Kweku Adoboli, Händler der schweizerischen Großbank, soll sich angeblich um zwei Milliarden Dollar verzockt haben - Festnahme in London.

London/Berlin. Bis zuletzt ist Kweku Adoboli ein eher unscheinbarer Banker mit einem eleganten Appartement in der Nähe des Londoner Finanzdistrikts gewesen. Nachdem die schweizerische UBS am Donnerstag einen Milliardenverlust durch unautorisierte Geschäfte bekanntgab, bestätigte die britische Polizei die Festnahme Adobolis als Verdächtigen. Unverhofft gelangte der junge Banker damit zu medialer Berühmtheit. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung seines Namens war in der Online-Enzyklopädie Wikipedia ein Lexikon-Artikel über ihn zu lesen. Eine Google-Suche nach dem 31-Jährigen ergab mehrere Tausend Treffer. Das Foto seines Profils im sozialen Netzwerk Facebook wurde von zahllosen Online-Portalen kopiert und weiterverbreitet.

Die Nachrichtenseite „Business Insider“ veröffentlichte einen Screenshot von Adobolis Profil auf der Online-Plattform LinkedIn. Demnach studierte der Banker an der Universität von Nottingham und arbeitete bei der UBS Investment Bank im Bereich „European Equity Trading“. Britische Zeitungen wie der „Telegraph“ ließen ihre Reporter ausschwärmen und trieben unter anderem einen ehemaligen Vermieter auf. Zweieinhalb Jahre habe Adoboli in einer seiner Wohnungen im östlichen Stadtteil Shoreditch gelebt, sagte der 42-jährige Philip Octave den Journalisten.

Die Monatsmiete für das Appartement soll bei stolzen 4.000 Pfund (4.600 Euro) gelegen haben. Vor vier Monaten zog der Banker den Angaben zufolge aus. Er habe nie irgendwelche Probleme gemacht, wenngleich er nicht der Ordentlichste gewesen sei, zitiert der „Telegraph“ den Vermieter. Das Profil-Foto Adobolis auf Facebook zeigt einen dunkelhäutigen Mann in weißem Hemd, der sich mit halb geschlossenen Augen in einem Sofa zurücklehnt. Theoretisch kann es sich auf dem Bild auch um jede x-beliebige andere Person handeln. Britische Medien nehmen es jedoch als gegeben, dass er es tatsächlich ist. Als Indiz dafür wird auch gewertet, dass mehrere weitere Mitarbeiter der UBS in seiner „Freundesliste“ auftauchen.

Die übrigen Angaben auf dem Facebook-Profil sind alltäglich und harmlos. So hört er offenbar gern die Musik des nigerianischen Künstlers Fela Kuti und interessiert sich ansonsten etwa für die Arbeiten verschiedener Fotografen und für argentinische Weine. Kenner der Finanzbranche verwiesen am Donnerstag sofort auf die Ähnlichkeiten mit dem Fall Jérôme Kerviel – dem Banker, der 2008 bei der französischen Société Générale mit nicht genehmigten Transaktionen einen Milliardenverlust verursachte. Auch Kerviel war damals Anfang 30 und konnte sich nach wenigen Jahren in seinem Unternehmen Zugriff auf riesige Geldsummen verschaffen.

Kerviel wurde wegen Fälschung, Vertrauensbruch und unberechtigter Computernutzung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen den beiden Fällen allerdings doch: Adoboli wird bisher nur eines Vergehens verdächtigt. (dapd)