Auch Hamburgs Bahnfahrer wurden vom Streik kalt erwischt. Im Fernverkehr wird es Auswirkungen bis in den Abend hinein geben.

Hamburg. Die Lokführer haben am Morgen ernst gemacht: Der Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat am Dienstagmorgen den Bahnverkehr im Norden weitgehend lahmgelegt. In weiten Teilen Hamburgs, Niedersachsens und Schleswig-Holsteins fielen rund die Hälfte der Züge aus, wie der Vorsitzende des GDL-Bezirks Nord, Lutz Schreiber, sagte. "Wir haben einen sehr guten Stillstand der Züge und so erhebliche Auswirkungen in Hamburg erreicht. In der Hansestadt sowie in Hannover stehen fast alle S-Bahnen und viele Regionalzüge, ebenfalls die Züge des Metronoms.“

Die Deutsche Bahn sprach am Vormittag von 150 Zügen im norddeutschen Regionalverkehr, sowie etwa 50 Zügen im Fernverkehr, die von dem Streik betroffen waren. Ein zusätzliches Problem war in Hamburg entstanden, weil ein Lkw-Fahrer an der Kreuzung Max-Brauer-Allee und Stresemannstraße mit seinem Aufbau die Sternbrücke gerammt hatte. Dadurch mussten sowohl der S-Bahn- als auch der Fernverkehr auf der Brücke am Vormittag eingestellt werden.

Inzwischen ist der erste Warnstreik der Lokführer beendet. Die Züge im Nah-, Fern- und Regionalverkehr rollen nach dem zweistündigen Stillstand wieder, sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Es könne allerdings noch auf unbestimmte Zeit zu weiteren Verspätungen kommen. Die Deutsche Bahn (DB) teilte mit, dass sich Fahrgäste bis in den Abend hinein auf Behinderungen einstellen müssten, da betroffene Züge erst nach einigen Stunden wieder an den vorgesehenen Einsatzstellen zur Verfügung stünden. Bei klirrender Kälte standen Tausende Betroffene am Vormittag auf den Bahnsteigen.

Deutschlandweit standen am Morgen Züge still. Besonders von den Arbeitsniederlegungen betroffen war nach Bahnangaben der Nahverkehr. In Berlin, Nürnberg und Stuttgart sowie im Rhein-Main-Gebiet und in Nordrhein-Westfalen blieben S-Bahnen stehen. Auch im Regional- und Fernverkehr fielen deutschlandweit Züge aus oder kämen verspätet ans Ziel.

GDL-Chef Claus Weselsky bewertete den Verlauf der Warnstreiks positiv. Mehr als 80 Prozent der Züge seien bundesweit zum Stillstand gekommen, sagte Weselsky. „Wir sind zufrieden. Es hat auch kein Chaos mit den Reisenden gegeben. Die sind am Montag rechtzeitig informiert worden.“ Nicht nur bei der Bahn, auch bei den privaten Verkehrsunternehmen hätten die Kollegen Flagge gezeigt.

Weitere Warnstreiks seien zunächst nicht geplant. Hintergrund der Aktion ist die Forderung der GDL, für alle 26.000 Lokführer in Deutschland ein einheitliches Lohnniveau und Beschäftigungsbedingungen zu erreichen, die dem DB-Standard entsprechen. Das Ergebnis will sie in einem sogenannten Bundesrahmen-Lokomotivführertarifvertrag festschreiben.

Die Gewerkschaft wollte am Dienstag die Urabstimmung per Briefwahl einleiten. „Wir fragen unsere Mitglieder, ob sie hinter dem Arbeitskampf stehen“, sagte Weselsky. Er gehe mehrheitlich von einer positiven Antwort aus. Bis 7. März sollen die Wahlzettel ausgezählt sein, dann könnte es zu regelmäßigen Streiks kommen. „Aber unbefristet werden wir nicht streiken, dazu ist der Bahnverkehr zu wichtig“, fügte Weselsky hinzu.