind alte, hochstämmige Obstsorten – denn Streuobstwiesen sind ein klassischer Lebensraum für Steinkäuze.
In 60 Jahren werden die Obstbäume knorrig und alt sein und mit ihren Höhlen im Stamm den Steinkäuzen einen Platz zum Brüten bieten. Heute ist es die fast hundert Jahre alte Kopfesche, in der sich der Nistkasten befindet.
Hälfte der Steinkauzpopulation in Deutschland lebt am Niederrhein
Petra Sperlbaum hatte Mäuse, Insekten und Regenwürmer hineingelegt, damit die kleinen Käuze fürs Erste gut versorgt sind. Unter den gespannten Blicken der Kinder nahm Petra Sperlbaum die kleinen Greifvögel aus der abgedunkelten Transportbox. Zwei gelbe Augenpaare blickten aus flauschigen Federn in die Runde. Petra Sperlbaum fragte die Kinder, was die gelben Augen bedeuten: Die Vögel sind tagaktiv. Dann saßen die beiden Küken im Steinkauzkasten im Baum.
Die Küken sollen sich beruhigen und langsam ihr Revier kennenlernen, erklärt Peter Malzbender. In Spellen und Möllen leben insgesamt fünfzehn Steinkauzpaare – das ist ziemlich viel, denn oft gebe es nur fünfzehn Paare pro Bundesland, wie Peter Malzbender erklärt. „Andere Bundesländer würden uns die Küken mit Kusshand abnehmen“, weiß der Vorsitzende der Nabu Kreisgruppe Wesel. Doch die Steinkäuze bleiben in ihrer Heimat am Niederrhein, wo die Hälfte der Steinkauzpopulation in Deutschland zu finden ist. Dass die Tiere nun wieder ausgewildert werden konnten, sei wichtig, so Malzbender, „sonst wären sie uns verloren gegangen.“
Während sich die beiden Küken in ihre neue Umgebung einleben konnten, lernten die Kinder, die mit Feuereifer und Spaß bei der Sache waren, noch ein wenig über Steinkäuze und schauten sich die Bäume und die Hecke an, die sie gepflanzt haben – damit auch in den kommenden Jahrzehnten die Steinkäuze in Voerde eine Heimat finden.