Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hat am Vormittag erneut gestreikt. In Hamburg war am Morgen vor allem der S-Bahnverkehr betroffen.

Hamburg. Der dritte Warnstreik in nicht einmal zwei Wochen: Mehr als 200 Lokführer haben am Freitagmorgen in Norddeutschland vorübergehend die Arbeit niedergelegt. Sie beteiligten sich an den bundesweiten Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer. Fernverkehrszüge im Raum Hannover hatten deswegen bis zu zwei Stunden Verspätung. Einige Züge fielen ganz aus. Betroffen waren auch die S-Bahn in Hamburg und der Regionalverkehr. Nachdem gegen 9 Uhr der Hamburger S-Bahnverkehr durch den Streik stark betroffen war, gelang es der Bahn bis 10 Uhr einen 10-Minuten-Takt durch zusätzliches Personal einzurichten, wie ein Bahn-Sprecher sagte.

An den Bahnsteigen im Hamburger Hauptbahnhof hatten sich etwa 40 Lokführer versammelt. Reisende warteten dort relativ gelassen in der Kälte auf ihre Züge, während Bahn-Angestellte Brezeln und Kaffee reichten. Fahrgast Thomas Köbber sagte, er könne die GDL verstehen. Schlecht sei allerdings die unzureichende Information durch die Bahn. Auch Studentin Maya Youckevak fand die Streiks gerechtfertigt, hoffte aber, künftig nicht betroffen zu sein – zweimal hatte sie schon das „Vergnügen“. Lokführer Hartmut Petersen befand, man habe ein demokratisches Recht zu streiken, und dieses nutze man jetzt.

Im Verlauf des Vormittags fuhren die meisten Züge wieder, wenn auch mit bis zu zweistündiger Verspätung. Dies liege an verbeamteten Kollegen, die ihren Dienst verrichteten, sagte der Vorsitzende der GDL-Nord, Lutz Schreiber. Von der Deutschen Bahn und privaten Konzernen sei man schwer enttäuscht. Schreiber geht von einer Fortsetzung des Konflikts aus. Ein Großteil der Bevölkerung stehe dabei hinter den Lokführern. Der Streik sei eine Antwort auf das Angebot der Bahn vom Mittwoch, das schlechter sei als vorher. Die Bahn strebe wohl einen Rechtsstreit an.

Die Deutsche Bahn kritisierte die GDL massiv. Personalvorstand Ulrich Weber forderte, die Arbeitskämpfe sofort einzustellen. Sie seien sachlich und rechtlich nicht haltbar. Die GDL verbreite falsche Behauptungen und streike trotz Angeboten der Bahn. Die Deutsche Bahn habe der GDL am Freitag einen Entwurf des Bundes-Rahmentarifvertrags für Lokomotivführer vorgelegt. Dieser sei auf Grundlage den Vorschläge der GDL angefertigt worden und umfasse alle geforderten Kernelemente.

Unter den Privatbahnen, die von den Warnstreiks betroffen sind, waren auch die Metronom-Eisenbahngesellschaft und die Westfalenbahn. Beim Metronom, der unter anderem die Strecke von Göttingen nach Hamburg bedient, streikten deutlich mehr als 90 Prozent der Lokführer, sagte GDL-Bezirksvorsitzender Lutz Schreiber.

Die internationale Computermesse CeBIT setzte einen Bus-Shuttle-Verkehr von den Flughäfen Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt ein, um Besucher abzuholen. „Wir wollen so die Behinderungen für die Geschäftsreisenden aus dem Ausland möglichst gering halten“, sagte Messevorstand Ernst Raue.

Ausländische Besucher würden kaum Verständnis dafür haben, dass sie nach einem langen Flug aus Asien oder Amerika bei ihrer Ankunft in Deutschland stecken blieben, weil die Züge nicht fahren. Der Freitag – der vorletzte Tag der Messe – sei gewöhnlich noch ein starker Besuchstag, sagte ein Sprecher. Wie gut die Shuttle-Angebote genutzt würden, könne er noch nicht sagen. Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn und sechs Konkurrenten will die GDL einheitliche Tarifbedingungen für rund 26.000 Lokführer in der deutschen Bahnbranche durchsetzen.