Voerde. Äpfel, Birnen, Walnüsse: Streuobstwiesen bieten eine große Vielfalt, auch für das Ökosystem. Wo es in Voerde Streuobst zum Probieren gibt.
Wenn die Tage kürzer werden und die Blätter an den Bäumen in orange-roter Farbe leuchten, ist das für viele die perfekte Zeit für einen Spaziergang in der schillernden Natur. Wer bei dem herbstlichen Ausflug auf den Geschmack von alten Obstsorten kommen möchte, hat in Voerde die Möglichkeit dazu. Streuobstwiesen bieten zu dieser Jahreszeit unter anderem Äpfel, Birnen und Walnüsse.
Das besondere an dem Streuobst seien die alten und seltenen Sorten, die es so nicht im Handel zu kaufen gebe, erklärt Monika Stallknecht von der Entwicklungsagentur Wirtschaft im Kreis Wesel. Nicht ohne Grund würden die Wiesen neuerdings als immaterielles Kulturerbe eingestuft werden. „Die Bäume tragen teils alte Sorten von Birnen und Äpfeln, die so vielfältig sind und dessen Erhaltung nur durch den besonderen Anbau möglich ist“, berichtet Stallknecht weiter.
Bedeutsam für Ökosystem
Nicht nur die Erhaltung alter und besonderer Obstsorten sei durch den Streuobstwiesen-Anbau möglich. Gerade alte Obstbäume wiesen Höhlen und Totholz auf, die von Vögeln, Siebenschläfern oder Fledermäusen gern genutzt würden, erklärt Stadt-Sprecherin Miriam Gruschka. Insbesondere Steinkäuze, die laut Nabu-Mitglied Petra Sperlbaum „höchst gefährdet“ seien, fänden in den hochstämmigen Obstbäumen eine Heimat.
Auch Miriam Gruschka betont auf NRZ-Nachfrage die Bedeutung der Obstwiesen: „Da Streuobstwiesen einen sehr hohen ökologischen und insbesondere auch kulturellen Wert haben, wurden und werden sie in Voerde gefördert.“ Mit Initiativen des NABU oder von Privatpersonen würde die Erhaltung der Plantagen durch Pflege, Nachpflanzungen oder Neupflanzungen unterstützt werden.
Letzte Neuanpflanzung 2021
Eine Ausgleichs-Streuobstwiese wurde 2018 im Wisselmannweg angelegt. Mit Blumenuntersaat wurden zwei Hektar bepflanzt und somit eine Blühwiese unter den Obstbäumen angelegt, die zusätzlich durch Jakobsschafe beweidet werde, erklärt Gruschka.
Eine 2012 neu angelegte, circa 9000 Quadratmeter große Ausgleichs-Streuobstwiese mit 74 Obstbäumen fördere zusätzlich durch die vielen Blühpflanzen die Nahrung für Insekten.
Streuobst zum Probieren
Zwar gebe es in Voerde keine sogenannten „Obst-Naschwege“, an denen Spaziergänger Äpfel und Co. selber pflücken können, und da es sich bei Streuobstwiesen auch oft um private Flächen handele, keine Übersicht über die Menge der Plantagen, wie Miriam Gruschka, Sprecherin der Stadt Voerde, auf Anfrage der NRZ erklärt. Jedoch ließen sich regelmäßig Obstverkaufsstellen im Stadtgebiet finden.
Insbesondere im Bereich des Naturschutzgebietes Mommniederung gebe es viele Streuobstwiesen. Dort fänden sich oft private Verkaufsstände, meist auf Tischen oder Stühlen, die Obst von Streuobstwiesen, aber auch Walnüsse anböten.
Besonders im Bereich Götterswickerhamm und Löhnen gebe es mehrere Mitnahmestellen und Verkaufstische. Ein bekanntes Ziel sei auch der Stand am Kreisverkehr im Löhnener Kirchweg. Dort würden Interessierte Nüsse und Obst von den Plantagen bekommen.
In der Laakstraße in Ork habe es in der Vergangenheit ebenfalls Verkaufsstände für Streuobst und Gemüse gegeben, berichtet die Voerder Stadtsprecherin.
Aber auch auf der Grenzstraße östlich der Bahnlinie und vereinzelt an anderen Orten in Voerde ließen sich private Mitnahmestellen finden.
Wer auf den Geschmack von 30 alten Apfelsorten kommen möchte, hat beispielsweise jeden Samstag am Zipperweg in Spellen Gelegenheit dazu, das Obst an einem Verkaufsstand einer privaten Apfelplantage zu erwerben.
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Landwirt Steffen Straeter bietet ebenfalls am Donnerstag, 29. September, in seinem Hofladen Straeter an der Frankfurter Straße Apfelsorten aus dem Streuobst-Anbau an. Dies sei jedoch eine einmalige Aktion aufgrund des kommenden Erntedankfestes am Wochenende, erklärt der Obstbauer. Die Apfelsorten aus seinem Anbau würden sich auch gut zur Herstellung von Kompott verwenden lassen, erklärt er. Denn das Fallobst, was in seinem Hofladen angeboten würde, hätte oftmals schon Druckstellen. Geerntetes Obst von seinen Plantagen ginge an die Obstkelterei Van Nahmen in Hamminkeln, die den bekannten Streuobstwiesen-Apfelsaft daraus herstellt. Den Saft der Streuwiesen-Äpfel biete er ebenfalls in seinem Hofladen an.