Voerde. Nabu-Kinder pflanzen auf einer Streuobstwiese in Löhnen „Zukunftsbäume“. Mit dem Projekt unterstützen sie auch den stark gefährdeten Steinkauz.
Die Kindergruppen des Naturschutzbundes (Nabu) in Voerde/Dinslaken haben es sich zur Aufgabe gemacht, auf Streuobstwiesen, die in die Jahre gekommen sind, neue Obstbäume zu pflanzen. Denn: Wo alte Obstbäume absterben, wird es Zeit für eine Verjüngung und für das Pflanzen neuer Obstbäume, „damit sie auch für die kommenden Generationen ihre Funktion erhalten können“, erklärt Petra Sperlbaum.
Die Diplom-Biologin leitet bei der Nabu-Kreisgruppe Wesel drei Kindergruppen, die auf der Suche nach Streuobstwiesen in der Mommniederung in Löhnen fündig wurden. Sie konnten den Besitzer für ihr Ansinnen gewinnen und pflanzten auf dessen Fläche im Frühjahr 2021 vier hochstämmige Obstbäume – allesamt alte niederrheinische Sorten. Mit Hilfe der Spende der Bürgerstiftung „Bäuerliches Kulturland Mommbach-Niederung“ und der Naturschutzstiftung Niederrhein können die Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren nun eine weitere Streuobstwiese verjüngen. Die Weidefläche befindet sich an der Rügerstraße/Ecke Lübdingstraße und gehört Steffen Sträter.
Der Landwirt betreibt an der Frankfurter Straße in Voerde einen Biohof. Auf seiner Weide, die er den Nabu-Kindergruppen für das Projekt „Zukunftsbäume für die Streuobstwiese“ zur Verfügung stellt, stehen alte Kopfbäume. „Somit werden auch die alten Streuobstwiesen mit den Neuanpflanzungen vernetzt“, erläutert Petra Sperlbaum.
In den alten Kopfbäumen brüten bereits Steinkäuze. Die Biologin hat am Tag der Pflanzaktion aus der Greifvogelstation ein Exemplar der kleinen Eulenart, die „stark gefährdet“ sei, mitgebracht. Streuobstwiesenschutz sei also auch Steinkauzschutz, sagt Petra Sperlbaum. Die Baumgärten beherbergten bis zu 3000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten, die dort Nahrung, Wohnung und Schutz fänden.
Einer der artenreichsten Lebensräume
Damit gehören Streuobstwiesen zu den „artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa“. Der Aufbau in Stockwerken mit viel Struktur vom Boden bis in die Kronen mit Totholz und Baumhöhlen schaffe auf engem Raum eine „enorme Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen“. Besonders groß sei die Vielfalt an Vögeln und Insekten. Der Grünspecht und der Steinkauz seien typisch für die Streuobstwiesen. Auch Fledermäuse, Kleiber, Gartenrotschwanz und Bliche ziehen gerne in die Baumhöhlen ein.
Weil diese natürlichen „Wohnungen“ nicht ausreichten, werden die Nabu-Kindergruppen in der Umgebung der neu gepflanzten Bäume, deren Pflege Steffen Sträter übernimmt, noch zusätzliche Nisthilfen anbringen, kündigt Petra Sperlbaum an. Die Fläche des Landwirts wird von dessen Rindern beweidet. Aus diesem Grund werden die neu gepflanzten Bäume mit einem Verbissschutz gesichert. Bis sie Früchte tragen, werden acht Jahre vergehen. In dieser Zeit werden die Kinder die Obstwiese immer wieder besuchen – insbesondere im Frühling und im Herbst.
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Die „Zukunftsbäume für die Streuobstwiese“ sind, wie der Name schon sagt, ein „Generationenprojekt“: „Die Kinder pflanzen heute Obstbäume, die frühestens in der nächsten oder übernächsten Generation ihr Potenzial entwickeln“, erläutert Petra Sperlbaum. Das Engagement haben die Westenergie AG und die Stadt Voerde Anfang Oktober mit dem ersten Platz des Klimaschutzpreises ausgezeichnet.
Dieser Form des „nachhaltigen generationenübergreifenden“ Klimaschutzes möchte der Nabu weiter nachgehen und weitere Spenden in das Pflanzen neuer Bäume fließen lassen. Die Gesamtkosten je Baum (Anschaffung, Verbissschutz und Pflegeschnitt für die nächsten zehn Jahre) liegen laut Sperlbaum bei 179 Euro. Der Naturschutzbund würde sich sehr über Unterstützung für das Projekt freuen. Wer einen Betrag spenden möchte, wende sich per Mail an Petra Sperlbaum: sperlbaum@nabu-wesel.org. (P.K.)