Der Fahrgastverband “Pro Bahn“ erwartet in den nächsten Tagen punktuelle Warnstreikaktionen der Lokführer-Gewerkschaft GDL.

Berlin/Frankfurt. „Man wird sich ein öffentlichkeitswirksames, aber in seinen verkehrlichen Auswirkungen begrenztes Aktionsziel aussuchen“, sagte der Bundesvorsitzende Karl-Peter Naumann. Ein mögliches Ziel für plakative Streikaktionen wäre die Berliner S-Bahn.

Naumann kritisierte das aus seiner Sicht taktisch geprägte Verhalten der GDL, die nach dem Scheitern ihrer Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG und den Privatbahnen für Mittwoch einen Aktionstag in Berlin und darauf folgende Warnstreiks angekündigt hat. „Die GDL hat schon sehr früh gezeigt, dass sie wenig Rücksicht auf die Belange der Fahrgäste nimmt“, meinte er.

Der Gewerkschaft gehe es ausschließlich darum, sich gegen die größere und in der Vergangenheit sehr unternehmensnahe Gewerkschaft EVG zu profilieren, sagte Naumann. Diese hat am Montag mit der Deutschen Bahn und sechs ihrer privaten Konkurrenten einen Flächentarifvertrag für den regionalen Schienenpersonenverkehr abgeschlossen. Er soll künftig einen Wettbewerb über die Lohnkosten verhindern, indem die Einkommen der Beschäftigten an das Niveau der bundeseigenen Deutschen Bahn angeglichen werden.

Fahrgastvertreter Naumann forderte die Gewerkschaften zu einer engeren Zusammenarbeit in der Tarifpolitik auf. Es schaffe nur Konflikte, wenn kleine Spartengewerkschaften für ihr Klientel mehr herausholten als für die übrigen Beschäftigten im selben Unternehmen. Zur Not müsse der Gesetzgeber die tarifliche Einheit herstellen. „Der Kunde wird bestreikt, viel mehr als das Unternehmen“, klagte Naumann stellvertretend für viele Bahnkunden.

Dabei habe ja niemand etwas gegen das grundsätzliche Ziel eines einheitlichen Tarifs für die gesamte Bahnbranche. Es sei angesichts dieser Forderung aber kaum nachzuvollziehen, warum die Gewerkschaften sich nicht auf einheitlichen Vorgehen für die Lokführer und das übrige Bahnpersonal einigen könnten. Naumann empfahl den Bahnfahrern, sich in den kommenden Tagen laufend zu informieren und mehrZeit für ihre Wege einzuplanen.