Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat am Dienstag den Franken an den Euro gekoppelt und einen Mindestkurs von 1,20 Franken festgelegt.

Zürich. Die Unsicherheit an den Aktienmärkten treibt die Anleger immer stärker in Währungen und Rohstoffe die als "sicher" gelten: Gold, Silber und eben auch: Schweizer Franken. Nachdem die Währung in den letzten Wochen immer stärker aufgewertet hat, zieht die Schweizerische Nationalbank (SNB) jetzt die Notbremse. Mit einem festen Mindestkurs zum Euro soll die heimische Wirtschaft vor den Folgen der Franken-Rekordjagd geschützt werden. Der Plan: Künftig wollen die Währungshüter in Zürich keinen Euro-Kurs unterhalb von 1,20 Franken pro Euro tolerieren. Denn di Bank sieht akute Gefahren: „Die gegenwärtige massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung“, heißt es in einer knappen Mitteilung zu der Entscheidung.

Das Problem: Der starke Franken wirkt sich negativ auf die Schweizer Exportwirtschaft aus. Er verteuert die Schweizer Waren auf den Auslandsmärkten. Auch die Einzelhändler im Schweizer Grenzgebiet bekommen das zu spüren: Die gewaltig gestiegene Kaufkraft des Franken hat einen kräftigen Einkaufstourismus ausgelöst - von dem deutsche Händler in grenznahen Orten kräftig profitieren.

+++ Schweizer Großbank will rund 3500 Stellen abbauen +++
+++ Franken auf Höhenflug +++

In der Schweiz ist man also fest entschlossen den Kurs mit allen Mitteln durchzusetzen: „Die Nationalbank ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen“, versicherte die SNB weiter. Sollten die Interventionen nicht die gewünschte Wirkung erzielen, sei sie zudem bereit, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Doch was genau bedeutet die Festlegung auf einen Mindestkurs? In der Praxis darf ein Schweizer Franken in Zukunft höchstens 0,833 Euro wert sein. Zum Vergleich: Ende 2007 war ein Franken für etwa 0,60 Euro zu haben – in der Spitze kostete er in diesem Jahr dann 0,97 Euro, eine Aufwertung also von mehr als 60 Prozent innerhalb weniger Jahre.

Die Finanzmärkte reagierten sofort auf die Ankündigung: massive Kursbewegungen waren die Folge. Der Kurs des Euro zum Schweizer Franken sprang in einer ersten Reaktion um mehr als acht Rappen bis auf 1,2158 Franken und lag damit über dem von der Notenbank angepeilten Mindestkurs. Auch der Goldkurs fiel massiv. Erst am Vormittag erreichte er ein neues Rekordhoch und lag bei 1920,25 US-Dollar. Im frühen Handel rutschte der Preis für das Edelmetall zeitweise bis auf 1860 Dollar zurück. Außerdem legten die Kurse am Frankfurter Aktienmarkt zunächst deutlich zu.

Die Intervention der SNB bewertete der Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank als eine völlig neue Qualität: „So etwas hat es bisher in diesem Ausmaß noch nicht gegeben“. Allerdings dürfe die Festlegung des Franken auf einen Mindestkurs zum Euro nicht mit einer Anbindung an die europäische Gemeinschaftswährung verwechselt werden. Die SNB muss nach Einschätzung von Karpowitz das angepeilte Ziel erreichen, „wenn sie nicht ihre Glaubwürdigkeit völlig verlieren will“. Der Commerzbank-Experte zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Schweizer Notenbank erfolgreich ist. „Die SNB kann den Kurs des Franken solange über dem Mindestkurs von 1,20 Franken halten wie sie will.“

(abendblatt.de/Reuters)